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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 1 (Januar 1928)
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Ulmer, Karl: Kaltnadelarbeim im Klassenunterricht
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Koch, E.: Radieren auf Preßspan
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0024

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Kaltnadelarbeit im Klassenunterricht *

Von Oberlehrer Almer, Vlankenburg a. Harz.

Der Linolschnltt hatte unS langere Zeit in aus-
gieblger Welse gepackt. DaS DruÄcen der Platten
brachte die Vesprechung anderer graphischer Ver-
fahren m!t sich. Der Hochdrnck wnr da, aber er
gentigte nichk der Llrbeilsgemeinschaft der Sekun-
daner. Der Trieb, neues Land zu enldecken, neue
Gednnken und Empfindungen durch ein neues Ma-
kerial nuszudrncken, die Enldeckerfreuden, sie
waren zu grosg uüi an dem einmal Lrreichken fest-
zuhalten. Theorie konnke nicht fcsseln, es muszke sür
iieue Tätigkeit gesorgl werden. Da kam uns das
Gliick in der Gestalt einer gebrauchken nber sehr
gut nrbeitenden Menzelpresse enkgegen: eine köst-
liche Fundgrube neuer SchassenSfreude. Aillige,
kleine Zinkplallen waren bald besorgt, eS brauchke
ja slir den Anfnng kein koskbnreS Material zu sein.
lieder Schlilcr bekam eine Äadiernadel, die ver-
schiedenen Slärken wurden se nach Vedürfnis aus-
gekauscht, und das lnstige Einriszen in die Platten
hegann. So enlstand eine Fiille von Kaltnadel-
arbeiken, die ieden einzelnen mit den Tücken des
Makerials beknnnk machke. Nachdem auf diese
Weisc werlvolle Erfahrungen gesämmelt waren,

wurde die nächste Arbeit mil ruhiger Ileberlegung
nach einer kleinen Skizze überkragen. Als bei die-
ser Plalke die ersten Abzüge aus der Presss kamen,
da war kein Halten mehr. Hatke man die erste
Arbeik mehr oder weniger als Versuch bekrachtet
und war dem Abdruck ekwas skepkisch gegenüber-
gekreten, so brachte die zweike Plakke in ihrem Ab-
zug das Ergebnis einer wohl durchdachten Arbeit,
die mit vieler Miihe, grojzer Sorgfalt und Ausdauer
erkämpfk war. Das Erstaunen liber den Erfolg y>ar
grosz, die Bcfangenheit gelockert und die Freude am
weiteren Schnffen gcweckt. Von nun an wechselken
die Arbeitcn in reicher AuSwahl je nach Fähigkeit
und Kraft des Einzelnen. Die oinen bevorzugken
ihrer Veranlagung nach mehr freies, bildhaftes Ge-
stalten, die anderen mehr angewandte Graphik, so
dasz der in jedem Menschenkind liegende schöpfr-
rische Tätigkeitsdrang zu seinem Nechk kam. Diese
schlummernden Keime des Tätigkeltsdranges zu
wecken und durch sachgemähe Pflege zur großmög-
lichsten Entfaltung zu bringen, muß stetS die vor-
nehmske Aufgabe der Erzieher blsiben.

Radieren auf Preßspan

E. Koch, Schw. Gmünd.

Der Unterricht im bildhaften Gestalten betritk neue
Wege und verwendel neue Ausdrucksmiktel. Zu den
alibewährlen Geslallungsmilleln wie Vleistisk, Aunk-
stift, Pinsel und Feder gcsellen sich neue Arken der
Sestallung: der Scheren-, Messer- und Federschnikk,
das Papierreijzen, der Pgpierdruck, der Linol- und
Holzschnikt und das Radieren. Sie alle bringen will-
kommene Abwechslung, Belebung und Bereicherung
in den Unkerricht. Besonderer Aelieblheit erfreuen
sich bei den Schülern diejenigen Gestalkungsarken,
Lie zugleich der Vervielfälkigung dienstbar gemachk
werden können, so neben dem Linolschnikk besonders
das Andiere n.

Das Rndleren ist im nllgemeinen nur da möglich,
wo eine Tiefdruckpresse zur Verfiigung stehk. Wenn
auch die Technik des Vndierens den Schiilern keine
ailzugroszen Schwierigkeiten bereikek, so isk man beim
Drucken auf die Presse angewiesen. Es lassen sich
wohl auch Abziige mit der Hand ohne Zuhilsenahme
der Presse herstellen, nber diese Arbeik erfyrdert
vlel Uebung und lüszt selken befriedigende Drucke
gelingen.

Beim Aadicren in der Schule suchen wir uns mit
den einfachsken Mitteln zu helfen. Slakk des keuren
KupferS nehmen wir das wohlfeilere Zinkblech. Und
für das Melnll hnt man In der lehken Zeik im
P r e jz s p a n einen billigen »nd gule» Ersnh ge-
sunden. Liichard Aolhe in Mien hat mit diesem
Mnkerial nach vielen Versuchen-die besten Ergeb-
nisse erzielk. Der Prcszspan dürfke jedermann be-
kannk sein. Der Buchbinder verärbeitet diesen festen,
braunen Glanzkarton seik liahren zu Umschlägen für
Nokizbticher, Schreibblöcke und Schreibhefte. Der
Preßspan Ist, wie schon der Name andeulek, eine

Masse auS Zellulose (imprägnierte Holzspäne). Er
besihk eine grosze Festigkeik, die auch dem skärksken
Druck der Presse slandhäll. Selne glalke und giän-
zende Oberfläche gleichl der blinkenden Fläche einer
Kupferplakte.

Der Merdegang einer Nadierung auf Preszspan
gleichk der einer Kalinadelradierung auf Metall. Die
Zeichnung wird direkk mik dem Skifk auf die Plakte
aufgekragen oder nufgepaust und dann mit der Na-
diernade! eingerilzk. Die Arbeit des Einrihens auf
Preszspan machl dem Schüler weniger Miihe alS das
Nadieren auf einer Zinkplatte: auch kreken die Grake
an den Nändern weniger stark hervor. Das Ein-
färben der Platke kann mik dem Zeigefinger oder
mit einem wcichen Lederlappen geschehen. Dabei
mujz die Druckfarbe (Oel- oder Kupferdruckfarbe) in
alle Verkiefungen hineingerieben werden. Dann wird
die Oberfläche durch leichtes Ueberfahren mii einem
weichen Skofflappen blank gewischt, so dast die Farbe
nur noch in den Verkiefungen sihk. Es kann nun das
Drucken auf der Tiefdruckpresse erfolgen.

Bei unsern ersten Versuchen in der Oberklasse
einer Uebungsschule (7. und 8. Schuljahr) kam ein
ganz billiges weiszes Packpapier zur Äerwendung,
auf dem sich ganz brauchbare Abzüge herskellen lie-
szen. Das nngefeuchiele Papier wird auf die radierte
Plakke gelegk. Dnrauf kommt zuerst eine Schichte
Löschpapier und zuleszt ein Filz- oder glatker Skoff-
lappen. Nun wird das Ganze durch Lie Presse ge-
zogen. Durch den starken Dcuck der beiden Skahl-

* Vsrgl. z» diesem »»d zui» »nchste» Anssalj die zweiseitig ge>
driickte BcNage. Dte Schristleitimg.
 
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