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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 5 (Mai 1928)
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Illgen, Kurt: Die ''freie Schülerzeichnung'': als Wertmesser für das Ausdrucksvermögen und ihre Brauchbarkeit bei der Aufnahmeprüfung an höheren Schulen, ein praktischer Vorschlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0143

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119

2. Sluse stcheii <Aaumdarstellung deuklich erkenn-
dar, aber aus verschiedenen Gründen miszlungen;
Figur — bereicherles Schema, gemischt mit Erschei-
uuiigs- und Wirlilichlreitsformen). Wer auf
üieser Stufe steht, erhült das Urteil: gut, Note
2i>, 2, 2d: wer dle 2. Slufe überschrikken hat —
sehr gut, Noke 1d, 1: wer die 2. Stufe noch nicht
erreichl hak — genügend, Note 3a—4.

5. Aei der genaueren Zensierung sind m!t zu beach-
len: Phankasie, Aienge der Borstellungen, Auf-
sassung deS Themas, Darstellung der Hauptsache
uiiü ücs Lharallkez'iskischeii, der persönliche Stil.

(i. Ob dies AuSdrucksvermögen ein Schüler durch
Aegabung sbezw. Aeranlngung) oder durch Fleiß
lllebung) erreicht hat, lianN bei einer derartigen
Lllifnnhmeprüfung (wie auch bei Deutsch- und
Nechenprüfung) nicht feskgeskellt werden.

7. Nebenbei liann auch auf Sauberkeit geachket wer-
den, ebenso auf pathologische Erscheinungen.

IV.

Ergebnisse. (Aus der Aufnahmeprüfung 1926.)

/I. Allgemeines: Eine „Fähiglreitsprüfung"
im bildhafken Gedankenausdruck kann und will
ii i ch t die gesa m k e llnlelligenz deä Schülers fest-
siellen. Bildhafter Ausdruck will au.ch nicht als
auSschlaggebendes, alleinigeS Mittel für die soge-
iiannke „Fähigkeitsprüfung" angesehen sein, sondern
iiui als T e i l p r ü f u n g s m i t t e l wie Deutsch:
deiiu „Zeichnen ist ein Llilsdiucksmitkel wie Schrift
uud Sprache". Dresdner Lehrplan. Dr. Zornoff-
Dresden selzt Zeichnen in bezug auf Bedeukung als
Bildungs- und Ausdrucksmiktel für die Seelenkräfte
an üie 3. Stelle: 1. Deutsch, 2. Geschichke, 3. Zeich-
iieu. (Siehe 1. Beröffenklichung des S.PH.B.)

Besonders mit dem schrifklichen und mündlichen
Vcdankenausdruck in der Deukschprüfung KLnneii
Bergleiche hergeslellt u»d dadurch Bestätigung
deS D e u t s ch u r t e i l s herbeigeführt, aber auch
E r g ä n z u n g e n dort hinzugefügt werden, wo die
Bildsprache der Work- und Schriftsprache llber-
legen isk.

Bcsonderer Nachdruck musz darauf gelegt werden,
dast es sich hierbei n i ch k um eine Zeichenprü-
suug hnndelk, sondern um ein Erkennen des ölnnen-
iebcns des KindeS durch bildhafken, eigenschöpfe-
rischen Ausdruck. Schöpferisch nicht in dem Sinne,
üasz nach Erzählen einer Geschichke diese be wieder-
erzählk lschrifklich, mündllch oder bildhaft) werden
soll, soiidern so: das von dem Kinde selbtändig und
zufällig Veobnchkete und innerlich Berarbeitete
iBorstelluiigs- und Phnnkasiewelt) soll bildhaft aus-
gedrückr werden. DnS geschiehk bereits von Kin-
dern, die erst 4 3ahre alk sind, ohne jegliche Anlei-
luiig uiid Ilebung. Geskalkungskrieb! Die sogenannte
„lechnische Ferkigkeik" bleibt hierbei vollkommen
austcr Vekracht.

