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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

DOI issue:
Heft 12 (Dezember 1928)
DOI article:
Kornmann, Egon: Zu den methodischen Folgerungen aus der Theorie Britsch
DOI article:
Klauss, Otto: Philipp Frank: Das schaffende Kind: [Rezension]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0375

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316°

DlessS Programm schelnt mir lieiiie Eiiieiigung,
lreine Aerarmiiiig zu bedeulen, sondern eine Klärung
und Läukerung der Ziele des Zeichenunkerrichts, eine
Läulerung im Dienste der Aufgabe aller Erziehung:
der Kultur des GeisteS zu dienen. Die Zielsehiing des
ZeichenunkerichlS ist seit ilahrzehnken im Flusz; heute

ist daS Problem der K u n st erziehung im Zeichen-
unterricht am heiszesten umlrämpft. Wir glauben in
den Forschungen Brilschs das wissenschaftliche Rüst-
zeug zu haben um die nötige Klarheit über Ziele
und Wege des Ku n st u n t e r r i ch k s entscheidend
zu fördern.

Philipp Franck: Vas schaffende Kind

sOtto Stollberg Verlag, G. m. b. H., Berlin SW t>8.) Bon Olko Klaulz-Heldenheim.

Der Verfasser eineS „Zandbuchs für den Kunst-
nnkerricht an höheren Schulen" sieht dieses neue
Werli, daS unS dns schasfende Kind >n selnem
Schafsen selbst vorführen soll, alS eine not-
wendige und „illustrierende" Ergänzung seiner üork
niedergelegken methodischen Ausführungen an. Das
reiche Bildmaterinl, das zu diesem Zweck dem ge-
schmackvoll aufgemnchten Aand beigegeben ist, ist das
Arbeilsergebnis der Bersnchsschulen der Staaklichen
Kunstschule in Aerlin. Beigung und Aegabung der
Schüler dieser Anstalt und die Zahl der unterrlchken-
den Lehrer und Kunststudierenden enksprechen den
Boranssehungen des Norinnlunterrichks einer höheren
Schule nicht voll. Aei der veraligemeinernden Nei-
gung, die beiüe Aücher ini Tezt auswcisen, musz da-
rum schon hier angedenlet werden, dasz die melho-
dischen Vorschläge — besonders für die Ärt der Aus-
gestaltung des Nakurstudiums — unter dem Gesichks-
punkt der pralitischen Durchführbarkeik an andere»
Schnlen krilisch zu belrachlen sind. — Zwischen den
Worten des einen WerkeS »nd der Tal deS andern
beslchl tiberdicS ei» Zwiespalt, der die nngeslreble
Lrgnnzung beider nicht znr versprochenen Verwirk-
lichnng koinmen läszk. Während die Abbildungen
meist guk und snst immer kindgemäs; sind, so dasz sie
wirklich Frende macheii, finden wir im begleikenden
Tezt Ilnlilarheilen und Äidersprüche, die zn beden-
lien geben. Die Frische und Ilrsprünglichkeil vieler
Schnlerleislungen werden wir enlweder dem un-
beircbaren und sicheren Gestaltungskrleb der Schlller
selbst zn verdanken haben, die ihre eigene Art geben
wie sie lst, oder der Feinsühligkelt des Lehrers, der
bei der Enlscheidung eine bewnszle Aeeinflussung
doch laktvoll vermeidet.

3n seinem „Hnndbuch" Komint Philipp Franck nach
der Festskellung, daS„Knnst selbst nichl lehrbar" Ist,
zu der Fordcrnng, daS Landwerk, als daS allein
Lehrbare in der Knnst, znr Grundlage der Kunst-
beläligiing anch des Kindes zn machen. Er übersieht
hier, dnsz auch das innere VorskellnngSleben nnd die
Geskallnngs- und Knnskkrast des Kindes bildnngs-
nnd entivicklnngSfähig ist, wenn man —nnch des Ver-
sasserS eigenen Worlen, —„die P s >) ch e des Kindes
auss S ch a s s e n einslellt u»d znm Schaffen bringt".
Vom Hnndiverk allein ans werden wir nie znm Kind
vordringen. Aesonders dnnn nichl, wenn nian zehn-
biS vierzehnjährigen Schülern „kontrapunktische"
gandwerkSregein ans den Meg gibt, die sie zum ver-
slandesmäszigen und damit nnfreien gervorbringen
dessen verleiken, waS der nntürliche Eigenrhylhmus
sedes sungen Menschen auS sich selbst findek. Das
Bewichtmachen des Schülers in dieser Nichknng kötet
seine ursprllngliche Gestallungskrast, die aus dem
slnnern und Itnbewuszten fließt. Philipp Franck be-

