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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 2.1891

DOI Artikel:
Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5004#0040

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BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER KUNSTTÖPFEREI.

X. Zu den Anfängen der Meissener Manufaktur.

MIT ABBILDUNG.

N dem Neuen Archiv für säch-
sische Geschichte und Altertums-
kunde (IX, 1 u. 2 und X, 1 u. 2)
veröffentlichte Herr Oberregie-
rungsrat v. Seydlitz im verflos-
senen Jahr zwei Aufsätze, auf
welche hinzuweisen an dieser Stelle auch heute noch
lohnt. Das „Archiv" ist ausserhalb Sachsens wenig
verbreitet und der interessante Inhalt jener Aufsätze
in den Kreisen der Porzellansammler und Freunde
deshalb kaum bekannt geworden. Beide Abhand-
lungen beruhen auf Studien der betreffenden Akten
des sächsichen Hauptstaatsarchivs und bieten somit
ein wichtiges Material zur Geschichte der Keramik.
Der erste behandelt „Die Meissener Porzellan-
manufaktur unter Böttger" und stellt zunächst fest,
dass es sich bei den Arbeiten Böttgers von vorn-
herein um den ausgesprochenen Zweck gehandelt
hat, das weisse Porzellan herzustellen, dass von
einer zufälligen Erfindung bei Ausstellung von
Goldmacherkünsten gar nicht die Rede sein kann.
Dadurch wird das Verdienst des Erfinders über-
haupt erst in das richtige Licht gestellt, insofern
der Zufall bei der Herstellung des Porzellans gar
keine Rolle gespielt hat. Durch königliches Dekret
vom 20. November 1707 war die Manufaktur zu
Dresden errichtet worden; der Betrieb anfangs klein
wurde bald in grösserem Umfang aufgenommen.
Ein Hauptmitarbeiter Böttgers Dr. Bartelmaei macht
Reisen zur Beschaffung besten Materials, zieht Ar-
beiter heran, sucht „Arcana" zu erfahren, ist über-

haupt, da Böttger unter Verschluss gehalten wird,
nach aussen thätig. Erst 1709 jedoch wurden die
ersten Proben weissen Porzellans, „sowohl glasurt
als unverglasurt" vorgelegt; dies Jahr ist mithin mit
Sicherheit als das der ersten Herstellung anzusehen.
Daneben hatte aber die Herstellung der roten
sog. Böttgerware einen grossen Aufschwung ge-
nommen. Über dieses kostbare keramische Erzeugnis,
gleichfalls eine Nachahmung chinesischer, — „india-
nischer", wie man sagte — Töpfereiprodukte, bringt
der Verfasser eine Menge interessanter Nachrichten
bei über Farben („von diversen Farben künstlich
mellirt" d. h. das geflammte), Technik, Preise, Ver-
zierung, Formen etc. bei. Den Schliff scheint an-
fangs der Glasschneider Spiller (früher auf der Glas-
hütte in Rheinsberg thätig; ein prachtvolles Glas
von seiner Hand im Berliner Kunstgewerbemuseum)
besorgt zu haben. Aus einem 1711 aufgenommenen
Inventar lernen wir die in sog. Böttgerware her-
gestellten mannigfaltigen Geräte und ihre Preise
kennen. Wie sich die Zeiten ändern! Der teuerste
Trinkkrug kostete 7 Thaler; heute fordert man
500 Mark und die Narren bezahlen sie. Theekannen
2 bis 10 Thaler: heute zahlt man 150 Mark, auch
ohne Narr zu sein. Die uns bekannten Verzierungs-
weisen der Böttgerware, werden alle erwähnt:
Schliff, Schnitt, Glasur (auch schwarze), plastische.
d. h. aufgesetzte Ornamente. Als „gemuschelt" hat
man wohl die bei Trinkkrügen häufig oben und
unten flach geschliffenen Schuppen resp. Muschel-
ornamente anzusehen. Ferner emaillirte, lackirte
 
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