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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 10 (Oktober 1928)
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Kornmann, Egon: Die methodischen Folgerungen aus der Kunsttheorie Gustaf Britschs: Vortrag, gehalten auf dem VI. internationale Kongreß für Zechnen und Kunstunterricht in Prag
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Schubert, Paul: Allerlei Nachdenkliches über Kunsterziehung und Kunsterzieher, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0325

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gencimüL» ExprMcmismuS hni mit dem freien Ar-
beiten auS der Vorstellung eine Fiut von Maniec
im Gefolge gehabh eine Flnt vvn leeren Formen,
die vhne jede innere B'eleilignng wie Phraien ab-
gewandell werden. 3ch ,;eige deShalb zu diejer un-
geslalleten Mitursludie daS Gegenstiick im Zeichnen
deS Iugendlichen, eine BorstellungSzeichnung, die ein
lppischeS Beispiel des ManieriSmus ist, Abbiidung8.

Zwischen diesen beiden Ej'lremen, zwischen dem
uugeslallelen nnd geisllosen Projizieren der Aainr
und zwischen dem unerlebten und unerslillten Hand-
haben erstarrler Formen, zwischen diesen beiden Ge-
fahren der Kunst gilk es, daS Schiff der Knnst-
erziehung hindurchzulenlien auf das Ziel reiner
Qualität. Das scheint mir das Zanptproblem der
Kunslerziehnng zu sein, vor allem auch in der lüinsk-
lerischen Berufsausbildung. Zmei Gewiszheiten sind
es, die uns anf diesem schwierigen und schmalen
Weg immer die Orientierung geben liönnen. Ein-
mal die immer wieder rein Hervorbrechende unver-
bildete Geslaltungslirafl der ängend. ünd als zwei-
les der Werdegang des Besten, mas in Iahrtausen-
den an mahrer bildender Kunsk geschaffen morden
isl. Diesen Werdegang in seinem Wesen erlrannt zu
haben, das isk es, mas Gustaf Brüsch der Kunstpäd-
agogilr als zuliunftsreiches BermächkniS hinlerlassen
has..

Der liunslerzieherische Gedanke üt seit der Zeit
Lichkmarlis i» dauerndem Flujz gehlieben. Er er-
hielt mesenlliche neue eimpulse durch dle Forschungen
-er Kinderpspchologie. ünd wir slehen ja heule nvch
milte» in einer liiinslerzieherischen Bewegung, die
n»f dieser Enldecliung der Gellallungslirüfle deS
KindeS die Kunsterziehung neu begründen mill. Es
ivurden grundlegende pspchologijche und slatistische
Untersuchnngen über dns lünüliche Zeichnen gejchas-
sen, ich brnuche hier nur an daS grvs;e Werli Ker-
chensleinerS zu erinnern. Diese Unlerjiichungen mur-
den von Pspchologen und pspchologisch orienkierten
Pädagogen geschnsfen.

2lber — daS Kernproblem der lüinstlerischen Gestal-
tuiigsleislung, die Frnge der bildnerischen Qualilät,
uin die eS lehlen EndeS bei der Kunslerziehung gehl,
isl nichl ein Problem der Pjpchvlogie, sondern der
Erliennlnistheorie. Denn es ist durch die Forschungen
Britschs lünr gezeigt, das; bilduerische Geslallung
eine Leislung der menschlicheu ErliennlniSiiräsle ist.
Das Wesen dieser Leislung isl ein erlieuiüuismäsjiges,

es ist nicht allein zu verstehen aus den seelischen
Begleilumständen des Schaffens, so menig wie es
zu verstehen ist aus der Deutung der gegenständlichen
oder seelischen Inhalle der Gestallung.

Die bisherige Kinderliunst-Forschüng'wär vorwie-
gend eingestellt auf das, was in der Kinderzeichnung
noch nicht da ist. lihre Bewertung war dementspre-
chend eine vormiegend negative. Sie sprach von
Kinderfehlern und sah die Aufgabe der Lrziehung
darin, dasz diese Kinderfehler mvglichst bald Uber-
munden würden. Britsch dagegen zeigl daS Bositive
im lündlichen Schaffeni er legt darin die Wurzeln
alles lüinstlerischen Gestaltens lüar zutage. Wir
sehen die zeitlose Gelkung der liindlichen Geskalkung,
wir erliennen ihre Rentität »üt der Frühliunst aller
Böllrer und Zeiken. Wir sehen, mie die Kunst nütten
unter uns sich jeden Tag verjüngt, wie jeder junge
Mensch sein Gestalken beginnt wie ein junges Bolk
am Änfang seiner Kulkur. Auch fllr die Kunst gilt
das schöne Wort, dasz die Jugend die grosze Glüais-
chance der Btenschheik ist.

