Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

DOI Heft:
Heft 12 (Dezember 1928)
DOI Artikel:
Klauss, Otto: Philipp Frank: Das schaffende Kind: [Rezension]
DOI Artikel:
Lenz, H.: Eduard Steigerwaldt: Das Lehr- und Lernbare des Zeichnens: [Rezension]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0376

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
°317

len" zelchnerisch festgehalten werden. Dcis sofortige
Megnehmen cmdert nichts nn der Tatsache, datz der
Schtiier empfindet: so nniß ichs machen. DaS Werden
einer fliejzenden Gesamlvorstellung aber wird dadurch
unterbunden. Die gweile Gefnhr Isk der Versuch, an
das Nalursludium unmillelbar anschlies;end, gleich-
jam in einer Anwendung, die von der Nalurform
zur Kunstform oder zum Ornament fiihrt, Gestal-
lungsiibnngen im Sinne von „Konipositionen" machen
zn lassen. Gegen einen lebendigen Ilnterricht, der
bei älteren Schlilern daS Nnlursliidiuni mit der
Absicht der V o r sl e l l u n g S b > l d u n g betreibt,
und der diese Uebungen lrlar trennt vom geskaltenden
Unkerricht, ist gar nichts einziiivenden. Ob der normale
Unterrichk an höheren Schulen dazn ininier in der
Lage ist (wo besteht schon ein solcher lileiner Tier-
park, wie ihn der Verfasser schilderl?), das isl eine
Frage der besonderen Unistände.

Die Wege, die die Uebungsschule auf dem Gebiet
des Malens einschlägk, sind glückllcher zu nennen,
wenn mnn auch anderer Ansicht sein mich über die
Art, wie hier die Schüler zuni Malen nach Werli-
släkkenrezepten und Flächenaufbauregeln anaehalken
werden. Äer Entivicklung des feinen Farbensinns
wird besondere Aufinerlilamlrelk geividinek durch
Uebungen an eineni Farbliasken, der eine reiche Aus-
wahl aller Farbwerte in Tonpapieren enkhält. (Es
ist bedauerlich, dasz die angedeutete Klassenaufgabe
„schön gefärbte Küchen" nicht zum Abdcucli liam.) Die
Erziehung zum farbigen Aufbau einer Fläche unker
Veiwcndung leiichleiider Farben geschieht zweck-
mäjzig zuersl durch die Tcchnilr des Bunlpapier-
jchncidens- vder -reisiens u»d sindel späler im grojz-
ziigig geluschleii Aguarell Forlsehung und vorläuslgeS
Eiide.

Die „psnchologische" Uebungsschule behandelt daS
Knpitel Kuiislbelrachlung. Man liann sagcn weniger
ersreulich, alS dieS Ph. Francli im „tzandbuch" kut.
Der plvchologische Merl, der hier abgedrucliten Ner-
suche mik jungen und jüngslen Schülern ist dadurch
slarli beeinlrächligl, daß die Einwirliuiig der Um-
well, der Einflus; der Milschüler, die Ueberlegenheil
deS EllernhauseS auch ln geschniacklichen Dingen
slärlier sind nls die persönliche Eigenarl des Schülers.

Pralilisch sind solche Stunden meist unfruchtbar, wenn
nicht Bilder besprochen werden, die inhalklich und
gefühlsmätzig so stark zum Schüler sprechen, dajz
diese andern Stimmen libertönl werden. Znr Kunst-
erziehung wird mit dem Schwatzenlassen der Schüler
jedenfalls nichks beigetragen. Werkvoller ist die An-
regung geeignete Bilder aus dem GedächtniS wie-
dergeben zu lassen. Das Buch bringt alS Beispiel
Zodlers „Zolzfäller". Die Ergebnisse des Vorversuchs
einer Darstellung ohne vorausgehende Bildbelrach-
kung sind durch die skarlie Gebärde und eindeulige
Schilderung des Lehrers so starli beeinflujzt, das; sie
keine brauchbaren Unkerlagen fllr psychologische
Schlußfolgerungen mehr bieten. Die Einführung bie-
ser kernigen Holzfällersgeskalt durch eine vom Wesen
und Geist deS dramatischeii Bildenkwurss weit ab-
weichende Erzählung im Märchenton, die von Gei-
skern, Schäszen und einem silbernen Veil fabelt, isl
als eine Entgleisung anzusehen.

