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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 1 (Januar 1928)
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Betzler, Emil: ''Jugendkunst-Ausstellungen'', [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0010

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„ Zugendkunst-Ausstellungen"

Von E> AeHn_^Frankfurt a. M.

2m Dezemberlwft üieser Zeilfchrifl nnterbreitet
gerr 'KoilegL^Schwemer, Hainburg alS ErgsbniS
einer Betrachliinci nnserer schwierigen Lage die An-
regnng, nber den engen Linhinen des Schullrreises
hlnanS snr die interessierle Oesfenllichlreil Ansstel-
lnngen von nnseren linlerrichlsergebnissen zu veran-
slalien.

Ich freue mich, hiesen längft in der Lufl liegen-
üen Gedanlren eininal ansgesprochen zn hvren. Er
enlhält die richtige Erbenntnis, dasz unsere Arbeit
viel zn wenig bLlcannt nnd verstanden ist, nls
dasz wir dle Anerkennnng nnü Förüernng erwarlen
diirflen, die ihr znkoininen. lich fiihre anch das kläg-
liche Scheilern der prenszifchen Befoldnngsceforin
zuin Tell anf diesen Uinstand znrüct. Wir haben so
gerne anf die wenigen von Becständnis und Linsicht
gekragenen Worte gehört, die von ein paar behörd-
lichen nnd wissenschasllichen Stellen herüberklangen
unü snhen, von ihnen erguickl nnd von unserem eige-
nen Lifer für die Sache lodernd, unsere Lage un-
gleich günsliger, als sie tatsächlich war und ist.

Ain wenigsten aber helfen uns scht Entmutigung
und slille Traner. Wir müssen üurch! Wir
müsfen den harlen Kampf gewinnen! Und da scheint
mlr allerdings in diesem Kampf als wertvollste
Maffe: die Aufklärnng der O e f f e n t l i ch -
krit. Aicht d!e Aufklärung über unsere gehalt-
liche AUsere znnächst. Für diescS Unglück dllrfen wir
von der Oeffentlichkeit keine Teilnahme erhoffen,
solange sie den Kunstunterricht nur aus den vor
Üahrzehnten auf der eigenen Schulbank gewon-
nenen Lindrücken kennt. Erinnern wir uns
d o ch s e l b ft v d e r f r a g e n w i r d e n e r w a ch s e-
nen D n r ch s ch ni l t s g e b i l d e k e n! Wir kön-
nen da das Wort vom „Kcimskrams" in zahllosen
Varianken HLren. Anfklärung über unsere Ar-
bcit mnssen wir geben und zwar nicht vereinzelt und
regellos, sondern svstematisch nnd nach dnrchdachlem
Plan.

Was nnn die Schwierigkeit der Organisierung sol-
cher Ausstellnngen, wen» sie ansgezeichnet sein sollen,
anbelangt, so scheint mir, als habe Herr Kollege
Schwemer sie nicht ganz erkannt. Er schlägt zwar
vor, Orksgrnppen nnd Provinzialverbände möchken in
Geineinschaflsarbeit Liese Ansstellungen vorbereiten,
es isl aber notwendig, den Weg genauer zu zeigen.
Dcnn es ist dnrchans nicht damit gelan, dasz etwa die
Unkerrichlsresnlkate eines üahres oder eines noch-kür-
zeren Zeitranmes gesammelt, gesichket, geordnet und
ansgeskellt werden: eS isk da die Gefahr, zu einem
einseiligen oder schiefen nnd ungenauen Gesamtbild
zu gelangen, noch allzn grosz. Wir haben gelegentlich
der Tagnngen des Aeichsverbandes und des Preujzi-
schen VerbandeS AuSslellnngen gesehen, die, bei aller
Würdlgnng der Linzelleisiung, doch in ihrec Gesamt-
heit keinen richligen und mafzgebttchen Querschnilt
ünrch die henlige Kunsterziehung "boten. Sie waren
dec Art ihrer Enkslehnng und Organislerung nach
durchanS Z u f a l l s resnllake. Es muf; aber gelin-
gen, der Oefsentlichkeit Ansstellnngen zu zeigen, die
nicht schliejziich nnr ans der Ausstellungsfreudigkeik

weniger Kollegen hervorgegangen sind, sondern mög-
lichst weikgreifend das Gebiet unserer Arbelk um-
spannen.

