Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]: Kunst und Jugend (N.F. 8.1928)

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suchen ferkig, so wurdeu diese Versuche neben-
eiuuuder uufgestellt uiid verglichen, uud mii
ciuer gerudezu erstnuiilicheu Sicherheik und Ein-
stiiuiuiglielt wur nlleu deullich, wer vou ihiieu die
Ausgube um besteu gelöst hatte. Sie wurde wieder-
holt, ohne daS „Orlgiuul" vorher uochinals zu zei-
geu, uud der erueute Versuch brachte ohue meiu
eigeukliches Dnzutuu die Teiliiehuier deu Dingen
weseutlich unher. Dieser Vorguug wiederholte sich
uoch mehriuals, doch nuu mit der Vorlage offen,
bis elue Ermüduug zu spiireu wur, die eiu Forlsehen
dieser unstreugeudeh Ärbeit verbok. Aiischliejzeud
wnr sedoch uoch über so iiianches zu diskutieren, dasz
sich die formell auf Skunden angesehten Kurs-
ubende oft als zu liurz erwieseu. Dabei war ein
deulliches hiskorisches 3uteresse bei den Teilnehmeru
uuverlieuubar, uud ich lium ihm soweit eulgegen,
uls es mir zum Verstäuduis des bekreffeudeu Ail-
des uokweudig erschieu. Aiemuls haudelke es sich
uber um stilgeschichkliche Aoclesuugeu im Siuue der
Knustwisseuschust, souderu ehec um liulturhistocische
Aekrnchluugeu, die verdeuklicheu sollken, in welchem
Nahmeu uud uuker welcheu Meuscheu ein solches
Kuuskiverli gewuchseu wnr uud hut wuchseu liouueu.
Der erske Gaug ius Museum faud ohne mich statt
uud meine Freuude hatteu die Äufgabe in der Alten
iualiokheli eiu Werli zu wühlen, das am folgenden
ouutug gemeiusnm betrachkek werden sollte. bhre
Wuhl fiel nuf die „Lulius-Mudouna" des Nogier van
der Meydeu-Schule. Die Mahl war überraschend
uud erfreulich zugleich, hüngeu doch in der Samm-
luug Ailder, die durch ihre imposanke Gröjze und
souslige Aeuszerlichlieiteu des Aerühmkseius Aer-
suchuug geuug bokeu, au diesem stilleu feiueu Bilde
vorbeizugeheu. Aei seiuer Aetruchkuug spielke nakür-
lich die Fruge, ob es sich hier wirlilich um dns Werli
deS Meiskers huudle oder ob es auS seiuer Schule
skumme, lieiue Nolle, souderu immer nur das Vild
selber uud seiue bildlicheu und meus6)licheu Pro-

bleme inkeressierkeu uus. Auch hier wurde der Aor-
gaug, die Komposition auS dem Gedüchluis wiederzu-
geben, wiederholt. So auch bei dcu folgeudeu Ae-
trachtungeu, und die Lrscheinungen wurden immer
seltener, die Laruuf hiudeukekeu, dasz der oder jeuer
Teiluehmer „sich nicht mehr besinuen lionnte" oder
„es nichk zeichuen lioimte". Diese Symptome fnud
nian vorher in Zeichnungeu, die von manchen Skosz-
seufzern begleitet, doch nichl zu Ende geführt wurden,
oder ekwu, wie ich es einmul erlebt hakke, dusz je-
muud seine Zeichuuiig guuz eiufuch uud selbstverstüud-
lich mit schriftlicheu Vemerlmugeii glossierte, die
aber durauf hiudeutekeu, dasz- er das Aild llberhaupt
nicht gesehen hatte, sonderu uur das, was stofflich
uud gegeustündlich zu erfasseu wnri „hier sihk eiue
Frau" oder „hier skeheu Aäume mit Wollien dar-
über". Aou der Fruu uud deu Aüunieu mit den
Wollieu dnrüber wur keiu Slrich zu seheu. Diese
Lilslosigkeik wurzelt iu jeueu Hemmuugeu fulscher
Alaststäbe des Luien, der immec an das Kunstwerk
denkt.

