Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI Heft:
Heft 12 (Dezember 1926)
DOI Artikel:
Eckert, Georg: Einiges über die exacten Methoden und über die Wirkungen der heutigen Kunst- und Erziehungswissenschaften im Zeichen- und Kunstunterricht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0267

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
unft und Iugend

Deutsche Blätter für Aetchen-Kunst- und Werkunterricht

Zeitschrift des Reichsverbandes akad. geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich sür die Schriftleitung: Professor Gustav Kolb, Göppingeu
Druck und Verlag: Eugen tzardt G. m b. h. Stuttgart, Langestrane 18

6. Iahrgang Dezember 1926 tzeft 12

Einiges über die erakten Methoden und über die Wirkungen der heutigen Kunst- und Erziehungswifsenschaften
im Zeichen- und Kunstunterricht. Von G Eckert-Varmen. — Die Nengeitaltung des Zeichen- und Kunstunter»
richts in Bayern — Ne>>e Wege im Zeichen- und Kunstunterricht. Von Studienprofesior Braig-München.—
Weg und Abweg. Von Richard Rothe-Wien. — Möglichkeiten werdender Kunst. Aus „Fritz Ideler, Das
Bildnis" — Allgemeine Zeichen. — Gedächtnisausstellung für den verstorbenen Studienrat Emil Wolfer,
Ulm a. D-, Schwörhaus Von Pf. Arnold Goebel, Ulm aD — Buchbesprechungen. — Inserate

Einiges über die exakten Methoden und über die Wirkungen der
heutigen Kunst-- und Erziehungswisienschaften

im Zeichen- und

Von G. Eck>

Die folgenden Bemerkungen wollen gewisie Gegen-
sähe beleuchten, die sich immer mehr unter allen
Pädagogen, wie unter den Bertretern einzelner Lehr-
fächer im besonderen zeigen.

än unserer heutigen makerialistischen Kultur stehk
die Menschheit bei allen Lebensaufgaben vor Lebens-
fragen. än den Epochen geistig-künstlerischer Kulkuren
war das nicht so. Was sich heute als Frage bei wich-
tigen Lebensaufgaben im Bewutztsein der Menschen
einstellt, das hälk diese mehr und mehr von einer
unmiktelbaren Lebenstak ab, erst will immer die
problemakische Frage ergründek und geklärt werden.
So ist jede Lebensaufgabe den Menschen heute zum
Problem geworden und zwar besonders dem Teil der
Menschen, der in bewutzter Selbstverantwortung
handeln will. Handelt jemand aus dem Instinkt
heraus unmikkelbar und überzeugend, also unproble-
makisch, dann erhebk sich eine gewisie Bewunderung
oder ein gewisses Misitrauen, denn das richtige Han-
deln aus dem änstinkk heraus anzuerkennen, ist selbst
schon zum Problem geworden. Ünd bei genauer Be-
obachkung wird man es ebenso selten finden, wie
man wahres Künstlertum im alken Sinne heute findet.
Das übliche Handeln ist heute ein verständiges und
nüchkernes, es stüht sich auf die Erfahrung, die sich
aus dem Berlauf der Dinge ergibk und die durch
wisienschaftliche Beobachkungen erhärkek werden kann.
Welcher Ark sind nun die Äntworten auf die Lebens-
fragen, mögen sie von Einzelpersönlichkeiten, Ar-
beiks- oder Lebensgemeinfchofken gegeben werden?
Sie könen zurück in einer Prägung, die durch Er-
fahrung, Linstellung, Inkeresien und Temperament der
Einzelpersönlichkeiten oder Gruppen bestimmt wird,
und kreffen bei den Mikmenschen auf die verschie-
densten Gegensätze. Wer könnte eine Antwort auf

Kunstunterricht

r t - Barmen.

wirkliche Lebensfragen nennen — und solche sind
pädagogksche und künstlerische Fragen — die allge-
meingültig, d. h. wahr und ewig gülkig wäre?.
Sicherer erscheint es auf den Gebieken der relnen
Naturwisienschaft zu sein. Sie ergründet die Geseh-
mätzigkeit des physikalischen und chemischen Ge-
schehens und hat dazu ihre Mekhoden des exakten
Prüfens durch das Erperimenk und der Beweis-
führung für die Sinne herausgebildet. Sie bewegt
sich mik grotzer Sicherheik, wenn sie ihre Grenzen,
das flnnlich Wahrnehmbare, nicht überschrekkek. Mit
denselben wisienschaftlicken Methoden arbeiken aber
auch andere Wisienschaftszweige, z. B. die, welche
sich mit Menschen- und Seelenkunde, mit den Fra-
gen nach dem Sinne des Lebens, mlt Kunst und Pä-
dagogik beschäftigen. Sobald sie bei ihren For-
schungen die physiologischen, noch im materiellen Sein
sich vollziehenden Borgänge verlaffen, operieren ste
weiker mit der naturwisienschastlichen Beweismethode,
jetzt aber ohne die Erfahrung, auf die stch eine solche
Mekhode stützen mutz. Äls Ersatz für die jetzt fehlen-
den Beobachtungen dienen nun TheoriSn, Zahlen,
Tabellen, Skakistiken. Mes muß so im Quantikativen
skecken bleiben. Aeber die Qualikät elner Empfindung
rok z. B. kann nichks ausgesagt werden. Mas flch auf
solchen Ergebnisien aufbauen kann, können nur Kom-
binaktonen, Spekulakionen, Theorlen sein, nichks als
leblose abstrakke Gedankenformen des Berstandes.
Eine solche Einstellung des Menschen forderi das
heutige wisienschaftliche Denken auch bei ber Er-
forschung seelisch-geistiger Borgänge. Eine solche
Denkweise wird aber in ihrer Ark niemals eindringen
können in das Fließende, flch ewig Wandelnde des
organischen Lebens, wie in die Seelen- und Geifies-
gebieke der menschlichen Organifation. We ihre
 
Annotationen