Ich benusze die Gelegenheit, nun der Gesamt-
heit üer Kunslerzieher einen Plan vorzulegen,
den ich vor etwa ttahresfrist bereits der Frank-
furker Ortsgrnppe unkerbreiket nnd für den ich
ihre Zustimmnng gefunden habe. Seine Ver-
wirklichung ift in die Wege geleiket. ttn diesem
Plan handelt es sich um die systematische Errlchtung
von Archiven, also von nach bestimmken Gesichts-
punkken enkstehenden Sammlungen der Unkerrichts-
ergebnisse in jeder Schule und, daraus hervorgehend,
um den Aufbau eines OrlsarchiveS für Kunsterzie-
hung. Solche Orksarchive (oder gar Provinzialarchive)
sind berufen, nach verschiedenen Aichtungen
wirksam zu sein, zu arbeiten, und zwar auch
alsQuelle fllr allgemeine oderspezia-
lisierkeöffentllcheAusstellungen. Alles
Nähere ist anS dem Plan selbst, der weiler unten
folgt, zu ersehen. Dis Errlchkung lolcher Archive
wird allerdings zäher und stetiger Arbeik bedllrfen,
aber ich sehe in ihr die fast einzige Möglichkeit, aus
dem ChaoS znr Klarheit zu gelangen, aus der Ober-
fläche zur Tiefe und von dem Schein zur Wahrheit.
Und nur durch das Zusammenwirken solcher Archive
wird es möglich, auch in der Oeffenklichkeik mit
Ausstellungen uns bekannt zu machen, die, von Zu-
fall und Gunst erlöst, gekreue Spiegelbilder unserer
Wege und Ziele sind und uns aus unserer isolierten
Slellung zu befreien vermögen.

An dieser Stelle will ich auch kurz hinweisen aus
die ganz ähnlichen Aufgaben, denen die Lichtbild-
fkelle deS Äeichsverbandes zu dienen haben wird,
deren Aufbau Frl. ttacoby und mir überkragen wor-
den ist. Zu gegebener Zeit werde ich darauf zurück-
kommen.

Pla» »nd Ziel eines Archives für Kunskerziehung.

Die Kunsterziehung hat ihre Erfahrungen, Erkennt-
nisse, Forderungen und Ziele in den lelzten Iahrzehn-
ten gewaltig erweitert. ttmmerhin stehen wir, so
scheint mir, ertt im Anstieg der Entwicklung. Et-
liche Kunsterzieyer tasten baynbrechend in uneiforsch-
kes Neuland vor. Viel vorwärtsürängende Arbeit
wird getan, ofk im Berborgenen. Unsere Kräfte
streben auf mancherlei Wegen zur Leiskung. Auf die
Leiftung kommt schliettlich alles an. Nur durch
starke Leistungen können wir uns, unser Fach und
unseren Stand voranbringen. Unzweifelhaft werden
vielehervorragendeEinzelleistungenvollbrachk, dasGe-
samkleistungSniveau aber leidek sehr unker dem Kampf
der Anschauungen und Ueberzeugungen, leldet unter
weitgehender Zersplitkerung der verfügbaren Kräfke.
Kampf bedeuket nicht nur die Mögllchkeit einer Er-
starkung und Festigung, er birgt in sich ebenso die
Gefahr der Erschöpfung und Zersehung.

Es scheint mir an der Zeit, dieSituationder
Kunsterziehung systemakisch festzustel-
l e n, um aus dem Ergebnis die konsequenken Lehren
und Notwendigkeiten zu ermitteln. Zch halke es für
 
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