Damit sei augedeutet, um was es sich bei einer
solcheu Kunsterziehuugsarbeik mit Erwuchseuen uur
haudelu kanu. ^legakiv sormuliert: uie darum, Kllust-
ler auszubildeu. Posikiv: Mit der persönlichen An-
näheruna an die küustlerische Gestaltuug die Kluft
überbrücken, die das Lebeu des einzelnen von der
Kuust trennt. Dumit zusuninienhängend: die Kulti-
vieruug des Auges uud der Hcind, vor allem aber
eiu Bewusztwerdenlussen der persönlichen Ausdrucks-
fählgkeit und deren Ecweiterung, jedoch immer iu
dem Siune, dusz sie dem belresfeuden noch auf deu
Leib paßt. Zat er als ein Einzeluer sich um diese
Diuge zu müheu, so bietet sich doch iu eiuem kleiueu
Kreis die Möglichkeit eiuer pädagogischeu Gemeiu-
schafk, aus der jeder, auch ihr Führer, Werke mit
yiuaus iu seiue Berufsarbeit und in seine Lebens-
gestaltuug nehmeu kann.

Die AmLidextrie (Doppelhändigkeit)

Aon Dr. E. O. Nasse r (Schlusz) ^

Nachdnick verboteii

llu Deukschlaud sind uur spärliche Ansähe zur
AuSbilduug der linkeu Huud zu verzeichneu; der
Aufuug ist wohl ueniucht wordeu, aber der Fort-
gaug? — llrsprtinglich waren es hier die Bestrebuu-
geu, die Kiuder darau zu gewöhuen, allerlei Figuren
abwechselud mit der eiueu uud andereu Zand.ohne
jcde Ilukerslühuiig des ArmeS zu zetchnen; dann
konimeu gewisse Huudwerkerschulen in Betracht, in
deiieii die Schüler duS Sägen, Hobeln, Hämmern,
Schueideu usw. mit beideu Händen gleich guk aus-
führeu solleu; im grosteu und ganzen sind es aber
nur eiuige wenige Pcivnk-Schreib-lluskikuke (kauf-
mäiiuische Aorbereiluugsschuleu), iu deuen die
Linkskultur im Schreibeu bekrieben wird.

Prof. Walker Sim o n 'str 'Königsberg ist wohl
derjenige geweseu, desseu Morke, weuigstenS in amt-
lichcu Kreiseu, uichk uuerhört verhallkeu, uud der
l!M mit der Aureguug uufkrat, au Köuigsberger
Schulen versuchsweise besondere Kurse zur plan-
müßigen Ausbildung der llnken Hand einzurichten

— ein Aerlangen, mit dem sich auch die Ankerrichts-
behörde einverstanden erklärte, iudem Mikte Ok-
tober 1006 probeweise vier Schulen dieser Skadt mit
der Eiurichkuug vou Linkskulkurkursen für Schreiben
und Zeichen sowie KnabenhandfertigkeikSarbeiten
vorgingen. stm folgenden löahre wurde eine Aus-
stellung der bekreffsnden Schülerarbeiken veranstal-
tet, die grojze Fortschritte, z. T. „erstaunlich vor-
zügliche Ergebnisse" erkennen liejz.

Ekwa um dieselbe Zeik — ekwas früher oder spä-
ter, das will ich dahingeskellt seiu lasseu — wurde
in der „Deukschen Haushalkungsschule" zu Berliu
die Ausbildung beider Hände gepflegt und „es soll
gelungen sein, die Schülerinuen an gerade gleich-
mäszige Körperhalkung zu gewöhueii, das Schies-
werden bei ihnen zu verhüteu und ihre LeistungS-
fähigkeit zu erhöhen." 3u Leipzig wurde kurz vor
dem Kriege im deukscheu Auchgewerbemuseum iu
Gegenwart von Berkrekeru der Äehörden, des Buch-
gewerbes, dsr Aerzteschafk und der Presse eine Aus-