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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 9 (September 1928)
DOI Artikel:
Hermann, Hans: Gustav Britsch und die Kunsterziehung
DOI Artikel:
Eckert, Georg: ''Eine Auseinandersetzung mit der Antroposophie''
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0292

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und seiue Irrtümer. Das Modell wird durch daS
aureciende Kuustwerk ähnlicher Stufe erfeht und nun
wird die unmittelbare ku»sterzieherisü)e Wirkunü
dieses Zeichnens klar, hier und nur hier werden jene
dem klinstlerischen Denken verwandlen Vorstellunjien
qepflejit, von denen W. Wein spricht. Durch die
Aehnlichkeit der Pcoblemstellung und der Lösung
wird eine innige VerKautheit mit der kiinstlerischen
Geisligkeit erreicht.

I» dec Fächerliste deS preußische» Zeugnisses
fungiert der Schreibunlerrlcht noch vor dem Zelchtten.
Es ist nicht nur Anverstand und Gleichgülligkeit der
andcrn, es ist in der Zauptsache die eigene Schuld
üer Zeichenlehrer, wenn das Fach in beschämender
Meise mitzachtek wird. Der Sinn der geichnerischen
Tätigkeit wurde von Anfang an verkannt und die
Geschichte des Faches stellt ein Sammelsurium von
Absonderlichkeiten dar, kein leilender Gedanke ist
zu erkennen. ProblemloS unbekllmmerte Halbbil-

„ Eine Auseiilandersetzung

Dieser Titel eines Aufsahes in Zeft 8 der Zeit-
schrift läszl eine AuSeinandersehuiig mi! der Anthro-
posophie als E r k e n n t n i s w e g, der die heuligen
Menschen in zeikgemäher Ar>t zu einer bewusilen
Verllhrung mit den übersiiinlichen Welten sllhren
inöchke, vermuten. Die „Auseiiiandersehung . . ."
scheint eiikslanden zu sein aus ernster Äeschäftigung
mit den der Oeffenklichlieil dargebvtenen Aiissleliun-
gen und Voriträgen iiber die pädagogische Arbeil der
Mialdorfschule iu Slultgarl. WaS in dem Ltussah be-
sonders svmpalhisch bLr'iibrt, ist die innerlich ehrliche
Haltung der Enrpfindungen und Gedanke» bei die-
sem Versuch über die „Gruiidhalluiig der Anthro-
posophie" einiges zu berichken und dazii Slellung zu
nehinen. Der Äussah weist Zilaie und Wortbildiingen
aus der aiilhrvposophischeii Literalur aus und könnte
leicht als ein solcher hingenommen werden, der auf
genaueier Sachkenntnis beruhl. Insofern jene Dar-
stellungen aber fllr einen nusreichenden Einblick in
die Mege und Ziele der Anthroposophie nngesehen
und benuhk iwerden solllen, Mlisseii sie als völlig un-
ziireichend bezeichnek werden ssiehe Anmerkung 1).

Es wird dann iiber eine, „so" gefundene Einsichit
berichtel, llber das grundl-egende FoischungsergLbnis
Dr. Äudolf Sleiners, die Dreigliederung deS mensch-
lichen OrganisinuS. Diese elemeiilare Dnrslellung des
meiischlicheii Organismus fllhrte Dr. Audolf Skeiner
weiter bis zur vollständigen Darstellung des -llbersiiiii-
lichen Meiische.iiwesens nach Leib, Seele und Geist,
des Menschen als d e r MikrokoSmos inr Makcokos-
mos. Eine solche ErkeiinkniS des Menschenweseiis ist
die eigentlich-e Grundlage der Päd-agogik Dr. Nudo-lf
Sleiners. Jhr solgt -aus erkeiittknisinälzlgem Wege die
Pädagogik aiillihroposophisch ortentierter Vrenschen
(siehe Äiimerkung 3).

