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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 3 (März 1928)
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Zur Lage der ''nichtqualifizierten'' Zeichenlehrer an den höheren Schulen Preußens
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0085

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60

,/Lvlksichnilehrer" an höhereu Schuleir vorlieli ueh-
meitt Der grö>zke (öehcillSunierschled dieser beideii
cüriippeii belrugl liber SilllO Mk. pro Onhr. — Die
PilisliiigSkoiiimissjoii hnlte ihres Amies gewcilket.
Der Schaden, der durch die Zweltellung der Lehr-
krüfle eiilsiciiideii isl, wcire nichk so gros;, wenii die
„iiichlgualifizierteii" Kunsllehrer nur solche wcireii,
die sich kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand be-
fiudeii. On Wirklichkeil sind es aber vielfach Lehr-
kräsle, die noch bis zu 20 Oahren zu ihrein Dienst-
aiislrilt haben. So Ist es fiir diese stnrk niederdriik-
kend, ja fnsl uiikragbar, dnjz sie filr eine noch so lnnge
Dicnstzeit iininerfork bc^nachteillgt sein sollten. Die
ganze Aiisbildung init den dnzn gehörigen Unkosten:
die weikeren Ausbildungskurse, die im Anterricht
den Schülern zugule kainen und zunieist auf eigene
Kosken iiiikgciiincht wurden, bringen ihnen keine
Vorteile inchr, kein Vorwärks nur ein Zurlick zuin
Äolksschullehrcr- und Mitlclschullehrergehall. Kön-
uen sich da dle vorgesehlen Behörden vorstellen, dajz
so ungerecht behandelke Schnlbeamte noch weiterhin
uiit Eiser und ArbeikSfreude ihrem Dienste nach-
gehe» iverüen? Und wo soll unter solchen Berhält-
iiissen „Lust und Liebe" zur Schularbeit herkommen?
Alles dies inusz vcrloren gehen. Auch der Gesundheit
knnn diese Vehandlung den Betelligten nur Nach-
ieile brlngen und der Borkeil, den sich Staat und
Gemeinden aus dem niedrigeren Gehalk erhoffen,
wird zum Nachteil durch weniger guke Arbeits-
leistung, enkstanden aus Erkrankung, Veurlaubung,
Berlretung und zwangsläuflg herabgedruckte Lei-
stnngen.

Die Hanptaufgabe der Zurllckgesetzten mutz es nun
jein, Mitkel und Wege zu finden, um aus der neuen
Gehallsmisere herauSziikommeii. Sie mtlssen den
Nachweis fiihren, ünjz ihre S chsu l a r b e i t, nur
um diese handelt es sich, nicht um soviel geringer
werk ist, wie es dcr jetzige Gebaltsunkerschied den
Anschein geben soll. — Es ist unerlätzlich, noch ein-
mal von der Art und der Arbeit dcs sogennnnten
„Priifungsamtes" clwas zu sagen.

Bei den sonskigen Zeichenlehrerprüfungen in Preu-
tzen ivurden jährlich in flinf Orken etwa hundert Teil-
nehinec von einer ganzen Anzahl Priifenden in einer
Zeik biS zu 14 Tage» geprüft. Die Prtifungskandidaten
ivaren zugeaen. Das zur Prüfung erforderliche Matz
nu Kenntnilsen und Ferkigkeiken skand In gedruckken
Paragraphen fest und wurde in zwei bis drei Oahren
vorbcreitet. Bon allen üiesen Borschriften und Ve-
öingiingen sah daS „neue Prüfungsamt des Mini-
steriums" ab. Es hakke doch die Aufgabe, alle
n n g e sl e l lt e n Zeichenlehrer und Zei-
ch e n I e h r c r i n n e n in kurzer Zelk durchzuprü:
sen: das heitzt, sich die Schülerarbeiten und die eige-
ueu „künstlerischen" Arbeiten derselben anzusehen
und zu beurteilen. On den Oahren 1922—1824 waren
es neben denen, die durch ihr „Renommee" be-
fördert wurden, nnr wenige, die hinaufgelangken.
Om Oahre 1925 mutzle schnell gearbeiket werden. Am
I. 5uli d. 5. war Schlutz der Einsendungen. Da
mutzken nach den bisherigcn „ein Fünftel" der Ein-
senduiigen noch „„vier Fünfkcl" durä)gearbeiket wer-
den. Ls war ein reiches Ntatz von nebenamtlicher
Tnligkeik für die im Priifungsamt bekeiligken Kom-
missare. DaS Nesullat lsk allcn Bekeillglen bekannt.
Es lsl im höchsten Grade unbefriedigend. Bon über