Dieses reine Gestalten des Kindes wollen wir ganz
rein erhalken von aller Zersetzung durch die intelleli-
tualistischen Ziele der Naturdarslellung, rein von
allem Kitsch. Wir wollen es rein weilerführen und
glauben, danüt ein Fundament fllr die Zuliunfl zu
iegen, von dem aus alle Ilnliunst unserer Zeit ein-
mal wird überwunden werden liönnen. Es ist daS
Berdienst Gustaf Britjchs, das Wesen der bildend-
liünstlerischen Gestaltnngsliräfte und den Meg ihrer
slusenweisen Enlfallung am tlefslen erlinnnt zu
haben. Zn seiner Forschung haben mir daü missen-
schaslliche '-Aüslzeug zum 'Llusbau einer sachlichen
Melhode der lüinstlerischen Erziehung. Wir brauchen
uns nichk mehr anf die Nakurwissenschafk zu stühen,
denn sie isl fllr Las Geistige der Gestaltung nicht zn-
ständig. Wir brauchen uns aber auch nicht mehr
allein auf die Pschologie zu stühen, denn so werl-
vvll sie der Pädagogik ist, so linnn sie doch nur e i n e
Seite des geistigen Problemes der liünstlerischen Ge-
stallung erfassen. Wir haben jeht diejenige GeisteS-
wissenschaft, bie wir brauchen, um das Kernproblem
der liünsllerischen Erziehung zu fassen: die Lrziehung
zur bildnerischen Qualikät.

Diese Wissenschaft — die Theocie Gustaf Britschs
— in die liunskerzieherische Bemeguna eingeführk zn
haben, das ist nnser Beikrag zu dem Ziel, dem unser
aller Arbeil gill: einer lüinsllerischen Kullur der
Zuliiinst.

Allerler Nachdenkliches über KrmsterZiehung nnd KunsterZieher

Bon Paul Schubert, Franlisurl a.M. (

' Vchliüist

Bou den Ausslellungen von Schülerzeichnungen
mird immer verlnngt werden, dajz sie nach nuszen
und in sich ehrlich sind. Sie sind es, wenn z. B. nur
a» gulen Arbeilen gezeig! merden soll, melche Auf-
gaben der Zeichenuiüerricht hat und bis zu melchem
Grade er sie lösen liann. Ehrlich sind sie, menn ge-
sagt mird, dasz die Enkwiclilung eines Aufgaben-
gebietes sMenjch, Pflanze usm.) durch mehrere Klas-

* Druclfehler: Im ersteii Tril dteses BiilsnbeS lii tzest v iiiiiij
eS niis Seite UW, Spnlle L, Zclle M stnlt Znhörer helsten Zeicheu-
imterricht imd iiiif Seite LiHl, Spnlte L, Zelle 12 stntt „Vrbtpik-
tiis" selbstverstiiiidlich „VrbiL piktiiS,"

sen vorgeführl merden svll. Am ehrlichsten sind sie,
wenn neben den schön plazierlen Arbeilen a n ch
alle nndern in demselben Zeilabschnilt angeser-
iiglen ^lrbeiten znr Einsicht beigesügt merden. Ehr-
lich sollen sie angeblich vor nllem erst dnnn sei»,
wenn der Zeichenlehrer in lieine der Arbeiten
„hineinkorrigiert" hat, und Dr. Hartlaub sprach in
seinem Borkrag in KarlSruhe in bezug hieranf von
„einem frommen Bekrug" der Zeichenlehrer. Hier
stossen mir wieder nuf eine Aeberlreibiing, die sich
auch in der Ausforderung Dr. Harllaubs nn viele
Kunstlehrer findet, in der er um Einsendung von
 
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