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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 2 (Februar 1927)
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Seifert, P.: Werkunterricht
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Schöllkopf, Heimo: Werkgestaltung von Märchenfiguren: ein Unterrichtsbeispiel (für das 7. Schuljahr)
DOI Artikel:
Greve, Rudolf: Die Heimatmappe als Gemeinschaftsarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0056

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Weim mich der Werlmnierricht an den Lehrer
ganz erhebliche Forderungen slellt, so enkschädigt
doch die Begeisterung der Schüler fllr praktisches
Arbeiten reichlich für die aufgewendete Mühe. Äber
auch die Schüler werden belohnt durch Erwerbung
einer Menge von Kenntntssen, die das tägliche Leben
verlangt, die aber dle Schnle bisher nicht vermittelt
hat. Die uninitlelbare Aerllhrung mit Lcben, Arbeit
und Arbeilern aber brachten und bringen unsern
Werlischülern Lle Assuche unserer helmischen Merlr-
stätlen, der Möbel- und Magenfabrilien, der Elsen-
gietzerei und Gasanstalt, der Porzellan- und Textil-
werlie u. a. Vekriebe.

So trägk auch der Werlmnkerrichk das Selne dazu
bei, die Schüler für den schweren Kampf ums Dasein
vorzubereiken.

Werkgestaltungen von
Märchenfiguren

Lin IlnkerrichtSbelspiel (für dns 7. Schuljahr) vvn
Heimo Schö llliopf - Sluttgart.

(Pgl. dazu die Abbildmigcu mif der Veilagl:, Seite L, uutere Veihe)

Mik den eiiifachsken, skeks zur Berfügung stehen-
den Mikkeln sollen Märcheiifiguren plaskisch und
farbig gestaltek werden. Handserkiglreit und tech-

nisches Können beachten wir wenig: denn die Er-
weckung der lebendigen Geskalkungslrrafk bildet den
Kernpunlrt dieser Aufgabe. llsk nicht der Weg, der
vom Papier weg zur lrllnsllerischeii Werkgestaltung
führt, von gröhter Bedeukung fiir den Ünterrichk
im bildhaften Geskalken?

Dle Schlller bringen farbige Sloffreste, Holz,
Drahk, Schnüre, Wolle, Knöpfe, Nägel, Zeikungs-
papier, Nadel und Faden mik. Der Körpcr wird
aus Draht geferkigk, mit Papier umwickelt und mik
Schnüren zusammengebunden- oder auS HolzsLücken
zusammengeseht. Aus einem Stlick weichen Holzes
wird der Kopf mit dem Taschenmesser geschnihk und
dann bemalk. Er kann auch auf Tuch aufgemalt
werden. Nun geht es an die weikere Gestaltung.
Aus Stoffresten in passenden Farben werden dle
Kleider genäht. <Knaben nähen auch einmal
gerne!) Die Knöpfe werden, wenn es notwendig ist,
mit Tuch überzogen, Haare werden mik Wolle oder
Schnüren dargeskellk. Der Schüler findek den passen-
den Werkstosf für alles, was er ausdrücken will,
überraschend schnell. Hemmungslos soll gearbeltet
werden, üann ersl erfllllk die Aufgabe ihren Zweck.
Die Begeiskerung für diese Ark von Äufgaben Isk
jedesmal groh, ebenso ihr erziehlicher Werk: es wer-
den Phankasie, Borstellungsliraft, Gefllhl für pla-
stische Gestalkung und für die Wirkungswerke der
Farbe enkwickelt.

Die tzeimatmappe als Gemeinschastsarbeit

Bon Ruöolf Greve, Oldesloe
<Bgl. dazu die Abbildungen)

„Ducch den Unkerricht im Freien wird das bild-
hafte Geskalken so recht Heimakunterricht. Bon die-
ser Seike her, durch Schauen und Schaffen verwächsk
der junge Mensch am leichtesken und nalllrlichsken
mik der Heimak. Er musz zuerst seine Heimat sehen
lernen, wenn er sie kennen und lieben lernen soll.
Deshalb isk es eine der wichtigsten und schönsten
Aufgaben des Unterrichks im biidhaften Gestalten,
am Bild der Heimak zü schaffen, in Las alle Schön-
heikS- und GemükSwerke hineinverwoben sind, das
in öie Vorstellung des heranwachsenden Menschen
übergeht und dauernd in seiner Seele lebt." <Äus
Prof. Kolb: BildhafkeS Gestalten.)

Oidesloe, ein kleiner Ort, gelegen zwischen zwei
Großstädken, dein ständigen Durchgangsverkchr die-
nend, wird wohl oder übel dem Änwachfen der bel-
den großen Nachbarn seinen Tribuk zahlen und sich
angleichen inüssen.

So schwindet hier eiiie schmale holperige Gasse,
um einer glakken Kleinpflasterskrajze fllr den Auko-
verkehr Plah zu machen, dorl wi'rd ein alkes Fach-
werkhaus, das noch aus der Hansezeik stammt, nieder-
gelegk: eine alke Brücke über-die Trave, prachkvoll
und wle für die Lwlgkeit aus Granikguadern ge-
schaffen, erweist sich als nicht mehr breit genug und
musz einer häszlichen, nüchternen Bekonbrücke weichen.

Das aber noch Vorhandene fefkzuhalten und der
Nachwelk zu überliefern, hakte ich der jehigen Unter-
Prima alS Aufgabe für diesen Sommer gestellt. DaS
Ergebnis der Äufnahme, ich darf wohl sagen, freu-

digen Aufnahme dieses Vorschlags liegt jeht vor
in Geskalt einer Mappe, die den stolzen Tikel trägk:
„Bad Oldesloe in 30 Linolschnitten öer Unterprima
1827."

Was dieser Arbeit ihren besonderen Wert ver-
leiht, isk einmal die Tatsache, dah bis dahin er-
worbene Erfahrungen in der Linolschnittechnik hier
einer Arbeik dienskbac gemacht wurden, die unmlttel-
bar der Helmatkunde und der Heimatliebe dient und
zum andern eine einfache Lösung des Arbeiksschul-
edankens zeigt. Weik größer aber ist der Gewinn,
er aus dem Gefllhl Les „sachlich-seelischen Ver-
bundenseins des Einzelnen erwuchs, hier Mikträger
einer 3dee sein zu dllrfen, der zum Gelingen der
Ausführung sich und seine Leiskung dem Ganzen
ein- und unkerzuordnen hakte. Die gemeinschast-
liche Erarbeilung führke hier zu einer wirklichen
„Arbeiksgemeinschaft".

Daß wir nicht ohne weiteres am Naturvorbild
haften blieben, ist selbstverskändlich. Mir hakken
längst gelernk, dah der Linolschnitk aus sich heraus
schon eine slrasfe Zusammensassung der Flächen und
ein socgfälkiges Abwägen von Schwarz-Weih be-
dinge. Nicht an der Oberfläche wollken wir bleiben,
sondern durch diese hindurch den Dingen ein wenig
auf den Grund, auf das Geistige der Dinge sehen.

Nachdem auf einem Rundgang die Mokive be-
zeichnet waren, deren Darstellung in der Mappe
Aufnahme finden sollke, wurden die „Nollen" ver-
teilt auf die ganze Klasse, in dem Sinne, dah jeder
 
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