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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 8 (August 1928)
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Müller, Richard: Das Problem der künstlerischen Erziehung: Bericht über einen Erfurter Vortrag
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Winter, Rudolf: Ein Beispiel, wie ich meinen Unterricht lebendig gestalte
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Martell, P.: Zur Geschichte des Aquarells
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0261

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2U1

GenletzenS ge>6)ehen. Die inlellekknalisch-alexandrl-
nische Art des 19. llahrhunderks muß zurückgedrängt
werden, eine verkiefte Nacherlebensfählgkeit mutz
geweckt und auSgebildet werden, und es wird zu
zeigen sein, welche Aufgaben sür den öffentlichen
Ilnterrichl wie die Selbsterziehuug des Einzelnen in
dieser Ainsicht bestehen.

Letzklich die Erziehung zum künstlerischen Ilrkeil,
worunker rvir nichk verfrühte Kritik, eine Wertab-
schätzung, verstehen, sonder» vor allem ein gelstigeS
Erfassen der Skllsormen des Kunstwcrks. Dartiber
hinaus aber gill es, das Gefühl für echte Qualilät
zu entwickeln, wiederum nicht im Sinne frühreifen

Absprechens, sondern Im Sinne der Ehrfurcht vor
Grotzem und Bedeukendem.

Zenseiks dieser Aufgaben, die letztlich alle zu-
sammenhängen, bedeutek künsklerische Erziehung
jedvch nicht blotz Erziehung zur Kunsk, sondern auch
Erziehung durch die Kunst. Weit über daS eigenlliche
Kunstgebiet hinaus gilk es die Kunst im Zusammen-
hang der gesamken Kultur zu sehen, ihre Bedeukung
sür Aeligion, Gemeinschafksleben, Elhik und Welk-
anschauung zu würdigen. Der Bortrag beleuchtele
dle Mvglichkelken und Nokwendigkelien, die hier be-
stehen, im Einzelnen und bot ihre eindringende psy-
chologische Begründung.

Em Berspiel, wie ich meinen Anterricht lebendig gestalte

Bon A u d o kt Wint e r. Ludwigsburg.

(Bgl. dazu Abbildung Seite 213.)

Seil gernumer Zeit wies eine marktschreierische
2ieklaine auf dns Erscheinen einer besonderen Se-
henswürdigkeit, auf den weltbek-annten Zirkus von
Kapitän Schnei -der hin. Auch die Schule sollte
von biesem Ereignis Gewinn haben, un-d so machten
wir eine „Zirkuserliursion". Lerrgolk, wnr bns ein
Erlebnis! Wie leuchleten die Äugen der Buben und
Adädel ob all der Din-ge, die da kommen sollten!

3m Zirkus: Ein edel gebaukes Pferdchen eröffneke
den Neigen und führke Gehorsaiiislibungeii aller Art
aus. Eine Gruppe von Pfer-den zeigte ähnliche Ile-
bungen im Trnb unü Galopp. Bald erschienen
Ponys, auf benen allerliebsle Kerlchen, kleine Aeff-
chen, Platz genommen -hal-le», uud rasten ducch -die
Äahn. Wundersame Gestalten, sogeu-annte Llowns,
erschienen aus der Bildsläche und süllken die Pausen
mit ihrein näriischen Tun aus. Das -war ein 3auch-
zen und Lachen unserer tzüngslen! Eine neue Num-
m-er brachle eine Lans-im-Glttck-Geslalt mit zwei
Schweinen, die ihre Kiiiiste zeigen muszten, auf -den
Plan. Der Ri-lt unseres Hans-im-Glück im gestreckten
Gnlopp durch die Vahn mnchle aus unsere 3ungen
den grösz-len Ein-druck un-d wurde mit kosendem Äei-
fall guitlierk. Tränen standen den Buben und Mä-
del ob all der Lusl in den Augen. Gewandle Akro-
baten fllhrken glnnzende, noch nie gesehene Uebungen
vor, >die gröszte Beivuiideruiig auslöslen. Nnchdem
noch junge täppische Löwen gezeigt -ivaren, folgke als
Hnuplnummer die Borfn-Hrung der alken Löwen. Mu-
tig -trilt -der Löivenbnii-diger aüf, und iveder dnS Knur-
ren noch das Zähneslekschen eines -alken Ariesgrams

