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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 3 (März 1928)
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Kibler, Ernst: Das Holzschnitzen im Schulunterricht
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Zur Lage der ''nichtqualifizierten'' Zeichenlehrer an den höheren Schulen Preußens
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0084

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Das Holzschnitzen im Schulunterricht

Von ErnÜ Kibler. Friedrichshafen
(Dgl. dazu die Veilaae)

Dn ich durch eitiencs bildhauerisches Skudium
cin inneres Verhältnis zur plaslischen Gestaltunli
hnbe, beiiann ich mich auch in der Schule mehr
diesem Gebiete zuzurvenden. Neben dem Model-
lieren interessierte mich, festzustellen, wie weit es
mölilich ist, iin Klassenunterricht >» Holz schniben
zu lassen. Die Freude der Schtiler war groß. And
nach anl'änglichen Mifzerfolgeii kamen ganz guke
Ergebnisse zuskande.

Der geeiguelste Werkskosf ist wohl Lindenholz.
Dvch kann mnn nuch gur Erlenholz oder sogar
Lnnnenholz verwenden. Lehkeres spliktert zwar
gerne, doch isk es wegen seines billigen PreiseS zu
einpfehlen. gat sich der Schliler elnmnl auf die Eigen-
heil dieses Hölzes eingestellk, so gehk eS ganz gut
und gerade in diesem Holz wurde» die besken
Arbeiten geliefert. Andere Hölzer (wie Nuszbaum-,
Kirschbauin- vder Airnbaumholz) sind vom Vild-
hauer sehr geschälzt, weil sie wegen ihrer Härte
eineii klarcn und scharfknnkigen Schnikk ergeben.
Aber gerade üiese Härke isk es, die das Holz ftir
die Benrbeilung durch die Schülei ringeeignet machk.
Zu erwähneii wäre noch Kastanienholz. Dieses be-
siht aber eine sehr ungleichinäjzige Dichte — neben
sehr weichen Stellen ganz harte. Pappelholz habe
ich noch nich! verwendet, scheint mir aber geeignet. —

Als Handwerkszeug wurde ein gewöhnliches
Tnschenmesser benuht, das zuersk auf einem Sand-
stein (kcchn. Nukscher genaiink) abgezogen wurde.
Den leljken Schliff erhielt es dann noch durch Ab-
ziehen auf einem sogeiianiiken „belgischen Brocken"
(es wird hiebei jedoch nicht das Messer bewegt,
sondern der in der rechten Hand ruhende belgische
Brocken, der kreisförmig, der auf ihm aufliegenden
Schneide enklang gefiihrk wird.)

Wichtig beim Schnihen sinü zwei Grundhand-
grifse: Die linke Hand hält jeweils den Block, wäh-
rend die rechte mik ganzer Hand das Messer um-
fajzl hält und den Schnitt vom Schnitzenden weg-
fiihrt. Beim andern Handgriff iimfassen die vier
Fiuger üer rechten Hand das Messer und führen
es gegen üen Daumen, der sich gegen das Zolz
stemmt. Vesonders der letzke Handgriff ist wesent-
lich, gerade bei ihm ist die Gefahr des Sichschnei-
dens geringer als man denkt. — Als erstes ließ

ich Köpfe fiir ein „Kaspcrlelhealer" schnitzen. Wir
nahmen zu diesem Zwecke Holzguader: 3 Zenkl-
meter breit, 7 Zenlimeter lief und 10—13 Zenii-
meter hoch. (Lieber ekwas zu hoch, damit die Linke
eine gute Handhabe hat.) Man denkt sich nach Arl
der Aegypker eine Svmmelrleebene, die den Kops
in zwei gleiche Hälfken teilt und arbeilet die rechle
und linke Seite in tlebereinstimniung zueinander.
Prakkisch wirkt sich das so aus, dasz man auf der
Profilseike des Hvlzguaders den Kopf im Profil auf-
zeichnet. Diesen aufgezeichneten Kopf denkt man sich
durch den ganzen Quader fortgesetzt, bis zur gegen-
iiberliegenden Seite und sägt nun mit einer Vand-
säge im groben all das weg, was über das Profil
Hinausskeht.. Das gleiche wird dann von vorn nach
hinken wiederholk und man erhält dadurch in gro-
szen, groben Zügen den nun mit dem Taschenmesser
zu benrbeikenden Kopf. Es ist dabei darnuf zn achten,
dajz die Schiiler in großzügigen Flächen schnitzen
und den Kopf dauernd von vorn nach den beiden
Seilen drehen, damik sie nuch die Tiefenausdehnuiig
ersassen. Gruudsatz mujz sein, vom Allgemeinen zum
Einzelnen vorzudringcn, ohne das grosze Ganze zu
verlieren. — ES ergeben sich dabei aus dem Werk-
stoff heraus Skilisicrunge», die in auffallender Weise
an Holzschnitzereien der Nakurvölker erinnern, wie
mir ein Kenner versicherle, der ühnliche Gebilde
überall auf den Siidseeinseln gefunden hat. Natür-
lich gibt cs auch manche nakuralistische Darstellungen
darunter. — Angemall werdcn die Arbeiken mil
Wasser- oder Tempernfarben. Diesen ist vor Oei-
farben der Borzug zu geben, da sie nicht decken
und so die Skruktur des Holzes sichtbar lasse».
— Durchführen läjzt sich allerdings dieses Holz-
schnitzen nur an den Klassen VII—IX, da es eine
gewisse Körperkraft voraussetzl. — Das Schnitzen in
Holz entwickelt stark das Tast- und Fingergefühl
und die Empfindung für geschlossene Massen. Selbst
solche Schüler, die nur wenig zustande bringen, be-
kommen wenigstens ein hnndwerkllches BeiständniS
für mikkelalkerliche Holzbildnerci, das die Boraus-
setzung für das künstlerische Berständnis bildet. Ilnd
vielleicht wirü dann aiich ein kommendes Kllnstler-
geschlecht sich wieder mehr nls jeht diesem schönsten,
lebendigsken aller Werkskoffe zurvenden.

Zur Lage der „nichtqualifizierten" Zeichenlehrer
an den höheren Schulen Preuhens ^ -

Die langersehnte Besoldungsordnung ist zu Be-
giiin des neuen 3nhces in Kraft aelreken, nachdem
die Beamten einige Monate vorher mit Gehalts-
zuschüssen abgespeist wurden. Eine GehalkS r e f o rm
sollke es sein, mit Ausb'esser'uUgen biS zu 2ll Prozenk
des frühere» Gehalks. Eine grosze Enkkäuschung
brnchke sie für viele Veamtengruppen, besonders
aber den Kunstlehrern: Zeichen- und Musiklehrern
uii höheren Schulen, denen nicht das Glück beschieden
war, zu der auserwählken Gruppe der „Qualifizier-

ten" zu gehören. Das „PrüsungSamk" des preutzischen
Skaakes sorgte bis zum 1. lluli 1925 fllr eine end-
gültige Scheidung in „Befähigte" und „Anbefähigle".
Während der ersteren bis zur höchsten Stufe des
Gehalts der Lehrpersonen an höheren Schulen mit
einein Endgehalt von 8üllll Mk. (ohne WohnungS-
geld und Zuschläge) als Studienräke enrporskeigen,
müssen ihre früheren Kollegen mit derselben
AuSbildung.zu gleicher Zeit gemessen und
mik denselben Dienstpflichten dem Gehalt der
 
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