Ausbcui wissen. Mil wissLnschnsMchen und kechnischen
Ileberlegungen ist noch nie ein Kunskwerk geschaffen
woi'Len, cS wiid dauiit nuch nicht zum Berständnis
gebracht werden.
Mo die Technik loSzulösen ist als ein tlir sich
Bestehenliönnendes, als ein schvner Nock, iwer des-
sen Pracht man das zugehörige Wesen vergiszt, da
isl sie schon Manier und innerlich tot. Wo Lie
Technili nur Kunsl isl, dn sehll die Kunst. Sie schaffk
Wi'luosensllicke, aber lieine Kunslwerlre, so wie um-
geliehrl „gemalkes Gefühl" gleichbedeutend tst mik
unechter Kunst.
Wir ersehen daräus, dajz erfolgbringende Kunst-
helrachtung, üie doch immer nur das Gesamtkunst-
werli im Auge haben liann, weüer das Formale vom
Geflihlsmäszigen noch das Technische vom Künstleri-
schen zu lrennen vermag, und dajz ebensowenig der
Kunsliiiilerricht die eine, der Deutschunterricht die
andere üieser Ausgaben gesondert zu betrachten im-
skande ist, wenn es sich um die Erfassung des
Wesenllichen am Kunsiwerlr handelk.
Menn darum in Aufsasi 7 dem KunstunkLrricht der
„grammaiische Tcil", dem Deukschuntercicht die
„Lelitüre" der Kunsibetrachkung zugewiesen wlrü,
so zeugt das von einer Anlieiintnis des eigenllichen
Wesens des Kiinsiunterrichts liber die auch die Tat-
sache nichk hinwegzutäuschen vermag, dajz der Ver-
fasser über die Aestrebungen dieses Faches unter-
richkek zu sein scheint. l„Der Zeichenunkerricht führt
vom eigenen Gestalten her zur Kunsk"l „er geht vpm
lilinsilerischen Gesinlkungsgeseh aus".l Man mühte
hier zunächst betonen, dasi es sich beim Gestalten
nicht um ein Zujammentragen von Einzelformen
zur Gelamkform handeln liann, da daraus keine
Gesamk„form", sondern höchstenS ein Gesamt„haufen"
von Einzelformen enlstehen kann, müszte erinnern,
dasz es sich beim Klinsiunkerclcht nicht nur um eine
n a ch bildende Tätlgkeit handelt, die aus der un-
mittelbaren Anschauung gewlnnt, sondern In erster
Linie um eine s e l b st bildende, um das Schaffen
aus der Aorstellung, und zwar der Gesamtvorstellung.
Die nachbildende Tütigkeik des Kunskunterrichks,
der Teil dieses Faches, den wir „sachliches Zeichen"
neiinen, hat die Möglichkelk, Kunstbetrachkung am
Original unserer kunsthandwerklichen und architek-
konischen Lelinatschähe zu kreiben und hak auch dabei
iinmer die Gesainterscheinung im Auge. Än der
Archikekknr und Landschaft der Zeimat erlebk der
Schüler ebenso unmiktelbar die Gesehe ües Naumes
und der Perspektive. Diese Neüeinstellung des Sä)ü-
ierS zur Mirklichkeit verpflichkek aber die Kunst-
betrachtung des KiiiiskunkerrlchkS nicht, in Gemälden
aus dem 14., 15. und 16. llahrhundert (vgl. 7, 1 o)
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üie perspektivische Darstellung als die wichkigste
Aeujzerung des Kunstwlllens dieser Zeit zu betrach-
ten, sonüern sie wird auch hier wieder das Gesamt-
k u n st werk im Auge behalten.
Der weikere Einwand, dah eine fruchtbare Ve-
leuchtung der Gotik nur der zu geben vermag,
„der dieses Gesamtbild hat enksteyen lassen, nämlich
der Deutschlehrer", erscheint völtig unhaltbar, wenn
man sich klar macht, dah üieses Gesamkbild llber-
haupt erst verstanden wird, wenn es dort zum Aer-
ständnis gebracht wird, wo eS sich ganz ursprllnglich
gibt: in der Architektur. Der Deutschlehrer muh
also bei üer Baukunsk entlehnen, um überhaupt zum
Wesen der Gokik zu gelangen, weil sich die Gotik
nur in dieser Sprache vecständlich gemachk hat.
Die k ü nstleri'lche Gestaltung unserer Dome
macht uns erst bie seelische Lage eines Zeitalters
sichkbar, wie derselbe Aerfasser an anderer Skelle
nuSführt. Aölligen Mangel an Aerständnis deS
WesenS unseres Ilnkerrichts im Gestalten aber be-
weist der Sah: „Der Anstaltslehrplan muh die Ge-
staltungsgesehe angeben, die der Zeichenunlerricht
zu behandeln hat und den Zeitpunkt bis zu deni
ihre Darlegung abgeschlossen sein muh." Diese For-
derung bedeutet elnen Uebergriff in die Eigenrechte
des Kunstunterrichts, der diesen zum Handlanger des
Deukschunkerrichts herabwllrdlgt. Mit demselben
Recht könnten auch üie übrigen Fächer an das
Zeichnen herantreken, um es ihren besonderen Zwek-
ken dienstbar zu machen. Das aber muh jeder Kunst-
lehrer ablehnen, obwohl er sich klar ist, dah er am
Gesamterzlehungswerk der Schule mitarbelket.
Äm Ende dieser Ausführungen soll zusammen-
fassend gesagt sein:
Der Zeichen- und Kunstunterricht ist aus dem
Gesamkorgniiismus unserer AlldungSanstalken nicht
mehr wegzudenken, weil er Ausüruckskräfte im
Menschen entwickelk, die zu üessen harmonischer
Ausbildung nötig sind. Er ist damit dem Deuksch-
unterrlchk völlig gleichgestellt, steckt sich eigene Ziele
und handelt nach eigenen Gesetzen. Die Kunst-
betrachkung ist ein Teil seiner besonderen Aufgave
in dem Sinne, wie Leklllre ein Teil des Deutsch-
unkerrichks ist. Kunstbetrachkung, losgelöst vom Kunst-
unkerricht und zum Selbstzweck erhoben, kann nur
zur stoffübermittelnden Kunsigeschichte sühren, nie
aber zum Kunsterlebnis, weil sie des Gestalkungs-
erlebnisses enkbehrt. Die organische Aerbindung von
Kunstunterricht und Kunskbetrachtung wird darum
der sicherste Weg sein, jener Aufgabe gerecht zu
werden, in der Zans Cornelius eine üer wichtigsien
Erziehungsaufgaben des Skaates sieht: „Künstlerische
Kultur zum Gemeingut des ganzen Aolkes zü
machen."
Sollen wir photographieren?
Von F r! tz Wieder m ann.
. „Nein, liebe Freunde, lieber nicht! Es wird euch doch an, was eure Freunde allsonntäglich für
gegenwärkig soviel Ilnfug mit den"Photokästen ge- „Negerkämpfe im Tunnel" verbrechen. „Skrahlen-
trieben, dah man iedem nuc abryken kann. Nicht, gefaiiene" nennt sie Fenarich ganz mit Äecht. stfk
dasz ich die Lichtbildnerei verdamme, nein, weil ich es denn wirklich so wichtig, unsere Vekannten In
im Gegenteil sie als eine ernste und wichlige Sache allen möglichen Stellungen zu knipsen? Die Licht-
. auffasse, darum warne Ich vor „Liebhaberel". Seht bildnerei kann gar nicht ernst genug genommen wer-