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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 5 (Mai 1928)
DOI Artikel:
Zwiener, Bruno: Die Zeichenaufsätze unserer Sextaner
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Petersen, Benno: Ornamentzeichnen??, [3]: Erwiederung zu den Ausführungen von D. E. Günther
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0145

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li§ alS Zievschrifl inil der Nedisfeder geichrieben
ivird, viel besser, nls die Schrägschrift. Äber auch
öie liviml lhr z. A. iroch verzieren, indem !hr zmi-
schen die cinzelnen Worle schräge rote Strlche
sehl. Llmas nu'lhsamer ist es ja, jeden groszen
Aiichstaben rok zn säireiben, aber eine kleine, ein-
sache Zeichniing zmischen dem Texl schmückt auch,
mid schlietzlich setzen mlr noch an den Schlutz eine
Hübsche Aerzierung hin und der Zeichenaufsatz isk
serlig. Ihr möchket gern noch mlslen, was ihr als
SchlnMicli zeichneii oder mnlen soilt. Das beste ist,
ihr schreibk oder zeichnek mieder mlk einer ichönen
Schrifk: „Ende" odet' „Schlnsz" grötzer als die ge-
möhnliche Schrift und malt einige Blumen oder
ein Böglein, eln paar Skerne oder Lichter hinzu,
and anch daS Lndskück wird' euch gefallen.

Gnt, habk ihr alle aufgepaszk, und nun dürft ihr
Zuhörer auch eininal aufslehen und zusehen, mas
üie lileinen Sexkaner arbeiken werden. Nur störk
sie nlcht, erskmal merden sie überlegen und dann
merden sie schön dünn alles aufzeichnen, um es
spaker ausmalen zu liönnen. Da schauk her, wie
jie geschickt den Federhalker mit üer Kunstschrifk-
seder ftthren. Hoppla, Karle Kullerluiopf hak einen

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Klex gemachk: aber Karle Kullerlinopf ist nicht dumm.
Was fängk er mit dem Klex mohl an? Sst, stlll,
Karle Kullerlrnopf denlrk, er denlik und schon hat
er's. Er machk Berzierungen um den runden, lireis-
roten Klex: auf die andere Seile setzt er, damit es
gleichmähig wird, noch einen hin und wieder Ber-
zierungen herum und der Schaden isk geheilt, und
- der Zeichenaufsatz hak ungewollt ekwas Schönes,
Neues hinzubekommen. ölhr denkt, da will ich doch
auch einmal mit dem Kork vom Tinkenfaß ekwas
Aehnliches versuchen, — stempeln. Nichtig ist's, das
gchk, und das Skempeln ist garnichk so schmer, und
im Zeichenaufsah finden sich beskimmt zwei oder
mehrere leere Felder, die noch bestempelf werden
können. Da schau einer her, der Frihl Lllttjebohm
hak sich aus dem Kork einen Skern zum Drucken ge-
schnikken! Der Kerl! Sechs Skerne stehen da schon
am Nand, drei rechks und drei links, schön gelb und
nusgerichket.

So, nun wützk ihr viel mehr als wir, und ihr
werdek uns bestlmmk mik euren Zeichenaufsähen aus-
stechen: am meisten aber werden sich eure Lehrer
und Elkern freuen, die ihr jehk bestimmk elnmal mit
solch einem Zeichenaufsah überraschen werdek.

Ornamentzeichnen? ?

Lrividerung zu den Ausfllhrungen von O. E. Günther, Bremsn (tzeft 3, 8. Zahrgang)
Von B e n n o Petersen, Lübeck.