Zwei handwerkliche Uebungsschulen zeigen nach-
ahmenswerle Beispiele von Gestnltungen in Holz und
Bast, die init wenigen Mikteln nuch an Volksschulen
erzielt werden können. Die übrigen Abbildungen, die
keilweise auch externen Uebungsschulen entslammen,
geben nufschluszreiche Einblicke in die Vorskellungs-
welk und Phanlasiewelt des Kindes. Sie sind in ihrer
unbeeinfluszlen und ungesä-minliten Ehrlichkeit be-
sonders ansprechend.

Das zeitgemäsze Schluszkapikel „Die Verwendung
der schaffenden Kräfte", das den Ällszlichkeiksapvsleln
besonderä gewidinet scheint, sajzl die Aedeuliiiig des
Kunsluiilerrichls fiir unsere gesnmke Kulkur weil-
blickend In die Worle:

„Der Haupkzweck, daS schaffende Kind zum Schaf-
fen zu bringen gilk ja nicht nur den künsklerischen Ergeb-
»issen —„"— mlk d e r P f l -e g e d e r s ch a f f e n-
den Kräfte ist deren Erhaltung aus
n l l e n GebIelen m e n s ch l I ch e r Täliglieik
b e a b s i ch t i g l." .

3n dlesem Sasz und damit im leszlen Ziel der Kunsl-
erziehung, stimmen wir Ph. Franck bei und erhossen
mik ihm die sichlbare Weikerwirkung unserer Ärbeil
im deukschen Volk der Zukunfk.

Ebuard Steigerwaldt: Gas Lehr- und Lernbare des Zeichnens

sVerlag von N. Oldenbourg in Mllnche» und Berlin.) PreiS 20 NM. Von H. L e n z - S-k u t l g a r l

Das Werk ist Geheimrak Dr. Georg Kerschensteiner
gewidmet. Einführend sagl der Verfnsser, Ausgang
und Maszskab seines Werkes sei der Vegriff vom
Wesen des Zeichenunkerrichts, ivie in Kerschensteiner
in seinein Werk von der „Eiilwicklung der zeich-
nerischen Begabung" aufgeskellk und ein für allemal
inik sicheren Gründen verankert habeP.

Was versteht der Versasser unler Zeichenuntelricht?

» Wcmi wl.r iniS hici' ctwnS eingchciider iiiil deii Miischaii-
migeii Kerscheiisteiners beschstsiilicn, so geschieht das. weil er iir
dcn lchteii Iahreii sich in cincr Weise iiber dns »Schöpserilche
im Kinbe" stiiherte. die aiischeineiid in Widersprnch niit seiner
Anschniiiiiig stebt, dte cr in dem Werki „Die Eiilwickliing der
zeichnerischeii Bcaabiiiig" widcrlegtc. Kcrscheiisteiiicr ist siir niis
alle cine vcrehniiinswiirdigc Perjöiilichkcit; iiidcsscii niich dtescr
grohe Geist hnt, wie alleS Menschlichc, Ictnc Grcnzeii, imd biclc
Grciizcn trnleii schon in dtesem Pnch iinzweideiiltg >11 Srsihci-

iiiiiig.

NichtS anderes als die Anleilung zum „bewujzten" Se-
hen und „rIchkigen„Darskellen der Naturkatsachen und
-erscheinungen. Er weisz wohl, das; dieser Zeichen-
unkerricht mit Kunskunterrichl im allgemeinen nichls
zu kun hal. Auf Seike 10 lesen wir: „Eben weil
Zeichenunkerrichk und GestalkuiigSunterrichk den Leh-
rer, die Ilnkerrichkszeit und daS Mnterial miteiiiander
emein haben, so ist nvtwendig, das; auch der Schüler
en Wesensunterschied beider Arten verslehen lerne.
Denn die äuszere Gemeinschaft dnrf nichk zur Ver-
mengung der beiden naä) Weg und Ziei grundver-
schiedenen UnkerrichkSstofsen führen. Kiksch isk nichks
anderes, als eben die Verguickung von Ilngleich-
arligem, von Darskellung und Schmuck."

Mit dieser klaren Scheidung von Zeicheniitilerrichi
im Sinne deS eben gegebenen BegrisseS einerseils
 
Annotationen