tont, dasz er das Kind in den Mittelpunkl ües Unter-
richts stellen will. „Es darf aber kein Kind der
Uebungsschule der skaallichen Kunstschule ein Tier
zeichnen, wenn eS nicht vorher an der Tasel grosz im
Schema das betreffende Skelekk aus dem GedächkniS
anzeichnen kann!" Wie „nakurgemäsz", und doch wie
unkinblich und vor allem wie unkünsklerisch! An
anderer Stell-e wendet sich der Verfasser selbst gegen
üen Gesichtspunkt üer „Nichligkeit" als MaWab fnr
die Merlung der kindlichen Leistung und schreibt
sogar: „wenn der Verstand und das Wissen komml,
ist oft ihre <der Kinder) Schaffensfreude dahin". Dle
organische Nichtigkeit und Gründlichkeit ist doch in
der Kunst wie bei der kindlichen Leistung weniger
entscheidend tiber deren Werk oder Unwerk alS die
Ocganik des BildeS sclbst, als das sichere Gefühl,
üas; ein künstliches oder doch bildhafkes Erlebnis
nngeskört z umDildzusa m mengewaä) se n isk.
Mas macht doch den Stil der künstlerischcn wie der
kindlichen Arbeit auS? Die Einheik jeiner inneren nnd
äuberen Hallung und dte geislige und seelische Ein-
heit des Geschafsenen mit dem Schassenden, dte jede
Kunstäuszerung zum AuSdruck seiner selbsl
macht, und die der Ausflusz des ganzen Menschen
ist. Äaturgemäs; und kindgemäs; erziehen wic aiso,
wenn wir im Schüler die Einheit deS Vorstellens,
Fnhlens und Mollens schasfen und erhallen, aus der
allein die Einheit der Geslallung hervorgehen liann.
Diese, auf dns Wesen des SchülerS und nicht ein-
seitig nur auf das Handwerk gestellle Erziehung
wird auch den Skotz auffangen können, den nach der
Meinung Ph. Frs. das kindliche Schaffen nilk dem
Aeginn der Puberlät erhält, und sie wird ihn sogar
umzuwandeln vermögen in neue Leiskung, die dem
neuen Lebeiisgefühl deS Schülers entspricht.

Der Verfasser betreibt in seinen selbsk geleilelen
blebnngslchnlen z w e ck m ä s> i g e s Äalursliidium
mil der Äbsichl, dem Schüler clwaS beiziibringen. Er
studierk am lebenden Tier; er sucht durch fork-
geseszt vergleichende Beobachtnng die lebendige An-
schauung vvm Mesen eineS DingS ziir plaflischen
Vorstellung zn steigern und bringt damil den Willen
zum Ausdrnck, das Nakurslndiuin nnmiltelbar znr
Grnndlage kllnsklerischen AnsdruckS zn machen. Äus
diesem ernstgemeinlen Weg übersieht er eine doppelle
Gefahr, nnd begeht er einen methodischen Fehlschrill.
Der methodische Fehlschrikk ist dis Verfrühung deS
Nntnrstudiums. Dngegen wehrt sich der junge Schüler
glücklicherweise selbst. (Mnn beachke daraushin elwa
die Klebearbeit „Tauben" und man wird eikennen,
das; die organischen Einzelheiken krol; deä bis zum
Skelett vordringenden Studiums „ungekoiint" sind.)
Eine grosze Gefahr ist es, dasz durch die erklärenden
Naiidzeichnungen der Kunstskudierenden „Einzelansich-
 
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