Wie in sedem Fache, köiinen auch bei Beurtei-
iuug der Zeichnungen „3rrkümer" vorkommen, die
begrttndet sind enkweder in der Ärk'dös Themas, im
körperlichen und seelischen Zusiand des Schülers
oder im Mangel an Fleiß. Der Schüler war in sol-
chen Fällen vsrhindert, sein Hnnenleben in der rich-
ligen Weise kundzukun.

8. Vesonders: 1. Bergleich z w i s ch e n
Zeichnen und Deutsch:

67 Ilrkeile des Zeichen- und Deukschlehcers der
höheren Schule (Durchschnitt berechnet) sk i m m e n
in 64 Fällen überein (mit geringen Abwei-
chungen von 1—2 Gcad),

also nur 3 starke Abweichungen von
3 und mehr Grad:

u) Schüler li: Zeichn. 3, Deutsch 2, allerdings im
schrifkl. Gedankenausdruck auch die 3.
b) Schüler ü: Zeichnen 3b, Deutsch 2. Die Zeichen-
zensur muszte besonders herabgedrückk
werden, weil er einer von den äl-
teren ist (ebenso bei Schüler X): er
hat wenig fertiggebrachk, weil er
zweimal angefangen hat.

Aeide waren empfohlen und sind aufgenommen
worden.

e) Vei Schüler "W ist's umgekehrt (einziger

F a l l): Zeichnen 2, Deutsch 3b—4.

Schüler VV: nicht aufgenommen und nicht empfoh-
len. Grundschulurteil erwähnt besonders die zeich-
nerische Vegabung. Mährend die ersten beiden
Schüler älker sind (1014 und 10?L 3ahr), ilt IV. jung
(914 3ahr). Daraus erklärt sich vielieicht die ge-
ringere Leistung in Deutsch. Vei der Zeichenbeur-
teilung isk das Alter berücksichtigk worden.

Mit Äusnahme dieser 3 Fälle, die eine E r g ä n -
z u n g für den Deukschlehrer bedeuken, rvird also
das Ilrkeil des Deukschlehrers vom Zeichenlehrer im
grojzen ganzen bestätigt.

Älle sehr guken Zeichner haben auch sehr gute
Deukschleistungen aufzuweisen, sogar auch gute
Nechenleistungen.

Diesen lehken Sah hak auch Kerschensteiner als
Ergebnis ungefähr so festgestellk, daß alle hervor-
ragenden Zeichner eine ebenso hochenkmickelte allge-
ineine Onkelligenz regelmäszig aiifweisen. Doch sei
dieser Sas; nicht umkehrbar. (Ske. 487.)

2. Bergleich zwischen z e i ch n. und
schriftl. G e d a nk e n a u s d r u ck. 3m Grunde
ist die Zensur im zeichn. Gedanlrenausdruck auch
nur eine Einzelzensur wie z. V. im schriftl. Ge-
dniikeiiausdrucli. Bon 6 7 stimmen 11 1l r k e i l e
im zeichn. unü schriftl. Gedankenaiisdcuck n i ch t
überein. Bielleiclzft sliegt der gröjzere Ilnker-
schied daran, dast der zeichn. Gedankeiiaiisdruck
das rein Eigenschöpferische mehr verlangt, als der
schriftl. Gedankenausdruck nach einer Borerzäh-
lung. Hierbei sind alle Gedanken und Sähe ge-
geben: Gedächtniskünstler kommen leichter auf ihre
Äechnung. Oder die 11 sind Schüler, die sich bild-
haft besser bzw. schlechter ausdrüclren lrönnen als
schriftlicy.

3. 3m Bergleich zu den Deutschurteilen der
Grundschule skimmen 5 Ilrteile nicht
ü b e r e i n. Alle sind vom Zeichenlehrer schlechter
beurkeilt, als vom Deuksch-Grundsä-ullehrer. Ber-
schiedene Mahstäbe der einzelnen Schulen können
daran schuld sein.

Zusammenfassuiig und E n d e r g e b n i s:
1. Alle 14 besten Zeichner (1b—2a) sind aufgenom-
men (1 davon nichk empfohlen). Stimmt auch
mik Kerschensteiners Sah überein.
 
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