Datz ich leüiglich die anlätzlich der Stuttgarter Aus-
slellung „Die Mohnung" aufgeskellken Grundgedan-
lien zum Ausgnng und Miltelpunkt meiner Betrach-
liingen gemacht und aus diesen bie Schlutzfolgerung
gezogen häkke, das im früheren Sinne betriebene
Ornamenkzeichnen aus der Schule zu verbannen, ist
ei» llrrtiim des Herrn Gügkher. Die in seinem Ar-
likcl zur Berkeidigung des Ornnmenks angeführten
und aus rein subjekliver Aeurteilung hervorgegan-
genen Bemerkiiiigen gehen dem kieferen EiNdringen
i» den Ker» üeS Problems protestierend aus dem
Wege.

DaS Aiifgeben des „schmückenden Zeichnens" ist
nichk, wie behaupket wird, eine Modeangelegenheit,
eine vcrslaiidesmätzige Erklügelung makerialistischl ge-
richkerker Schöngeister oder Bestrebungen snobisti-
scher Snchlichkeikssanaklker, sondern ein

ernstes Problem, mit dem sich die
heutigen K u n st e r z! e h e r eingehend
beschäftigen müssen.
llebrigens dürfte jedem, der die künsklerische Ent-
wicklung mit offenen Augen verfolgt, nicht enkgan-
ge» sein, datz sich führende Persönlichkeiten in ob-
sekliver Meise mit diesem Problem auseinander-
sctzen. Sie vermeiden es, die Lösung mit Schlag-
wörlern forkzudiskukieren, denn jeder Bersuch dieser
^lrt, jcde ohnmächkige Opposition zengk von einem
Mangel an Berankworkungsgefühl gegenüber den
sozialen und gelskigen Problemen unserer Zeik-
3» der Zeikschrift „Schauen„rM.-Schaffen" (Sep-
lember und Okkober 1S27) wird die Pflege des or-
iiamenkalen Enkwerfens in der Schule von einem
uiiserer tüchligsten Knnskerzieher in Oesterreich
P. Ltkel) zum Gegenstand einer eingehenden Unker-
juchung gemacht. Es sind Gutachten prominenker

Klinstler, Akademieprofessoren und Kunsthandwerker
eiageholt, Gedanken aus Aufsätzen in führenden
Fachzeikschrifken (z. B. „Kunst und Dskorakion", die
gerade in dekorakiven Dingen sehr konservakiv !st,
„Dekorakive Kunst" u. a. m.) werden herausgegrif-
fen mik dem Ergebnis, datz mehr und mehr die
ErkenntniS an Naum gewinnt, datz -die Ornament-
losigkeik nicht ein lnunischer Einfall unserer materia-
listischen Lpoche bedeulek, sondern — kiefer erfatzt
— als ein Ningen um eine neue Lebensform anzu-
sehen ist.

Wir müssen uns nun einmal dcimit abfinden, datz
das (llbrigens schon den alken Griechen bekannke
ökonomische) Prinzip: „mit geringsten Mik-
teln arötzte Leistungen" zu erzielen, den
ästhekischen Forderungen zunächst vorangestellt wird.
Wir wllrden unverzeihliche Äenkfehler begehen,
wollten wir gegen den Strom schwimmen und die
in rasendem Tempo forkschreitende induskrielle Kulkur
handwerklich beeinflussen.

Menn der radikale Neformer die Saäie zunächst
be! der Wurzel packt (radix — Wurzel) und vor-
läufig wenig Nücksichk nimmt auf individuelle Be-
dllrfnisse, so dürfen wir auch nicht vergessen, datz uns
die neuen konstruktiven LSsungen äutzerst wert-
volle Erkennknisse auf formalem Ge-
biet vermitteln, datz die Ansprüche der Masse
überall ziemlich gleichartig werden, datz innerhalb
der gefundenen Normen noch genügend Spielraum
bleibt für persönliche Neigungen und Gestaltungs-
variierungen — datz sich' letzten Endes Innerhalb der
kollekkiven Arbeitsgemeinschaft in der lündusttie in-
dividuelle Vegabungen auswlrken können. Aber den
Grundgesetzen, die eine nicht zu vermeidende Mecha-
nisierung unserer Kultur mit sich bringt, müssen wir
 
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