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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 5 (Mai 1928)
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Illgen, Kurt: Die ''freie Schülerzeichnung'': als Wertmesser für das Ausdrucksvermögen und ihre Brauchbarkeit bei der Aufnahmeprüfung an höheren Schulen, ein praktischer Vorschlag
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Zwiener, Bruno: Die Zeichenaufsätze unserer Sextaner
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0144

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2. Von de» 18 guken Zeichnern mit Zensur 2 ist
einer nichk nnfgenommen, der Schiiler der
cinch nicht empfohlen mar. Er ist erst 91^ llahr
alk nnd kann eine zeichn. Ausnahmebegabnng
sein. Grundschnle hebk zeichn. Begabung hervor.

3. Von den 3 schlechten Zeichnern (3b) sind zwei
anfgenommeni einer davon versuchsweise und
nicht empfohlen. Der andere ist älter, nach dem
Grnndschnlnrteil mehr passiv als aktiv, seine Lei-
stnngen sind anf grolzen Fleisz zurückzuftihren.

1. Von 1b LNchtempfohlenen haben 11 gut gezeich-
net (2a—2b), von den 11 sind aufgenommen.

o. Von 2 Schülern, denen abgeraten war, hat einer
gnk gezeichnet und einer genügend. Beide ver-
snchsmeise aufgenommen.

Znr Erklärung: Dem Zeichenlehrer ist vor
der Beurteilung der Zelchnungen kein Grundschul-

zeugnis und keine Prüfnngszensur bekannt ge-
wesen.

Aus Borstehendem soigt endgültig:

3ede Ausdrucksmöglichkeit musz beachtet werden,
auch die zeichnerische bzw. bildhnfte.

Zeichnen ist Ausdrucksmittel wie Schrif! und
Sprache. Ausgedrückk werden Borstellung, Phan-
tasie, logische Zuscimmenhcinge — wie im deutschen
Aufsah. Diese Seeleninhalke und -vorgänge können
auch aus der Zeichnung herausgelesen werden. Folg-
lich kann auch auf den geistigen Zustand deS Schü-
lers geschlossen werden, z. B. bei einer Aufnahme-
prüfung.

Wenn der ganze Mensch erkannt werden
soll, dann isk dle Prüfung im zeichn. bzw. bildhaf-
len Ausdruck als notwendige, wertvolle Ergänzung
zur Deulschprüfung anzusehen.

Die Zeichenaufsätze unserer Sextaner

Bon Brun

Dasz ein Zeichennufsah etmas sehr Schöues ist,
das können nuch schon unsere kleinen Sexkanerlein
bestätigen: das beweist den Elkern daheim und den
Berwandken die Skille bei der Arbeit und dem Leh-
rer im Ilnterrichk der Eifer, mit dem an die Lösung
hernngegangen wird. slawohl, ein Zeichenaufsak
i st w i r k l i ch e ! wnS F e i n e s : viele von euch
wissen daS noch nicht, sie können sich aber beskiinmk
iiun schon leichk vorstellen, worum es sich dabei
handelt. Wer nber noch Genaueres darüber erfah-
ren will, der mag einmal schnell hier in unseren
Klassenraum hineinspazieren, — es kostet nichts —
und einige Sihplähe sind auch noch frei, und mag
zuhören, was unsere Seztaner nun erzählen wer-
deu. Die bringen sich nämlich selbst schon auf man-
cherlei Gescheites, ohne dasz sie der Lehrer ab-
fragk. Aufgepajzt, Karl Kullerknvpf hebk den Arm:
„Herr Lehrer, ich sollte Sie daran erinnern, dasz
wir heuke eineu Zeichenaufsah anfertigen wollen,
wie müssen wir das machen? Können wir als Ueber-
schrift die schöne Laufschrift schreiben? Darf ich die
Blockschrift verwenden? Darf ich mit der Redis-
feder schreibcn? Kann man auch ein Ornamenk an-
bringen? 3ch möchte den ersten Vuchstaben ver-
zieren: darf ich? Und eine kleine Zeichnung dazu,
ist das richtig?" Aun, da.haben wir'S ja schon, das
alles gehörk mit zum Zeichenaufsah. Und für heut'
dürfk ihr auch das Aufsahthema einmal selbst wäh-
len. Dafür aber mühk ihr mir alle eure „Ueber-
schrlft" in einer guken Zierschrift, also ni'cht nur
so schnell mit der geivöhnlichen Feder und mit
schwarzer Tinte schreiben. Nein, ihr versuchk, mit
dem Blei obeu ganz fein daS Thema zu schreiben
uud daun vielleicht mit roker Farbe auszumalen.
3hr könnk aber auch bald die guke Kunstschrift-, die
AediS- oder die — Feder in den Federhalter stecken
und mit Farbe die Vuchstaben malen. Das wäre
Nlimmero einS. Also eine schöne, gemalte „Ueber-
schrift" in Schreib- und Driickbiichskaben. „Worüber
wird wohl der Frih Lüktjebohm schreiben?" Ueber:
„Mein Aqunrium". Schön, und der Günther Wun-
derlich? Ueber: „Zeppelin III". „Und darf ich einen
Zeppelin malen, der oben über die Schrifk fährt

