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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 11 (November 1928)
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Stiehler, Georg: Stellung zu Britsch-Kornmann
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Schmiedel, Hanns: Kunstfahrt nach Nürnberg: Bericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0346

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287

bunnsciufIllbe, diohumleulnl sür deu c;esu>nieu
Ankerri6)k. Seh- und Dnrskollungsrelfe.

V. Merlrarbeik, einschliesjlich Grnphik und Pa-

piemrbeit. Kilnsllerisch; lecbnischh wissenschnfk-
lich. Sonderaufgabe der Kunsk- und Wissen-
schaftslehrer, aber nuch Arbeil in Beziehung
zueinander.

VI. W i s s e n s ch a f i l i ch e s Z e i ch n e u. Messend-

gevmeirisches Zeichnen, Perspelikwe, Prosek-
tlon; begriffliches, slutislisches Zeichnen in Ma-

Heinakilr, Nakurwissenschask, Geographie.

Gemisse Aufgaben auch iin Z e l ch e n u n k e r-

r i ch t lauf Wanderung, im Gelände) zu lösen,
sonsk Aufgabe der Wisseuschafkler.

VII. Einfühlung !n Merire lder Kunsll.
Sonderaufgabe des Kunskunkerrichks.

Ein solcher Zeichen- und Kunst- und Werlrunter-
richk wird der werdenden Persönlichlreit gerechk,
führk zur Geskalkung In Kunsk, Wissenschaft und Tech-
nilr und hat seine umfassende, eigenarkige Skellung
im Bildungsganzen der Schule.

Nur auf die schmale Basis des bildhaften Geskal-
kens gestellt, wie Kornmann es kuk, verlierk er seine
universale Bedeutung.

Kmrstfahrt nach Aürnberg

Berichkel von Professor Kianns Scl, mIedel - 5>eidelbera

Ohne die viertägige, mil 14 Ilnkerprimanern und
tzerrn Skudienrat Binal als Kunsllehrer unkernom-
mene Fnhrk lrgendwie an sich überschähen zu wollen,
das werden noch viele Hunderle strebsamer Schüler
unkernehmen und bei gleichem minlskeriellen Wohl-
wollen sü-on unkernommen haben, möchke ich dennoch
inr Zinblick auf früher an dieser Sielle gegebene
lheorelische Ansichten ein wenig von den melhvdi-
schen Lehren sprechen, die sich bei üollegialer Aus-
einandersehung an siillen Abenden leicht und über-
zeugend herausskellten. S6)liesjlich war Nlirnberg —
gerade weil wir nicht zelkflüchlig in einem enklegenen
Geschichlsraum das Zeuke und seine Not vergessen
wolllen und in billiger Nomanliü Phanlaskereien
nachhlngen --- eine „Lehrprobe" von bedeulendem
Ausmas;e. Zierbei konnie nur die lehle Selbslent-
äutzerung des inkimsken Beüennlnlsses helfen, hler
wurde von. Mensch zu Mensch geredek und^ersl wie-
der der ganze freudige Nespeül gewecül, der in der
ckigend nur auf Auferstehung warlet. So haben wir
aus Ilmwegen die Auloriläk des Kalheders in seinem
wahren Nechk zurückerobern helfen. Wir haben ein
Skllck Mirklichüeit bezwungen vor den Augen der
Schüler. Aber auch abgesehen davvn, was wir rein
„egolslisch" erslrehlen nlS Gewinn unsecer BerusS-
sreude, eine lvpischere Fach-Berbindung als sie hier
zwischen Kunstlehrer und Deukschlehrer vor sich ging,
läszk sich liaum denken. And hiervon will ich im fol-
genden elwas darskellen, weil ich glaube, dem ge-
heimen Slreben vieler mehr Magemut und Zuverslcht
einslösjen zu üönnen und andererseilS den Kunsk-
lehcern eine bedeulendere Beelnslussung des Anker-
richlsbekrlebes schaffen helsen zu müssen. Wir sehen,
wie welk uns die Abüapselung (mikunker eine sehr
hoÄ)inükIge und dem Wesen eines reinen EkhoS der
Erziehungsidee direkk hohnsprechende) der Spezial-
fächer trennt.

