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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

DOI Heft:
Heft 10 (Oktober 1928)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Der 6. Internationale Kongreß für Kunstunterricht in Prag vom 29. Juli bis 12. August 1928
DOI Artikel:
Kornmann, Egon: Die methodischen Folgerungen aus der Kunsttheorie Gustaf Britschs: Vortrag, gehalten auf dem VI. internationale Kongreß für Zechnen und Kunstunterricht in Prag
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0317

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er damik anderes sagen als: neben dem technischen
„Gelronntsein" und der hohlen prahlerischen Gewandk-
heih die dort wohl triumphierte, hat das wenige,
lechnisch viel Angeschiclile, doch echt Empfundene ge-
siegt.

Dasselbe lrann man auch vom Prnger Kongresz
sagen. Die bescheidenen, echten Kinderarbeiten sind
dork dns Sknrnste gewesen.

Diese Mahrnehmung befestigl nns in dem Glauben,
das; dem »atnrgemäszen Weg im Knnslnnkerrichh den
wir seit liahren fuchend gehen, der Sieg gehört.
Schon ist der Samen iiberall in die Furchen gesenkt:
er wird in aller Melk ausgehen und kausendfnltig
Frucht bringen. Desz sind wir gewisz.

Dns soll unS der Wiener K o n g r e s, in
vier ll ah ren z eig en. An ihm wollen wir deut-
schen Knnskerzieher aber mit gesammelter Krafl teit-
nehmen. Cs ist eine Slinde wider den Heiligen Geisti
des Lebens, grollend beiseite zu stehen, wo getaket
wird, wo um die Zuliunst unserer Sache gelinmpst
wird.

^lllen Gewalten zum Truh sich erhallen,

Nimmer sich beugen, liräftig sich zelgen:

Rusek die Arme der Götler herbei!

W i r brauchen heute Ileberschau. Be-
freiung von der Einengung, in der wir uns alle be-
flnden. Anch deshalb dtirfen wir solchen Tagungen
nichk mehr fernbleiben. Mird man schon bei klei-
neren Tagungen aus der Enge seineS allkäglichen
WirknngskreiseS befreit, in einen gröszeren Zusanr-
menhang geskcllt, von dem man nns Ueberblick und
Ausblick ge.winnt, wie viel me'hr lrisstdaS bei solchen,
im denkbär weikesken Nahnien stattfindeiiden Beran-
staltungen zu! Wir haben es wie-der einnial erleben
diirfe-n: Das Schönsle nnd ssrnchtbarste war anch in
Prag wieder der lebendige Berkehr. die Ziviesprache
mit We-ggenosse», die von der -gleichen Liebe zu der
grosjen edlen Sache ersiillt sind, der wir nlle selbslloS
dienen möchteii.

An der Reinheit und Märme eines anderen Her-
zens enkztindet sich -d-as eigene Herz.

Wir brauchen aber a u ch Linigung.

Das isk vielleicht die elndringlichste Le-Hre, die wir
von dem Prager Kongresz imd seinem Borspiel emp-
f-angen haben. Ohne -diese innere Einigung-, die selbsl-
verständlich nichk gleichbedeukend mik Vindung des
Einzelnen ist, wer-den wir -die Niesenaufgabe, die vor
uns steht, -den Aufbau und Ausbau des Kunstunter-
ricbtS nicht vollenden können.

Einzelgänger können — wie klar lrat daS in Prag
zukage! — unsere Sache heute nicht mehr entschei-
dend sör-dern. Wir bedürfen vielmehr über-all des
Iusammenschlusses Gleichgesinnker, Gleichstrebender
zn ^lrbeiksgemeinschasten, die init nller Gründlichkeil
die vielsälligen Prvbleme gemeins-am zu lösen suchen.
Dann mü'szten die verschiedenen Arbeilsgeineinschnf-
len eines Landes miteinander in Fuhlung -treten,
vornehmlich durch Ausk-ausch von Klassenleistungen,
damit etwa aufkaiichLiide gegensälzliche Meinungen
von Bedeutung durch sachlich'e Äussprache -ansgegli-
chen werden können.

Darüber hinaus wäre es -aber auch- wünschenswert,
daß ein Austausch von Schülerarbeiten mit anderen
Skaaten -stakkfände. Dürfen rvir nicht -in -der Tak.
sache, dasz Zeichnen und alles bildnerische Gestalten
ein inkernakionales Berständignngsmittel, elne Welt-
sprache ist, ein Symbol der Einheil alles Menschen-
Seelenlums erblicken!?

-Darum begrüszen wir es, dasz auf -denr Pra-ger
Kongresz eine „Intern-ationale Freundschaft durch
Kinderzeichniingen" in die Wege geleitet wurde.
Wir wollen die ersten sein, -die dieser „Freun-dschask"
sreudig beitreten.

Zuin Schlusz haben wir das Vedücfnls, den Ver-
anstaltern und Leitern deS Kongresses, allen voran
Herrn Prosessor Bpdra, unsere ilneingeschränkle A»-
erkennung und unseren Dank für ihre Äeiiiiihuiigen
anszusprechen, die eine ArbeitSlast vor nnd während
des Kongresses bedeuleten, von deren llmfang wohl
wenige Vesucher eine Ahnung halten.

Die methodischerr Folgermrgen aus der Kunsttheorie

Gnstas Britschs

Borirag, gehnllen aus dem Vl. inlernalionalen Kongresi sür Keicbnen und Kunstunkewrtclrk_lu_A)ran

Bon Egon Kvrnma n n, Slnrnbera.

(BgK dazu die Beilage.'s

Das Kernproblem alles kiinstlerischeii Schaffens
— und daniit anch das Kernproblem aller Kunsk-
erziehung — ist die Frage der Einheiklichkeik der
künstlerischen Geslallnng ist die Frnge der bild-
n e r i s ch e n Oualiläl. Denn was vvn einer
Kunslleislung lebendig bleibt über chchrkausende —
ganz gleichgülkig, welche absoluke Höhe sie darslellt —
das isl allein ihre bildnerische Qualität. Mögen alle
Beziehungen inhaltlicher Ark für den Nacherlebeiiden
verlorengegnngen sein, die Einheik der formalen Ge-
staltung bleibt über ltahrlausende und über nlle Kul-
turen hinweg als absoluler und aukonomer geistiger
Wert bestehen. Alles was unkergegangen ist in der
Geistesgeschichte der Knnsk — wie ein großer Teil
der Kuiistläligkeit des 10. ülnhrunderls — isl deshalb

untergegangen, weil es iener formalen Qunliläl er-
mangelk, weil die Neinheit der Gestallung gekrübt
und zerselzk isl durch Auszerkünstlerisches. Denn bild-
nerische Qiialilät ist nichl nur ein Begleilumsland der
bildenden Kunst, sondern ihr LebenSprinzip. Sie ist
das eigenllich Kllnstlerische der bildenden Kunst.

Mit seiner blldnerischen Qiialität sleht und fällt
das Werk alS Merk der bildenden Kunsk. Aile
nnderen Werle, wie Ausdruck des Temperamenls,
Ausdruck der Rasse, Bedeukungsfülle des gegen-
ständlichen und seelischen InhalteS — nlles das kaiin
auch das Werk der Unkunst haben. Bildende
Kunsk isk nur dasjenige, das sene ganz bestimmte
EI n h e i k l i ch k e i t der gestallelen Form zeigt, die
man alS künsklerische Qualikät bezeichnek. Auf die
 
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