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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 6 (Juni 1928)
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Zu unseren Beilagen / Umschau / Sprechsaal / Buchbesprechungen / Schreibe in Angelegenheit / 168
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0192

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Zrr imseren Beilagen

Unjcrc Klmslbeilage zeigk zunächst Plastilieu (Lhu-
rukterlwpfe), öanu eiuen gezeichneten Lhnrakterliopf
ües srunzösilchen Mulers und Zeichners D« umie r,
der sein Leben lang ein inkensives Nnturstudium be-
lried, ader grundsählich ni6)t vor der Nakur arbei-
lele, soNdern nur aus >der Borskellung gestalkete. Auch
seine uniidertresflichen Aildnisse (Berlioz!) sind so
enlslanden. D. ist einer der wirlilich groszen fran-
zösischen Klinstler, deren Name und Werk über die
kommenden und geheniden „Nichkungen" hinaus er-
hallen bleibt und.in iininer leuchteiiüerem Lichk er-
strahlk. Unsere Äbbildungen sind >dem von uns an-
gelegentlich empfohlenen W.erk „Der Maler Dau-
mier von Ed. Fuchs" (Verlag A. Lange in Miinchen)
eiitnominen.

Die ziveike Beilage zeigt Schiilerarbeiten der Wil-
lmlniS-Qberrealschule In Stuttgart. Der Aufsah von
Sludienrak L e i in o Schöllkopf sagt das Nähere.

S. K.

Amschau

Ferieiikurs. Ende 2uli findet am Guskaf Britsch-
önstitul in Slarnberg (bei Miinchen) ein K u r s statk
z u r E i n f ii h r u n g i n die Gustaf Britsch-
Theorie, auf den wir iveaen sciner Bedeutung
snr unser Arbeilsgebiet empfehlend hiniveisen. Alles
Liähere ist durch daS Instilut zu erfahren G. K.

Sprechsaal

Werkunkerrichk nnd Handwerk
Bon iT r iti Walter, N i e b ii l l.

2n Heft 4 des 8. slahrganges von „Kunst und
3ugend" wurde eine Erörterung über den handwerk-
lich eingestellten Werkunterrichk angeregk. Es han-
üelk sich hier um eine grundsähliche Frage des Werk-
unierrichts, die oft noch lange nicht genug als svlche
gewürdigl wird. Dem Werkstatkleiker, der den gro-
szen erziehlichen Werk des richtig verstandenen Werk-
Tmterrichks erkannt hak und neben der Ausbilüung
der Hand und des Auges mik den Werkstatkllbungen
eine Bertiefung der geistigen, Schülung bezweckt,
Phantasie und GestalkuiigSkraft der Kinder anregen
und fördern will und nicht zuleht dieses Anterri6)ts-
sach als das hervorragendske Mittel bei der Erziehung
zum guken Geschmack und zur Chnrakterbilüung
benuhk, wird eine richtige Stellung zu den 'angereg-
len Fragen nichk schwer fallen. Er muh die groszen
Vedenken, die allzuoft schon aus verschiedenen Ge-
werbsziveigen laut wurden, keilen, wenn hier und
dort Ziel und Zweck des WerkunkerrichtS verkannt
werden und falsche Gipfelleistungen enkstehen, die
latsächlich in den Augen des Fachmannes dilekkanten-
hafte Pfuscherarbeiten sind. Das gilt nicht nur in
rein handwerklicher, sondern nuch in künstlerischer
Hinsicht.