Ansofern die didaktischen und inelhodischen Matz-
nahinen der.Waldorfschule berührl und mit denen
a-nderer Schu-len verglichen worden sind, möchke -ich es
einem Waldorfschul.Lehrer iiberlassen, dazu Stell-ung
zu nehmen-. Vehaupken möchte Ich nur, dah ein wirk-
lich weit- und tiefgehender Änterschied da- ist zwischen
der Wa-ldorfschule (und ihren Tochlerschu-len) ui»d den
heMgen Staats- und Wellaiischau-ungsschulen jeg-

dung macht sich laut und breit. Das war so und ist
manchmal heute noch so und man kann es kelnem
Menschen verargen, wenn er die Tätigkeik des
Zeichenlehrers nicht allzu hoch einschäht; inwiefern
ihn seine eigene Ahnungslosigkeit qn einer sachlichen
Skellungnahme hinbert, mag dahingestellt bleiben.

Die Skellung des Zeichenlehrers wird von dem
Augenbkick an -eine andere sein, wo er nachweisen
kann, daß er berufen ist, eine wichtige Art der Gei-
stigkeik zu pflegen; diesen Nachweis hak Britsch fllr
ihn gesührt. Der Zeichenuiilerrichk, der auf seiner
Theorie fuszk, wird vielleicht berufen sein, eine neue
Aera in üer Geschichte der gesamken Erziehung ein-
zuleiken. Die Nee eines Gesamtunterrichks auf der
Basis der skufenmäßigen Enkfalkung war ein Lieb-
liegsgedanke von Gustaf Briksch, und der Zeichen-
unkerricht isk das erste Fach, das eine klare theore-
lische Grundlage in biesem Sinne hat. Ergreifen wlr
die Maffen, die uns Briksch bereitet hat!

mit ber Anthroposophie"

licher Art. Auch lehkeres isk ja die Waldorsschule
n i ch t.

Wornus ich alS Z e i ch e n l -e i) re r u n d a l s A n-
t h r o p o s o p h näher eingehen möchte, ist das in
dieser Zeitschrift im Mittelpunkk -des Jnteresses
slehende, so vielseitige Gebieit des „bildkünstlerischen
Gestaltens". Allzuleicht wird heuke dar-aus ein Prin-
zip, eine Aichkuii'g, ein Schlagwort oder gar eine
Weltanschauung gemacht. Zu-erst werde ich aber eini-
ges iiber bas Darstellen der „Dämonenwell"
s-agen und späker noch über das Wesen-Hafte der
Farben in Vezug -auf das Malen u-n-d die angebliche
Fluchl deS Anlhroposophen vor den „Widersacher-
müchteii" unb aus dem „Er-d-endunkel" zu sprechen
haben. Diese Dinge behandell ber Versasser jener
„AuSeinandersehung ..." im zweilen Teil derselben.

Wenn es mir in dieser ku-rzen Aussiihrung ü-ber
die „Dämonenwell" gelingen solkle, verständ-lich zu
inachen, worin h i e r der „Weg des bildlilinstlerischen
Gestaltens" und der „anthroposvphische Meg" a-usein-
ander-gehen, dann wird vielleicht dem Leser erkenn-
bar werden, inwiefern der Verf-asser der „Ausein-
andersehung ..." a u ch in den and-eren Punkken sich
etwas anberes vorstellt, a-lS waS sllr die anithropvso-
phische Erkennknis unb ihre Pädagogik jeweils als
Aealikät vorliegt u-nd berllcksichligt wird.

„Dämonen kllnstlerisch zu geslalten, bedeutel eine
Befreiung von diesen selbst im Kin-de schon vorhan-
deneii Ge-genmächken! Durch d-as kllnsllerische Her-
ausslellen dieser Dinge wird ihnen der „Gkachel" ge-
noiiimen! —" Das ist naä) dem Verfasser der „AuS-
einanderseszung..." „die Aufsassuiigsweise im bild-
h-aslen Geslalken". 3ch srage nun den Versasser und
den Leseri MaS sin-d denn „Domaneii" eigentlich in
der Neakität? Sind sie unstoffliche, f-ür -bie Sinne
uiimahrnehmbare, a-ber -deshalb nicht unwirkliche, in
realen seelisch-geistigen Gebieken lebende und wir-
kende Mesen, also auch mil seelisä)-geistigen 3m-
pulsen bega-bte 3ndividuen? — Oder isti das Wort
„Dämon" bzw. ein eiitsprechender, aus alten Mhthen
iiberiiommeiier oder in unserer Zeit erfuiidener inbi-
vidueller Name nur eins leere Morthtilse oder eine
symbolisch gemeinte Bezeichnung von sogenaiinlen
 
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