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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Lasser, Moritz Otto von: Die "Dresdener Bank" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0181
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277. Dresdener Bank in München. Entwurf von kjeilmann & Littmann. München.

(Bit „(Dresdener KanK" in
München.

u den am wenigsten erfreulichen
Objekten im Architekturbilde
einer größeren oder einer Groß-
stadt gehören heutzutage un-
streitig die Banken. Man war
da vielleicht nichts ahnend seiner
Wege geschlendert, gegangen —
da stürzt sich einem ein Eteinkoloß fast in den Weg,
drängt sich in der unfeinsten Weise auf: ein Bank-
gebäude natürlich! Erlaßt mir aber, bitte, dessen
Beschreibung. Wir kennen ohnedies alle genugsam
diese großen, steinernen Reklametafeln, dieses protzen-
tum in Erz und teurem Material, kennen die klassisch
sein wollenden Gebärden und der Renaissance falsch
angewandten Prunk, das unangenehme orientalische
Gehaben, das auch nach außen hin seinen Reich-
tum dokumentieren will.

Man kann übrigens getrost sagen, daß es auch
bei uns in München, in der „Kunststadt", in bezug auf

Banken nicht besser aussieht als anderswo, und wenn
beispielsweise der Architekturreferent einer Münchener-
Zeitung vonr „prunkvoll kalten Bau der Reichsbank"
spricht, so ist dies noch recht gelinde geurteilt.

Freilich — wir wissen es wohl — werfen da
die Unternehmungen ein, „aber wie sollen wir sonst
zeigen, daß wir über Kapital, daß wir über ein
großes Kapital verfügen, daß wir ,sicher' sind?"
Eine ganz falsche Frage und eine ganz falsche Ant-
wort! Denn erstens redet man am besten über seine
„Sicherheit" gar nicht. Wenn man erst davon
redet . . . Zweitens zeigt man, daß man ein ehr-
licher Mensch, ein solides Unternehmen ist, geschmack-
voll und am vorteilhaftesten dadurch, daß man sich
reserviert und einfach gibt. . . Banken sind — zum
Teufel! — doch nicht nur für Bauern aus dem
hintersten Winkel eines Gebirges da, denen ja ein
solcher Bau schließlich imponieren mag.

Eine Reform also in betreff des äußeren Auf-
tretens von Bankinstituten und ähnlichen Gebäuden
wäre wohl zu wünschen. Denn in der Kunst gilt,
vorderhand wenigstens noch, nicht der Reichtum, son-
dern der Geschinack, es gilt und soll nur das Gute

Kunst und Handwerk. 58. Iahrg. Heft 6.

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