Wenn hier von handwerklich eingestelltem Werk-
unkerrichk die Nede sein sotl, so kann selbstverständ-
lich nur von dem Berhätknis gesprochen werden, >n

dem Werkiinkerilcht und Handwerk zueinander
stehen. Dabei müssen wir uns ziinüchst sragen: „Was
sordern wir denn heute vom Handwerk?" Man isl
iinmer leicht geneigt, sich mit seinen Gedanken inS
goldene Mitkelalter zu begeben, wenn an das Hanü-
werk gedacht wird, und vergihk ganz, dasz die For-
derungen der modernen Zeit auch eine umstellung
in üer Hanüwerksarbeik nölig gemncht haben. Wir
leben im Zeitalker der Aiaschine und der strengsten
Arbeitsteilung. Beides sinü enlwicklungsiiiäjzig und
geschichtlich gewordene Talsachen, die wir nicht über-
sehen, wegleugnen und noch viel weniger bekämpfen
üürfen. Wenn sich sowohl der Handwerker als auch
der Künstler bei gegenseitiger Mertschähung und in
engster Arbeiksverbindung auf diese Errungenschaften
und Zeiterfordernisse einstellen, dann bedeuten Ma-
schinen und Spezialisierung keinen kulturellen Ber-
fall, wie man zu oft glaubte. Die Hast unserer Zeit
erfordert im stnteresse der Lualitätsarbeit neuzeit-
iiche Arbeitsweisen. So ift unsere Forderung an
das Zandwerk innigste Arbeitsgemeinschaft mit dem
Künstler unü gröhte Anpassung an die Arbeitsweise,
die die moüerne Zeit verlangt. Nur auf diesem Wege
wirü heute preiswerte, geschmacklich einwandfreie
Qualikäksarbeit möglich.

Dasz wir diesen Forderungen nicht entfernt auch
nur in elnem Teile im Werkunkerrlcht entsprechen
können, ist selbstverstündlich. Mögen gelegentlich von
öesseren Schülern solidere und vielleicht auch künst-
lerische, ganz gut gelungenc Arbeiten aus der Werk-
stalt gehen, eS wird nicht die Norm sein, dasz diese
Arbeilen als elwaS Endgülliges dem praktischen Ge-
brauch oder dec kllnstlerischen Bekrachlung übergeben
werden können. Wo üer Werkunterricht üas Hanb-
werk berührt, betrachtek er es vielmehr als eine
seiner vornehmsten u»d idealsten Aufgaben, durch
Bermitklung der einfachsten, praktischen und theo-
retischen Unkerweisungen das Berständnis und den
Sinn füc gute, künstlerische Gewerbearbeiten zu
wecken, ja sie zum Erlebnis zu machen.

So pflegen wir z. B. ganz leichte Holzarbeiken
in der Werkstalk, damit der Schüler üie Eigenart
des Makerials und seine stoffgerechte Berarbeikung
kennen lernt, die wiederum für die Formengebung
des zu fertigenden Gegenstandes mitbestimmend ist.
Selbstverständlich kommen andere künstlerische und
erziehliche Aufgaben hinzu und nicht zuleht die Er-
werbung praktischen Könnens, die hier nicht ver-
kannt werden foll. — Wir schätzen üarum die Papp-
arbeiken so hoch, weil das billige Material so grohe
Gestaltungsmöglichkeiten zuläszt und neben der Bil-
üung des Formengefühls durch Aeberziehen der Ar-
beiten mik bunkem Papier den Sinn für Farben ge-
weck! wird. Dah das Material wenig haltbar Ist,
üllrfte bei der oben erwähnten Einstellung, die
Wohnung nicht mit unzulänglichen und unferkigen
Gegenständen aus die Dauer zu belasten, nur ein
Borzug sein. — Und das Buchbinden? ES wäre viel-
leichk nichk verkehrk, wenn man es ganz aus der
Werksiait verbannen wllrde. Sicher darf diese
llebung abec nicht über das Einbinden weniger wert-
voller Bücher für den Hausgebrauch hinausführen.
Wertvolle Bücher sollte der Lehrer nie von Schülern
einbinden lasien. Wir versuchen beim Elnbinden
billiger Vüchec das Berständnis der Schüler für üen
gute» Bucheinband zu wecken durch einfache Schmuck-
übungen an Buchdeckel und Rücken, durch An-
 
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