Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

DOI Artikel:
Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NOVEMBER

(58. Monatsbild (November); von Fritz Boehle, Frankfurt a. M.

(Aus deni „Frankfurter Aalender" (yos; von der Verlagsbuchhandlung von M. Diesterweg, Frankfurt a. M.,

giitigst zum Abdruck überlassen.)

bei Kanihka, dem Jndoskythenkönig, den er vor den Beginn
der christlichen Zeitrechnung setzt, um welche Zeit der Buddhis-
mus auch nach China kam. — Die Frage nach Beziehungen
zwischen Buddhismus und Christentum ist auch für die Kunst-
geschichte aufgeworfen, aber noch nicht befriedigend beantwortet
worden; doch machen es gewisse Züge der Gandharakunst
wahrscheinlich, daß ihr die Priorität zukommt, wofür auch ganz
allgemeine kunstgeschichtliche Erwägungen sprechen. — Der letzte
Abschnitt des von zahlreichen Lichtbildern begleiteten Vortrags
befaßte sich mit den Resten altindischer Malerei, namentlich der
Felsendenkniäler von Ajanta; was dort in etwa tausendjähriger
Arbeit die Kunst des Buddhismus geschaffen hat, ist bewunderns-
wert; in Formenrichtung und Durcharbeitung der architek-
tonischen und dekorativen Motive ist überraschend Schönes ge-
boten. Im ganzen kann man von der buddhistischen Kunst
sagen: die von Griechenland mit oder ohne persische Vermitt-
lung übernommene Schulung hat in Indien durch Assimilation
oder Umformung einen Stil geschaffen, der seine Wirkung auf
ganz Gstasien auszudehnen verstand. — Der Vortrag fand all-
seitigste Anerkennung.

Vierter Abend — den 2S. November — Gesellige Unter-
haltung. Da infolge eines Mißverständnisses der für diese
Wochenversammlung gewonnene Redner über den Abend ander-
weitig verfügt hatte, so beschränkten sich die fachlichen bzw.
wissenschaftlichen Erörterungen auf die Erklärung und Be-
trachtung der von G. v. M e n d e l s s o h n ausgestellten Schmuck-
sachen aus Eisen, von denen eine Anzahl in dieser Nummer
(Abb. (48—(57) abgebildet ist. )m übrigen pflegte man
gesellige Unterhaltung nach köerzenslust.

Fünfter Abend — den z. Dezember — Vortrag von
Kunstmaler Steinlein über „Die historische Entwick-
lung typischer Kunstformen". Der Vortragende er-
innerte in seinen einleitenden Worten daran, wie die über-
schwängliche Wertschätzung der griechischen Kunst jetzt einer
richtigeren Würdigung gewichen sei, die ergeben habe, daß
die als autochthon angesehene griechische Kultur auf der vor-
ausgegangenen westasiatischen Kultur erwachsen ist. Unterstützt

durch zahlreiche historische Belege wies der Redner die gegen-
seitigen Einflüsse nach und führte dann in einer Reihe von
Lichtbildern verschiedene Entwicklungsstadien einiger der be-
kannteren (Ornamente vor, insbesondere die Lotosblume und
ihre Ableitungen usw. Leider befiel den Redner ein Unwohl-
sein, infolgedessen er außerstande war, seine Ausführungen zu
einem gewissen Abschluß zu bringen. Der Vorsitzende konnte
daher den Dank des Vereins nur mehr in Abwesenheit des
Redners aussprechen, doch nicht, ohne auch Herrn Rechnungs-
rat Uebelacker für die Vorführung der Lichtbilder zu danken.

(Dorkrags-fprogramm für Januar 1908.

(Die Vorträge finden jeweils Dienstag abends 8 Uhr statt.)

Für den 7. und 2(. Januar konnte bei Redaktionsschluß
noch kein bestimmter Vortrag in Aussicht gestellt werden. — Am
(4. Januar hält Prof. Or. Siegmund Günther seinen Vor-
trag über „Altamerikanische Kunst"; — am 28. Januar wird
Architekt Franz Zell über Architekturbilder aus der Au vor-
trageu (mit Lichtbildern).

Auszug aus dem Protokoll der Ausjchußutzung vom
s. Oktober M7, abends 8 Uhr.

Die Tagesordnung betraf hauptsächlich die Ausstellung
„München (908". Der Vorsitzende, Prof. E. Pfeifer verliest
den hierauf bezüglichen Briefwechsel, wobei es fich auch um die
Errichtung einer Verkaufsstelle des Vereins handelte, erläutert
sodann an Hand der Pläne die ganze Anlage und eröffnet dann
die Diskussion, aus der sich ergab, daß der Verein auf die vom
Arbeitsausschuß betreffs Verkaufsstelle gemachten Forderungen
— doppelte Platzmiete, d. h. 24 M. pro (Quadratmeter und eine
zehnprozentige Steuer aus den verkauften Gegenständen — nicht
eingehen könne. Beschluß: der Vorstand soll neuerdings mit
dem Arbeitsausschuß in Verhandlung treten, für Platzmiete eine
Pauschalsumme aubieten, die verlangte zehnprozentige Steuer
aber ablehnen. — Gemäß der Aufforderung des Propaganda-
ausschuffes, während der Ausstellung einen Kunstgewerbetag
abzuhalten, wird der Vorstand beauftragt, in diesem Sinne
beim Verbandsvorort Schritte zu tun.

verantw. Red.: j)rof. L. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Aunftgewerbeverein. Druck und Verlag von R. Oldenbourg, München.
 
Annotationen