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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

DOI Heft:
Heft 9 (September 1928)
DOI Artikel:
Hermann, Hans: Gustav Britsch und die Kunsterziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0289

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234


Z» dem Anssalj vo» tzmis tzeirniiiilii iwer; Giistnv Vritsch iind die Kniisterziehmig

Gustaf Britsch und die Kunfterziehung

Hcms Herrmanii,

Seit qercuimer Zett isl mnir stewvhiik, den Zeichen-
iinlerrichlnlS dnsHniiplinstiiimenl derKnnsler.iiehiina
nnziisehein Die linnsler.iieherische Aewestiinn isl ein
Kind des 19. Inhrhunderts nnd eä isk liein Zusall, das;
der Ruf nach liiinsklerischer Allciemeinbildnnci ersl in
einer Zeit ertönte, dn der Slrvm des linmiltelbnren
Schnsfens am Bersiesten mnr.

Die Aesvrmbestrebuniien nnhmen vvn Encilnnd
ihren Ausjsniist. 2ohn Äusliin erhob seine Slimnie
und er ivurde in üer stanzen zivilisierten Melt qe-
hörl. Es gelnnn ihm jedoch nichk, dns Problem bei
der Wurzel zu fnssen, sein Augenmerli wnr zu sehr
nuf das Elhos des nligemein Akenschlichen gerichlek.

Mie sehr man sich liber das eigenlliche Ziel im
unlrlnren war, zeigte sich deuklich in der schwnnlien-
den Eiikwiclilung: bnld hiell mnn die Nnchnhmung
nller Slile slir dns Äichlige, bnld wurde die Nnlur
nls Netterin gepriesen, bald die Missenschnsl oder
die Handserliglieik.

9n Hnmbucg suchie Lichtwnrli durch die Förderung
gebildeker Dillekanten die Klufk zwischen Künstler und
Voili zu liberbriiclien. Durch die mnngelnde Einsicht
in das Wesen der liiinstlerischen Tnkiglieil wnr dieser
an sich gllicliliche Gedanlie zur Ilnfruchlbarlieil ver-
dammk.

2n Httmburg wurde nuch zuersl dns Problem der
Kiiiderzeichnung nufgegriffen und seikdem isl eä nichk
mehr nus den Erörlerungen gewichen. Aber nuch
hier sehlte die grundlegende Erlienntnis, eine Iln-
summe von Arbeit und ehrlicher B,egeisterung wird
heute noch nuf sinnlose Bersuche verwendek, die nur
zu sehr geeignek sind, die gnnze Bewegung in Mifz-
nredit zu bringen.

flch weise nur hin auf Chr. Nnllers „Kllnstlerische

Werl fWeslf.)^

Erziehung nus eigengesesjlicher Krnst", in dem die
nbsvnderlichslen Bersuche empsvhlen werden, oder
auf jene weikverbreilete Arl, die an der Fabulier-
freude der Kinder ihr Genügen findeli sie liam
zum bezeichnenden Ausdrucli in dem Aufsnhe von
I. G. Specht „Bom schaffenden Kinde" lKunslwart
1927/9).

W. Äein sngk einmal: „Nur das wird von unS
festgehalten und in der Tiefe erfnfjt, wozu verwandle
Borstellungen und Gefllhle bereikligen". Ilm diese
der iiünstlerischen Geiftigkeit verwandken Borskellun-
gen zu pflegen, halte schon Lichkwnrli den Dilleknn-
tismus gefördert und jeder, der sich berufe» flihlle,
nus seine Weise bei der Kiinsterziehung mikzuwiriien,
lnt dies in dem guten Glauben, daß er eben jene
Borftellungsliomplexe entwickle. lieber deren Wesen
nber wnr maii völlig Im unlilnren.

Dns ist heute anders gemvrden. Gustnf Brilsch
, hal unS alS unschnljbares Geschenk seine „Thevrie
der bildenden Kunst" vermacht und damil ein Milkel
an die Hnnd gegeben, jene rvichkige Aufgnbe der Er-
ziehung zu lösen. Die Skusen des lillnsllerischen Bvr-
slellungslebens, die dem Kinde zugnnglich sind, wur-
den von Brlksch und Kornmann in eindeuliger Weise
formuliert.

Wenn mnn von Britsch redel, dnrf/mnn einen
Atnnn nicht vergessen, der bereits vor ihm ein enl-
scheidendes Mort sprach, der zuin ersten Mnle die
Leistung des Kiinstlers als eine Erlienntnisleisliing
bezeichnete,*E ich meine Conrnd Fiedler. Freilich

* Wir werden in einem späteren tzest nuf diesen Anfsniz zn-
rnckkommen. Die Schristl.

^ Eotha IÜ24.

***R^j,^ W, „Bildcnde Knnst nnd Schnle" Langensalza 1II03.

**** „Conrad FiedlerS Schristen iiber Kunst', Mnnchen IlUit.
 
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