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30

Kriegschronik der Meggendorser^Blätler, Mnnchen

vu unä ciä5 ^lalerlanä

äalt au lchon recht empfunäen,
dsst clu wokl ganr erkgnnt,
(vas äu ru allen Stunäen
8chulc>est äem dalerlanä?

dast äoch lo viel chm ^u äanken,
Äas ciir im leben cvert;
Obne Mesten unä obne Zchranken
stat es äir 6uter belchert.

venke äer ^ugenätage:
stat nicht Uaterlanär Mscht,
Seine 6elchichte unä 5age
krste 6lut äir gebracht?

venen äie Lieäer gelungen,
vie stch ins sterr äir binein
llnvergestlich gelungen,
daterlanäs vichter stnä äein,

5eine Meilen, äie alten,
vie in äer 5tiIIe gevvebt,

Mas stch ewig vvirä balten,
staben ste äir nicht gelebt?

Liefe, raulchenäe Mäläer,
öerge unä beiligen 5tranä,
6rüne bügel unä ?eläer
stsst äu im vaterlanä.

vun äie 8türme umtolen
vaterlanär steil unä 6elchick,

6ib von äer 8chulä, äer grosten,
6ib ibm ei'n wenig rurllckl

öeäanenlls

Das frühe Weihnachts-
geschenk

— „Diesmal wtrd's zu Weih-
nachten knapp hergehn, Lerr
Bröselke."

— „Mir egal, — sür meine
acht Neffen und Nichten besorg'
ich die Weihnachtsgeschenke schon
jeht, — die gibt's überhaupt
nur bis zum 23. Oktober."

— „Ia, was besorgen Sie denn
da Schönes?"

— „Na, — neunte Kriegsan-
leihe natürlich."

Kein Grund zur Klage

Der Schriftsteller Zademack
trifft Lerrn Klobig, den großen
Kriegsgewinner, als der eben
aus einer Buchhandlung heraus-
tritt. „Labe eben ein paar
tausend Emmchen für Bücher
angelegt," erzählt Lerr Klobig.

Der Schriftsteller Zademack
zuckt traurig die Achseln und
meint: „Schrecklich, wie teuer
jetzt auch die Bücher werdenl"
Da sieht Lerr Klobig ihn
erstaunt an. „Nanu, das kann
Ihnen doch egal sein. Sie sind
^och Selbstversorger." -on.

,Was machst d' denn da, Vater?"

A guats G'schäft. Kriegsanleihe tu' ich zeichnen,

(7. >4.

Falsch aufgefaßt

So etwa dreißig Iahre mäg es her sein, da behielt
die Stadt Icksburg von einer Anleihe, die sie zur
Durchführung der Kanalisation aufgenommen hatte,
einen hübschen Posten übrig. Irgend etwas mußte
doch mit dcm Gelde angefangen werden, und so setzten
denn die Icksburger Guido XV., der die Stadt gegrün-
det haben soll, ein Denkmal. Ein Professor in Berlin
machte es, — sehr groß, mit allerlei schönen allegorischen
Figuren und vier Löwen dazu. Dies Denkmal wurde
auf dem Marktplatz aufgestellt. Die Meinungen über
seinen Kunstwert blieben geteilt. Manche Leute fanden
es sehr schön, andere wieder behaupteten, sie könnten
es gar nicht ansehn. Nun, das ist öfters so bei Denkmälern.

Neulich kam ich einmal nach Icksburg, und als ich
wieder abfahren wollte, war mir die Zeit knapp, und
ich mußte mich beeilen, nach dem Bahnhof zu kommen.
Zwischen zwei Wegen konnte ich wählen. Den einen,
der über den Marktplatz führt, kannte ich, aber der ist
etwas weiter; nach dem andern mußte ich mich erst
erkundigen. Das tat ich bei einem würdigen alten
Lerrn. „Entschuldigen Sie, wie komme ich nach dem
Bahnhof, ohne über den Marktplatz zu gehn?"

Da sah mich der würdige alte
Lerr freundlich an. „Ach, Sie
können jetzt ruhig über den
Marktplatz gehn. Wiffen Sie,
das Denkmal von Guido XV.
ist gestern zum Einschmelzen ab-
geholt worden." -on.

8piel

Ich wollt' einmal ein ciüke lein.
Dur so 2um 5pah, im bpiel
Mit Mokka unä mit Nargileh
In morgenlänä'lchem Slil.

var Dargilel) belitze ich,

Oen Mokka mach' ich lchon,
Unä waz noch lonst äa^u gebört
kelorgt äie Illulion.

vann bocke ich pblegmati'lch laul
Mich aut äen vveichlten 51ubl
Unä äenke ltumm genieberbatt,
Ich >vär' ein grotzmogul.

Zllein, äie 5ache ^vollte nicht,
vie 5timmung vvarä nicht echt,
venn ach, äie Mittel vvuräen balt
ver vage nicht gerecht.

vie pleile unä äer Mokka sinä.

pfui veibel. für äie Katz',

Unä ich mit meinem gan^en 5piel
kin blotz ein Lürkerlatz.

e. N. Uennig

Glosse

Es ist erstaunlich, wie üppig
man früher gelebt hat, wenn
man einsach lebte.

Unterschied

— „Ich habe mir das Tabak-
rauchen gänzlich abgewöhnt."

— „Ich auch. Aber deswegen
rauche ich doch."

Ein Vorzug

— „Es gibt in der gegenwärti-
gen Zeit schrecklich viel neun-
malkluge Menschen."

— „Das ist ja gerade gut. Die
werden wohl dann alle so klug
sein und die neunte Kriegsan-
leihe zeichnen."

Beweis

— „In den Marmeladefabriken
scheint man doch wirklich sehr
aus Sauberkeit zu achten."

— „Na, hören Ste mall"

— „Aber ficher, — glauben Sie
nur: das Obst wird nur mit
Landschuhen angefaßt."

— „3st ja Llnsinn l"

— „Bitte sehr, ich habe erst ge-
stern in meiner Marmelade einen
alten Landschuh gefunden."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Was machst d' denn da, Vater?
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Was machst d' denn da, Vater?" / - "A guats G'schäft. Kriegsanleihe tu' ich zeichnen."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kriegsanleihe
Weltkrieg <1914-1918>
Vater
Gespräch
Kind

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1450 (10.10.1918), S. 30

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
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