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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Gmelin, L.: Paul Pfann
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Gmelin, L.: Reichspost an die dekorative Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0200
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Reichspost und dekorative Annst.

307. Zimmerdecke in einer Villa zu Bogenhausen; Archit. p. pfann und
<8. Blum ent ritt, München.

beim Betrachten der genannten
Skizze verwandteSaiten erklingen
hören, die in ihin das Bedauern
wecken, daß die Skizze eben auf
dem Papier bleiben mußte.

Als Zeichner allein zeigt
sich uns pfann wieder in den
letzten Bildern (Abb. 3(6 und
3 s 8), einer Tanzkarte und eines
Erinnerungsblattes; erstere ist
ein weiteres Beispiel aus der
Reihe flotter Gelegenheitsblätter,
die pfann für Tanzunterhalt-
ungen des Münchener Archi-
tekten und Ingenieur-Vereins
gezeichnet, wie die früher in
unserer Zeitschrift gebrachten
Bilder^; — das Doppelblatt, zu
welchem der vornehme, in
grünem Leder (unter sparsamer
Anwendung von Gold) geschnittene und getriebene
Einband (Abb. 3(7) gehört, gibt die Adresse wieder,
welche die am Münchener Iustizbau betheiligten
Firmen und Künstler dein Baumeister, Prof. Friedr.
v. Thiersch, gewidmet haben.

Ausführungen, Skizzen, Entwürfe, Zeichnungen
pfann's lassen hoffen, daß von ihrem Urheber noch
viel Gutes zu erwarten ist, sobald ihm nur auch die
Aufgaben gestellt werden, die seines künstlerischen
Könnens würdig sind! G.

(pLichepost und dekorative (Xunsi.

S gab eine Zeit — aber sie liegt
schon lange, lange hinter uns •—,
da erhoffte man in dem jungen
deutschen Reiche ein neues Aus-
leben deutscher Kunst durch that-
kräftige Förderung von (Oben.
Es wurden auch einige bedeut-
same Anläufe dazu gemacht, aber schon der erste
Wettbewerb um den Entwurf zu einem paus für
den deutschen Reichstag ((872) verlief trotz schöner
Ergebnisse im Sande und erst beim zweiten ((882)
wurden die Grundlagen für das vor wenigen Jahren
eingeweihte paus gesunden; und wie ist an dem
Bau und seiner innern Ausstattung, an den Absichten
und Plänen der Architekten von berufenen und un-
berufenen Nichtkennern und Unverständigen herum-
genörgelt worden, bis schließlich der verdiente Künstler

fl ;8y6, kunstgewerbliche Rundschau, S. 29—3;.

auf die Ehre verzichtete, sich fürderhin als „unmaß-
geblicher Geschmacksrath" mißbrauchen zu lassen.
Besser gings mit dein Reichsgerichtsbau in Leipzig,
weil eben dem Künstler in Leipzig kein Reichstag
hineinredete. Unr so jammervoller wurde die Frage
des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. gelöst;
da wurden so lange Wettbewerbe veranstaltet, bis
schließlich einmal eine Lösung erschien, die der an
maßgebender Stelle von vornherein gedachten Ge-
staltung anr nächsten
kam — und all
die hoffnungsvollen
Sprossen originalen
Kunstschaffens wun-
derten zertreten auf
den Kehrichthaufen.

Unter den Be-
hörden, welche mit
Ernst die Kunst för-
dern wollten, steht die
Reichspost insofern
obenan, als General-
postmeister Dr. von
Stephan vor mehr
als einem Viertel-
jahrhundert es als
Grundsatz aufstellte,
die neu zu errichten-
den postgebäude im
Reiche jeweils dein
Stil der betreffen-
den Mertlichkeit an-
zupaffen; das soll voll

308. Fenster aus dem Treppen-
haus einer Villa zu Bogenhausen;
Archit. p. pfann und
G. Blumen tritt, München.
 
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