Zur Geschichte

3n der Geschichle der Malerei hat eS zu keiner
Zeit elne ernste Rivalität zwischen der Kunst der
Wasserfarbe und derjenigen der Oelfarbe gegeben.
Ein dahin gerichteker Wetkstreit hätte von Änfang
an in den Kampfmilleln seines kiinsllerischen Aus-
druckS das Agunrell viel zu stark benachleiligt, alS
datz sich ein Bersuch gelohnt hälte. Auf den statt-
lichen Folien der 3ahrkausende alten Kunst nimmt
das Aquarell bis zum 19. 3ahrhundert nur ein be-
scheidenes Kapikel ein: erst unser 3ahrhunderk gab
dem Aguarell unbeskrlttene Wlirde und ehrenvolles

bringt Ihn aus der Ruhe. Ein energischer Vlick, ein
Wink mik der Eisenstange erreicht seinen Zweck.
Herrlich sehen -die Äestien aus, wunderbar wirkt der
Löwensprun-g. Schlag auf Schlag wird Neues ge-
zeigt, und hochbefrie-digt kehren unsere Buben und
Mädel nach Hause. Mutter und Baker, Schwesker
und Vru-der, sie alie -dürfen hören, wie schön es war.

Für mich aber stand der Plan fest, solche Erleb-
nisse mllssen gestalket werden. Die Aufgabe für den
foigenden Tag war damit gegeben. Das Thema lau-
teke: Ein Eriebnis bzw. eine Darbielung im ZirkuS
Schneider. Nachdem die Ausgabe durch eine kurze
Aussprache über Darsiellungsart und -millel »och
weiter geklärt war, gin-gs an die Arbeil. Ilnd präch-
tig war die Stimmuiig — eine Weiheslunde war wie-
der angebrochen! DaS war ein Sch-asfen, ein Aeber-
legen, ein urkräf-tiges Gestalken. Nur d-a und dort
mutzlen Schlichkeriie uud Zuriick-Hnllende noch beson-
derS angeregt wer-den, nur vereinzelt halte der Leh-
rer einzugreifen zur Behebung technischer Schwie-
rigkeiken; meist genligte ein ziiskinimendes Wort, um
den Schlilern zu zeigen, datz sie nuf dem rechten
Wege seien. Ileberraschend gut waren die Ergeb-
nisse. Kr-aslvoll wurde der Löweiisprung geslaltet,
voll Ausdruck wurden die Zirkuspferdchen gezeigt
und ulkig wirkte die Schweinedressur. Der Kern
der Aufg-abe wurde von -allen richkig ersatzt. Skarke
Ausdiuckskr-ast war in allen Arbeiten zu verspüren.

Wir w-aren aber nuch miteinander im jungen Rtai
voll echker Maienslimmuiig.

des Aquarells ?-

Ansehen im Reiche der Kunst, das, dem ewigen Wan-
del alles tzrdischen nach dem Gesetz von Blüte und
Berfall unkerworfen, uns in dem Werden und Ber-
gehen grotzer Kunstepochen sichlbar wird. 3n diesen
grotzen Epochen der Malerei war dns ^lguarell ge-
iegenllich, nicht iminer, ein wenig beachleler Schrill-
macher, der in stiller, bescl)eidener Mission ivirkke.

Die erste geschichtliche Quelle der Aguarelltechnik
wurzelt im alken Aegypken, das in seiner Kunsk
weltaus der Plastik und nur wenig der Malerri
huldigke. Die alten Aegypker habe» die Kunst der
 
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