Zeitschrift für Humor und Kunst 101
Toni
Alti, Alti, dös Zimm'r isch doch frei, gelt, isch doch frei?"
„Ia, Toni, es ist aber nur ein Bett bezogen, das andere
nicht!" „Braucht ka zwa Better, braucht bloß aans, jo,
konnscht schlofe, konnscht schlofe! Nesi, Nesi, zeig' 'm Emil
dös Zimm'r, glei, zeig' 'ms Zimm'r, glei, glei!" „Das eilt
doch nicht so!" „G'wisch, g'wisch, hoscht Zeit, sog', willscht
noch a Maß, a Maß?" Ein Nicken meinerseits. „Nesi,
Resi, a Maß, a Maß, glei, glei, bringscht a Maß!" Da
war ich auch schon wieder allein.
Das Lokal füllte sich zusehends mit Gästen. Arbeiter
und Soldaten waren vertreten und schmausten mit denkbar
bestem Appetit die von Toni bestellten oder selbft geholten
Speisen. Ieder Einzelne wurde beim Eintritt mit großer
Lerzlichkeit von Toni empfangen; eifrigst bemüht, allen
den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, kam
er nur wenig zum Verweilen. Geseffen hatte er während
meiner Anwesenheit noch nicht. Sein Geschäftsgeist trieb
ihn an, überall persönlich nach dem Rechten zu sehen.
Lier ein Glas Wein trinkend, dort ein Bier, brauchte er
über Durst nicht zu klagen. Wenige Minuten nur, und
ein neues Gespräch war zwischen uns im Gange: „Sog',
hoscht Zeit, morge, hoscht Zeit?" „Gewiß, zu versäumen
hab' ich nichts!" „Fei, fei, konnscht Sei kaufe helfe morge,
Angeeignet — „Nein, Lerr Nat, für den Posten
bei der Bezuqscheinstelle bin ich zu dick. Ich kann doch den
Leuten nicht sagen, daß mit Stoff gespart werden muß."
V.
Andere Zeiten — „Weißt du noch, Lermann, an dem Abend,
als wir uns verlobten, aßen wir auch Schnitzel. Zn einem kleinen Garten-
lokal saßen wir ganz allein, und nach jedem Bifsen gabst du mir einen Kuß.
Ach, wenn du mich jetzt doch auch noch so oft küssen würdestl" — „Mit Ver-
gnügen, — wenn an einem Schnitzel noch so viele Bissen wären wie damals."
Sei kaufe im nächste Dorf, gelt, gehscht mit, gehscht
mit?" „Warum denn nicht, das wird wohl ganz nett
werden!" „Wosch, nit nett? Freili,
wirdsch nett, fei wirdsch, konnscht glau-
bel"" Weg war er.
Die Zeitschrittvor. Es schlug lOUHr.
Die Soldaten hatten sicb, bei der Nähe
der Kasernen, erst kurz vorher von Toni
verabschiedet. Er ließ es sich nicht nehmen,
mit munterem Scherz jeden Gast zur Tür
zu begleiten. Nach und nach leerte sich
der Raum, so daß ich um II Ahr nur
noch allein da war.
Sich lebhaft die Lände reibend, kam
Toni an meinen Tisch: „Dös woar a
Orbeit, a Orbeit. a holb' Stund'n noch,
und i hätt' ka Bier meh' g'hattl Sell isch
a Geschäst, isch a Geschäft, wosch?
Noch zwa Zohr, do könne m'rsch unsch
g'mütli moche, gelt Alti, Alti?" „Ach,
Toni, red' doch nicht, so schlimm ist es
ja garnichtl" „Wosch, isch nit, isch
ntt? Willsch nit wisse, ober isch, jo isch!"
„Komm, Toni, wir wollen auch schlafen
gehen," sagte die Frau, als sie meinen
Wunsch, nach oben zu gehen, erriet.
Sosort war Toni wieder Geschäfts-
mann: „Resi, Resi, zeig' 'm Emil dös
Zimm'r, zeig 'ms Zimm'rl" Zu mir:
„Isch a gutsch Bett, wirscht sei schlofa,
wirscht fei schlofal" Zu seiner Frau:
„Alti, Alti, morge geh' i Sei kaufe,
Sei kaufe, d'r Emil gebt mit, Sei kaufel"
„Ach, Toni, dann bringst du sicher kein
Schwein mitl" „Alti, Alti, dös mocht
nix, mocht gornix, werdsch versuche, ver-
suche!" Mittlerweile waren wir im
obern Stockwerk angelangt. Toni ver-
abschiedete sich herzlichst von mir: „Gut'
Nochtl Gut'Nocht! Wosch hob i g'ioqt,
wirscht fei schlofe, fei schlofe! Gut' Nochtl
Gut' Nochtl"
Am andern Morgen. Toni erscheint:
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Ungeeignet; Andere Zeiten
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Nein, Herr Rat, für den Posten bei der Bezugscheinstelle bin ich zu dick, Ich kann doch den Leuten nicht sagen, daß mit Stoff gespart werden muß."
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 1: Bildunterschrift
Transkription
- "Weißt du noch, Hermann, an dem Abend, als wir uns verlobten, aßen wir auch Schnitzel. In einem kleinen Gartenlokal saßen wir ganz allein, und nach jedem Bissen gabst du mir einen Kuß. Ach, wenn du mich jetzt doch auch noch so oft küssen würdest!" - "Mit Vergnügen, - wenn an einem Schnitzel noch so viele Bissen wären wie damals."
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 2: Bildunterschrift
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1455 (14.11.1918), S. 101
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg