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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 7 (Juli 1928)
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Bauermeister, Hans: Grundsätzliches über das Verhältnis der Gustaf Britsch-Theorie zum Zeichenunterricht
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Petersen, Benno: Das Schulfest im Sommer
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0220

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Borvermirkllchung des Gegenslandes, der auf Grund
dieser Vorverwirklichung nun nach klinstleri-
schen Gesetzen als Kunstwerk enlstehen soll; oder es
mird aus Grund der Werkzeichnung der reine Werk-
bestnnd hergestelli, der nun Äulatz zu kttnsilerischer
Beurteilung und ihrer Verwirklichung am Gegen-
stande selbsi bietei.

Wer in dein allen nichks als spitzfindige Gedanken-
cquilibrlstik sehen und grundsätzllch, was bei kttnst-

lerischen Naturen häufig ist, kheorekischen ErSrterun-
gen abgeneigt sein sollle, den veranlassen vielleicht
(mas meine Zeilen nicht vermögen) die prak-
tlschen Anterrichtsergebnisse in üen von
Kornmann herausgegebenen „Ilrkundcn deutscher
Bolkskunst", Heft 3, „Ansänge ncuer hugendkunsk"
(Starnberg 1627, Gustaf Ariisch-Znstitut fllr Kunst-
wissenschafk), sich dennvch mit Brilschs Lebenswerk
zu befassen.

Das Schulfest im Sommer

Bon Benno Petersen, Lübeck.
lBgl. dazu die Abbildungen im Text.)

Dte Feiern bedeuten einen Höhepunkt in jedem
Schullebem Sie sinü unvergeszliche, fürs ganze Leben
hindurch In der Ecinnerung forklebende Ereignisse.
Wohl jeder denkt dabei an seine eigene Kindheik,
die festlichen Skunden in der Schule hafken beson-
ders in seinem Gedächknis, die Freude an harmlosen,
kindlichen Bergniigungen hält uns heule in einem
bittersiitzen Vann.

3n unserer Schulzeit war wenig oder garnichts
von Borberelkungen zu solchen Becanstaltungeu zu
merken. Lehrer und Lltecn halken fiir alles ge-
sorgt, dec Sonntagsanzug lag bereit, mit heiszem
Kopf erwarkeken wir den Fesikag, an dem gespielt
und getanzt wurde und an dem sich alleS so ab-
mickelke, wie es im Pcogramin unserer Lchrer vor-
gesehen war.

Gewijz, schön waren diese Stunden festlichen
Erlebens auch. Doch — um wleviele Grade kön-
nen wlr das Bor-, Mik- und Nacherleben stel-
gern, wenn die Schiiler zu den Vorbereitungen
siir diese Schulfeste in allen Dingen so weik wie mög-
lich herangezogen merden. 3e mehr sie mitwirken
bei den Feiern, die ihnen zuliebe unkernommen wer-
den, umso lebhafker oder inniger ist die Anteilnahme,
um so grötzer ist der Erfolg der geleisteken Arbeik,
um so gravierender der seelische Lindruck. Es gibt
keine bessere Möglichkeit, den Arbeiksunkerricht In
der Praxis zu erproben, schöpferische Kräfke anzu-
regen, Erfolge in dieser Hinsicht zu erzielen, es gibt
kaum eine andere gleichgünstige und gleichwertige
Gelegenheik, soziale Gesinnung und Gemeinschafks-
geist zu pflegen, Eltern und Freunde der Schule
für dle Arbelt der Kinder und deren Lehr-er zu
interessieren.

Der Kunsterzieher stehk an erster Skelle als
Erwecker produktiven Schaffens. Er ist der be-
rufene Vertreter, der stugend auch bei festlichen
Gelegenheiten das zu geben, was ihr heilig und
nokmendig zugleich ist. Dleser dankbaren Mis-
ston schlleszen sich auszer dem Zeichenlehrer der
Werk-, Mustk- und Turnlestrer, )owie andere be-
sonders organlsakocisch begabke" LMKcäfke an. stn
Berakungen mit Schülern und Elkern enkskehen die
Borschläge für die wichkigsten Schulfeiern, von denen
sich zwei Ereignisse von erhöhker Vedeutung her-
ausheben: stedes stahr werden zu Weihnachken in
Aufführungen, Messen, Krippenspielen und Gesangs-
darbietungen die schausplelerischen, musikalischen
und handwerklich-künstlerischen Kräfke in achrens-

rverte Leiskungen umgeletzt. Die Weihnachksfeiern
sind in vielen Schulen vereits liebgewordene Tradi-
tion geworden, die Anforderungen steigern sich von
ölahr zu llahr durch immer höhere Ansprllche. Der
Freund der Arbeitsschule findet steks neue Barla-
iionen in der Dekoration und im Spiel von der Ge-
buck Christi, es folgt steks neuen Änregungen und
vecmitkelt die vorweihnachkliche Skimmung. Keine
Schulweihnachtsfeier kann aber die Meihe des hei-
ligcn AbsndS in Kirche und Haus ersetzen oder llber-
lreffen. Das slimmungsvolle Christfest ist und bleibt
Angelegenheik dec häuSlichen Famllie.

Dagegen kommk dcm sommerlichen Schulsest eine
gänzlich andere Aufgabe zu. Hier gelangt das Zusam-
mengehörigkeilSgesllhl zwischen Ellern, Lehrer und
Schülern zum ceinslen Ausdruck, der Vedanke der Le-
bensgemeinschaft mit und unter der llugend findet
in dem Sommerfesl seine einfachske und doch reichste
und edelste Auswirkung.

An einigen Aeispielen zu seiner Ausgestal-
tung möge der Weg gezeigt werden! Die
dargeskellte Uebersicht ergibk ein Arbeiksgebiek
für mehrere Fachgruppen. Ein solches Fest
darf nichk allzu einseitig auf ein beskimmkes Unker-
richksfach eingestellt sein. Wir müssen von dem Ge-
danken ausgehen, jedem Schüler ein Betätlgungs-
feld zu bieken, in dem er seine Anlagen und 3nter-
essen berllcksichtigt findek. Alle Kinder sollen glei-
chen Ankeil nehmen, allen soll eine Freude bereikek
werden. Die erhöhke Pflege des Sporks verführk
leicht dazu, aus dem allgemeinen Schulsommerfest
einen Kampfspieltag zu machen, an dem nur ge-
schickte, gewandke und kräfkige Schüler zur Geltung
kommen. Diese erringen sich dle Preise, werden
gefeiert und vewundert. Um nichk Einzelne heraus-
zuheben, deren Höchstleistungen in den Herzen des
Schwächeren ein wehmükiges Gefllbl hervorrufen
und die Freude an dem Fesk nicht aufkommen lassen,
kragen alle sportlichen Beranstalkungen besser einen
scherzhafken Charakter. Zu Metkspielen suche man
keine besondere Splelmannschaft aus, Klasten von
gleicher Ältersstufe werden sich gegenllbergestellt.
Faustball, Skaffellauf, Hindernislauf und -radfahren,
ein Fuszballsplel mik Holzpankoffeln und in ulkiger
Berkleidung (Bäcker gegen Schornsteinfeger), Sack-
lauf, Eierlaus, Flaschenreiten und andere Spiele
sind geeignet, auch schwächere Spieler zum Sport
mitzureisten.
 
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