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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Lasser, Moritz Otto von: Die "Dresdener Bank" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0182

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Die „Dresdener Bank" in München.

278. Dresdener Bank in München (Giebelschmuck der Lckpartie). Don den Bildhauern Düll und Pezold, München.

gelten. Auch ist es gänzlich unerfindlich, wovon ge-
rade die Banken das Privileg ableiten, die architek-
tonische Einheit und den Wohllaut ganzer Straßen-
züge zu zersprengen, zu zerstören, zum Schandmal
für ein ganzes Stadtgebiet werden zu dürfen.

So oder ähnlich muß denn auch der Aünstler,
mit dessen Schöpfung wir uns heute beschäftigen,
gedacht haben, da es galt, für die Dresdener Bank
die Farbe und die Form, die Umrißlinie und das
Detail zu finden. Jedenfalls steht fest, daß Architekt
Professor Max Littmann wie bei anderen Gelegen-
heiten so auch hier nach einer eigenartigen Lösung,
nach seiner Lösung der Aufgabe suchte. Und mit
dem geistvollen Geschmack, der ihm eignet, entschied
er sich weder für „bodenständig" um jeden Preis,
noch für einen eigenen „Bankstil" . . . nein, er ent-
schied ganz einfach zugunsten seiner eigenen Art
und Weise. Er vertraute seinem Stilgefühl; und
wie recht hat er daran getan! Denn er, der wirk-
lich moderne Architekt, hat uns noch stets sein
Bestes geschenkt, wenn er unsere Zeit frei in Ge-
bäude und großartige Anlagen umsetzen durfte; es
sei hier in dieser Beziehung nur an die einfach-schöne
Schöpfung „Mberpollinger", an die genial ausgeteilte
„Neueste", endlich an feine ebenso zweckmäßigen als
großzügig gestalteten Theaterbauten, an seine Reform-
theater erinnert.

Littmann suchte also — und fand auch die
neue, eiuc wirklich ansprechende Form für ein neues,
für ein zeitgemäßes Bankgebäude, für die Dresdener
Bank. Ganz schlicht eigentlich und dennoch groß,

ruhig und gerade deshalb vornehm steht sie da,
wächst sie vor dem Beschauer empor, und sie bildet
nicht nur einen architektonischen, sondern auch einen
malerischen Wert des Promenadeplatzes. Die Fassaden
— nirgends unter wuchtigen Ausbildungen, unter
zu starken horizontalen Gliederungen leidend — können
eben ihren hübschen Lokalton aufs vorteilhafteste den:
Lichte preisgeben, so daß das monumentale Eck-
gebäude besonders bei blauem Pimmel sehr elegant
in seiner diskret warmen Farbe aus der Flucht der
Bauten heraustritt. Bezüglich des Materials muß
benrerkt werden, daß es aus Paustein besteht. Der
Sockel ist aus Muschelkalk, die übrige Fassade aus
Aelhcimer Marmor. Schmuckstücke gelangten am
Äußeren nur spärlich zur Verwendung, wie ja auch
alle Profile inöglichst flach und einfach gezeichnet
sind — was zusammen eben das angenehme Ge-
samtbild ergibt. Was soll ich aber über den „Stil"
des neuen Baues sagen? Er geht in keines der
etikettierten historischen Fächer. Die Dresdener Bank
ist eben, wie gesagt, eine freie Tat. Sie weiß von
unserer Zeit. Noch ein paar Worte über den
plastischen Schinuck. Er setzt sich aus deu Putten
und Girlanden zwischen den Fenstern des obersten
Geschosses und den vier großen Figuren der vier
Elemente, die an der Ecke über der Attika hoch in
den Pimmel hineinragen, zusammen. And die Bild-
hauer Düll und Petz old haben ihn geschaffen
(Abb. 278—282).

So zeigt sich also die Bank von außen, kein
anderes Bild darbietend als etwa das eines noblen,

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