1500 angestellten Zeichenlehrern sund -Lehrerinnen)
haben nur etwnS ttber 260 die höhere Skufe erreicht.
— Oeder Laie rvird nun der Meinung sein, datz die
über 1200 „Nlchkqualifizierten" im Ilnterricht und
auch als Künstler nichts leisken, und selbst üie höhe-
ren Schulbehörden können der Meinung sein, da ja
die neue Gehalksreform die „Nichtqualisizierten" mil
den Dolksschullehrern an höheren Schulen im Ge-
halk gleichgestelll, also die frühere Staatsprüfung
„gleich Null" achtet. Alle Erwähnten würden in
dieser Meinung noch bestärkk werden, wenn nuu
die „Nichkqualifizierten" mit dem Ergebnis der
Prüfungsämter und mit der Neuordnung ihrer Be-
soldung zufrieden wären und dazu schweigen wür-
den. — Sie müssen aber zeigen, datz ihre Schul-
arbeit nicht minderwertig ist. Da gibt es kein
anderes Mittel, als in einer n e u e n Wer -
tung, aber anderer Ark, den Beweis zu führen,
datz ihre Leiskungen n i ch k schlechter sind, als
die der „Qualifizierten".

Bei einer Neuaufrollung dec Wertungsfrage
möchte der Schreiber des Aufsahes folgende Nat-
schläge in Erwägung zichen.

Die Beurkeilung üer künstlerischen Befähigung
mlltzte abgelehnt werden; denn der Zeichenlchrer
braucht mehr als nur diese; nämlich noch eine wissen-
schaftliche: makhematisches Zeichnen, Kunstgeschichte,
Formenlehre, eine kunstgewerbliche: Kunstschrift und
Handwerkarbeit und eine pädagogische. Diese ge-
nannten Fähigkeiten kann nian aus den eingesandten
Arbeiten, eigenen und Schülerzeichnungen nur zum
Teil erkennen. Am beften kann es der Schulleiter
nach mehrjähriger, noch besser, langiähriger Täkig-
keit des Zeichenlehrers. — Die künstlerische Tätig-
keit des Zeichenlehrers ist Privaksache. Sie war kein
Erfordernis bei der Zeichenlehrerprüfung. 5n den
Zeichenlehrerseininaren, fälschlich Kunstschule ge-
nannt, wucde nach dem Lehrplan für Zeichenlehrer
nicht gelandschafterk, nicht in Oel gemalt, ge-
zeichnet, nicht radiert und lithographierk. Bom
Oahre 1902 ab wurde erst Porträkzeichnen ver-
langt. Es sind aber auch aus diesen Oahrgängen
Zeichenlehrer qualifizierk worden. Nicht jedsr
Zeichenlehrer war später in der Lage, sich künsk-
lerisch weiker zu bijden. Biele hatken ihre ganze
Kraft dem Schuldienst gewidmet und haben
daher für diesen ebenso werlvolle Dienste gejeistet
wie die Qualiflzierken.

Zur Beurkeilung der Zeichenlehrer bleibt nur die
Schulunkerrichtsleistung derselben. Hierbei mutz die
Nurüberfendung von Schülerzeichnun-
gen auf alle Fälle abgelehnt werden. Der neue
Zeichenunkerricht bringk Arbeiken, die zum Teil
schwer kransporkabel sind z. B. grötzere Bastel- und
Werkarbeiken, Malarbeiken auf grotzer Fläche u»d
anderes. Ilnd viele des Schulunterrichts Kundige
würden aus nur eingesendeken Arbeiken kaum zur
rechken Veurkeilung der Vefähigung kommen. Wie
bei den Prüfungen der Musiklshrer mützte auch bri
Zeichenlehrern eine Besuchskoininissioii erscheinen,
dle zum Teil aus Zeichenlehrern als Mitglieder bs-
stehen mützte.

Matzgebend tür die Veurkeilung der Schülerarbei-
ken ist der Lehrplan sjetzk der In den Nichtlinieii
 
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