Z w i e n e r.

und grad Flugzettel abwirft?" „Aber ja, daS sollen
ja auch die anderen versuchen, Frih Lllttjebohm ein
Aquarium, Karl Kullerknopf die Blumen, über die
er im Aufsah schreiben wird, und der Merner Grade-
macher die Aumplerkaube, von der er uns etwas
crzählen will. Wer weisz niin noch kein Aufsah-
lhema? Drei, nun, das isk nicht schlimm. Du schreibst:
„Mein lehier Wanderkag", und zeichncsk vielleichk
obenhin einen Wanderhut mit einein Skräuhchen
daran, und du schreiblt über den Flettner-Äotor, und
du von deinem Stavilbaukasken."

„Halt, halk, gczeichnet wird noch nicht, wir sind
noch lnnge nicht ferlig. Der eine möchte eS gern
so anfangen, der andere anders, das ist richlig. 3e
mehr wir also vom Zeichenaufsah wissen, umso schö-
ner können wir ihn ausskellen. Der eine von euch
wollke gern und sicherlich doch an den Nand eln
schönes Ornamenk haben. Necht so, daS verziert,
schmllckt und faszk nlles recht gut zusammen. Eine
ganz einfach schlichte Wellen- oder Zickzacklinie in
blau oder rok genügk und die nimmt auch, mik der
Redisfeder geschrieben, nicht viel Zeit in Anspruch.
3eder llberlegt sich's fein. Drei hübsche Dinge haben
wir schon, mit denen wir unseren Aufsatz schmücken
können: die schön gemalke oder geschriebene Ileber-
schrift, die klcine Zeichnung darllber (die übrigens
jeder zeichnen oder malen kann wie er will, mit
Blei, mi! Feder, mit den Bunkstiften mit dem Tusch-
kastenpinsel), und das kleine Ornament, die selbst-
gemnlke Zierleiste am Rand. Und doch qibt es noch
mancherlei weitere Ausschmückungsinöglichkeik. Denkt
euch eininal euren ecsten Buchstaben im geschriebe-
nen Aufsahtext säiön grosz gemalk und verzierk. Solch
reichgeschmückte Anfangsbuchskaben, die sogenann-
ten 3nikialen, findet Ihr übrigens in jedem gut aus-
geskatkeken Buch. Dort seht ihr euch einmal diele
Dinge an und ihr werdek mir rechk geben, das sieht
gefällig aus und wlrd garnichk so schwer sein.

3a, nun noch zum Tezk selbst, den ihc schreiben
werdet. Kennk ihr die neue Sütterlinschrift? Eure
ABC-Schühenbrüder und -schwestern schreiben sie
jehk. Diese Sütterlinschrift wirkk in ihrer skeilen
Halkung und schönen offenen Form, vor allem, wenn
 
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