Zch lasse die Senlation des DürerjahreS beiseile,
weil nnchlrägliche Zuldlgungen iinmer in schreien-
dem, bikkeren Gegensah zu der veisäumken Berehrung
der Zellgenossen des Genies stehen. Lch will auch
die gevgraphisch - üullurgeschichllichen Anregungen
übergehen, die siä) zwanglos bei jeder Landschafls-
betrachkung ergeben und auf Grund neuester illu-
strierter Äeisebegleiter das dem Auge Zugängliche
zu reizvollem Gespräch befruchten üönnen. Den„Geisk
der Landschafk" geschichklich-üullurell, geographisch-

äslhekisch zu beschwören isk elne Unkernehmung, die
bei voller harmonischer Nundung des Bildes zü be-
gnadeler Schauung werden üann. Dies sehk aber
eine derark starüe Sammlung und Konzentrakions-
fähiglreik voraus, daß sie bei der natürlichen Biel-
gestalligüeik der Schülerkemperamente so guk wie
ausgeschlossen ist, wofern nicht in lrleinen Gruppen
gereisl wird, was seinerseits auf den Geist der Klasse
lrttbend einwirken musz. Eher mng man nach einec
Fahrt mik Zilfe guten und umfassenden Bildmaterials,
das man sich syskemakisch gesainmelk hat, elne solä)e
üontemplakive und andächtige Berkiefung vorneh-
men. Gehen wir aus den Kern der Fahrk ein, auf
jenes Elwas, das man ebenso kief wie schlechkerdings
unsaszbar das „ErlebniS von Nürnberg" nenneii
kann. War es wirklich ein „ErlebnIS"? Oder nann-
ken wir dies nur so, um uns recht gewichlia vor-
zuüvmmen, wie manche Deukschlehrer, die „Erlebnis-
aufsähe" machen lassen und zufrieden sind, wenn ein
Spahennesk beschrieben wird. Ging uns vielleicht bel
aller pädagogischen Begelsierung die suggeslive Met-
nung auf, auch diese Iugend iiiüszte, wie wir, ge-
pacük, erschütkert, enkflammt und ergriffen werden?
Lagen nichk Täuschungen vor, ln diesen altehrwllr-
digen, unentwegl thronenden Burgmauern, in dlesen
dllsler-weihevollen Kirchen und den wvhlig abgemes-
senen Pakrizierhäusern nur eln distanzierkes AuS-
drucüsgebilde zu sehen, das lediglich seiner Anüers-
arligüeik wegen beslichl? Oder haklen wir ein Er-
lebnlS präparierl durch Kolleghesle, weilschweisige
Einsührungen und nus Klassiüern der Wissenschasl
hergeholle und ausgepfropfke Werlurkelle, wie dies
eben nichks neues mehr In der Schule isk? Wir
üönnen nlle diese Einwände und Besürchkungen mit
gulem Gewissen verneinen! Die gnnze Frische des
Eindrucüs blieb gewahrk, und während der ganzen
Fahrk verflelen wir üeine Minule ins „Dozieren",
lns Nnchreden, in dle Likanei süjzlicher Kunslschwär-
merel und ihres ebenso süsien Sliles, der Eüskasen
vortäuscht. Wir blieben schllchl und streng und
liejzen die Dlnge auS ihrer Selbslgenügsamüeit her-
aus reden, ohne irgendwelche imilalorische Absichlen
dabei laut werden zu lassen. Charakerislisch für die
üeutschgemäsze innere Seelensprache dieser Niirn-
berger Kulkur ist das impulsive Geständnis eines
Teilnehmers: „lkch meine, ich sei schon wochenlang
hier, so verlrauk scheini mir alleS!" Ln dieser primi-
 
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