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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 5 (Mai 1928)
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Illgen, Kurt: Die ''freie Schülerzeichnung'': als Wertmesser für das Ausdrucksvermögen und ihre Brauchbarkeit bei der Aufnahmeprüfung an höheren Schulen, ein praktischer Vorschlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0141

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DmtschbBlatter für Zerchm-Kunst- undWerkunterricht

Zeitschrift des Reichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich für die Schriftleitung: Profesfor Sustav Kolb, Stuttgart
Druck und Verlag: Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestrabe 18

Fiir Belprechungsersmplars, Riederschristen oder andere Eiillendmigen irgendwelcher Art
wird et»e Aeraiitwortlichkeit imr daim nbernommen, wenn sie erbeten worden sind

Die „freie Schnlerzeichnnng", Von Kurt Illgen, Glauchau, Sa. — Die Zeichenauffätze unserer Sextaner. Von
Vrnno Zwiener. — Ornamentzeichnen?? Von Venno Petersen, Lübeck. — Ium Werk von Professor Gustav
Kolb: „Vildhaftes Gestalten als Äufgabe der Volkserziehung".Von Studienprof. Adolf Braig, München. —
Die tzexe Urhixtdur- Eine Gemeinschaftsarbeit von NobertHoll. — Zu unseren Beilagen. —Spielzeug,Schiffe
ans tzolz. Von Karl tzils. —InmFall Capeller-Stiehler.—Die Technick der Radierung. Von Dr. P. Martell-
— Umschau. — Sprechsaal. — Vuchbesprechungen. — Inserate.

8. Iahrgang Mai 1928 tzest 5

Die „freie Schülerzeichnung

als Wertmesser für das Ausdrucksvermpgen und ihre Brauchbarkeik bei der Aufnahmeprüfuna^ an
^ höheren Schulen.

Ein prakkischer Borschlag von Kurt tz l l g e n - Glauchau, Sa.

I.

lleber Nolwendiglreit und Entskehung der „freien
Schtilerzeichnung".

tzeder Mensch will sich in irgend einer Weise aus-
driicken: sprachlich, schriftlich, zeichnerisch, bezw. bild-
hafk, schlietzlich auch durch Musik (Gesang) und lur-
nerische Leistungen, um sich seinen Mitmenschen ver-
sländlich zu machen. Am besten geschieht dles durch
freIe M e i n u n g s ci u h e r u ng, im freien Spiel
Ler Seelen-, Geiskes- und Leibeskräfte, z. B. auch
in der sogenannken „freien Schülerzeich-
» n n g", dem „Fenster der Seele", selbskschöpferisch:

„Mlr mnlen heut eine Schneeballschlacht", laukek
die Aufgabe in einer Ilnterklasse. Der Lehrer
schreibk daS Thema an die Wandkafel, die Schüler
ziehen einen Rahmen auf ihr Zeichenblatt frelhän-
dig und schreiben die Überschrift „Eine Schneeball-
schlacht" darüber. tzeder darf frei schalten und wal-
lcn mik Bleislifk, Feder, Pinsel, Bunkstift ufw.,
aber ohne Borlage, Lineal und Zirkel! Nur so schön
wie möglich! Eineinhalb Stunden Zeit ist dazu da.
— Fieberhafkes Beglnnen! tzeder bringt's! Dle
Sccle öffnet und osfenbart sich ganz. Melch eine
Freude nm Selbstschöpferischenl Borstellungen und
Phankasien, von Gefiihlskomplexen begleiket, wer-
den aufs Papler bildhnft gebannk, ganz der Auf-
sassnngs- und Darstellungsweise und -krafk des Schü-
IcrS enksprechend. Während --des Mustrierens
schon kann vom Lehrer feskgestellt werden, was dem
cinzclnc» an Auffasfung und Darstellungsweise fehlt,
wer reich oder arm an Phankasie!, wer bereits
slarkc Borskellungskraft besitzk oder nicht, ob Linien-,

Form- und Aaumgefühl, ornamentales und Farbge-
fühl vorhanden, auf welcher Stufe der Schüler steht:
Schema, Scheinform, Mirklichkeiksform, Kunstform,
welche Technik der Schüler liebk, welche Ihm weni-
ger geläufig ist, wer Furcht vor der Farbs hat,
wer langsam oder schnell arbeiket usw. — Nach Be-
endigung der Arbeik schrelbt jeder Schüler seinen
Namen, Klasse, Alter und Datum darunter und
gibt die Arbeit ab. —

Meine vornehmste Aufgabe ist die Erforschung sol-
cher vom Lehrer unbeeinfluszten „freien Schüler-
zeichnungen", die als allererste Arbeit in Klasse 6
Aufschluh über die E nt w i ck l u n g s st u f e der
mitgebrachken zeichnerischen Fähigkelken, als letzte
tzahresarbeit in jeder Klasse den Forkschritt erken-
ncn lassen. Um darauf aufbauen zu können, stslle ich
aujzer

1. Entwicklungsstufe und Fortschrikt
daraus für den ganzen Zeichenunterricht noch fest:

2. welche zeichnerischen Probleme mangel-
haft oder ungelöst sind,

3. welche Seelenkräfte noch geweckt bzw. ge-
pflegt werden müssen,

4. welche Techniken noch gellbt werden müssen,
um schließlich auch üen Eltern über Anlagen, Nei-
gung und Beaabung ihrer Kinder Aufschlusz geben
und bei der Berufswahl beratend zur Seite stehen
zu können.

Ik

Ueber Beurteilung der „freien Schülerzeichnung".

Uns inkeressiert hierbei hauptsächlich der erste
Punkt: Feststellung der Enkwicklungsstufe und des
 
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