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IV.
MASCHINEN, HÜTTENWESEN UND ELEKTRICITÄT

GRUPPIE-
RUNGS-
SYSTEM

ER so vieles umfassende
Maschinenbau und das
grosse Gebiet der Elek-
tricität spielen auf der
Weltausstellung in
Paris eine grosse, wenn
nicht die grösste Rolle; der Ersatz der tierischen
Kraft durch mechanische Getriebe, der menschlichen
Handarbeit durch Maschinenarbeit hat sich in ver-
hältnismässig kurzer Zeit in weitgehendstem Masse
vollzogen. Das Maschinenwesen in allen seinen
Abarten greift in das Leben und Treiben, in die
socialen Verhältnisse der Völker tief ein, weit tiefer
als der oberflächliche Beobachter zu ahnen vermag.
Schon die Vervollkommnung und Verbilligung,
welche die Maschine gegenüber der menschlichen
Thätigkeit mit sich bringt, die Ausnutzung der
Naturkräfte, welche die Elektricität gestattet, weisen
auf einschneidende Umwälzungen hin. Erfindungen
und Erfahrungen haben aber auch Ansprüche ge-
zeitigt, die man früher nie gekannt, die zu befriedigen
mit Hilfe der Handarbeit nicht möglich gewesen
sein würde.

Das auf der Weltausstellung in Paris eingehaltene
System: Verfahren, Maschinen und Erzeugnis neben-
einander vorzuführen, hat die Bildung einer beson-
deren Maschinenhalle nicht zugelassen, vielmehr
sind die Maschinen, entsprechend der Einteilung
der Ausstellungsgegenstände in 18 Gruppen mit
121 Klassen, über das Ausstellungsgebiet zerstreut
nach Branchen geordnet. Giebt diese Massregel
dem Fachmanne Gelegenheit, die Leistungen der
Staaten auf dem nämlichen Gebiete zu vergleichen,
so lässt sie andererseits die Entwickelung einer
imposanten Maschinenschaustellung nicht zu, schliesst
auch die Möglichkeit aus, mangelhafte Leistungen
in der einen Gruppe durch Heranziehen von
Fabrikaten aus anderen Gebieten zu verdecken.
Eine Maschine, welche beispielsweise der Textil-
gruppe zuzuzählen ist, kann eben in der Haupthalle
keinen anderen Platz einnehmen, als in dem für die
Textilindustrie abgegrenzten Raum. Der Mangel an
Platz in den Haupthallen hat übrigens mehrfach zur
Errichtung von besonderen Maschinenhallen seitens
der teilnehmenden Staaten geführt. Im allgemeinen
ist an Frankreich etwa die Hälfte des verfügbaren
Platzes gefallen, die andere Hälfte ist unter die Fremd-
mächte verteilt worden. Mehr als andere Zweige
haben gerade der Maschinenbau und die Elektricität

unter dieser Aufteilung gelitten, um so mehr als Frank-
reich keinen Aufschwung im Maschinenbau zu ver-
zeichen hat, andere Staaten hingegen wie Amerika, Eng-
land, Schweiz und insbesondere Deutschland eine rege
und erfolgreiche Thätigkeit entfalten. Die ausserordent-BETEiLiouNQ
liehe Beteiligung des Maschinenbaues und der Elektri- fr^dEN
cität der ganzen Welt ist dann wohl auch nur dem Nationen
Umstände zu verdanken, dass den führenden Nationen
daran gelegen gewesen, untereinander sich zu messen,
unter Verhältnissen, welche für sie annähernd die
gleichen sind. In vielen Zweigen des Maschinen-
baues und der Elektricität sind es die Vereinigten
Staaten, mit denen seitens Deutschlands der Kampf
auszufechten gewesen. Die englische Industrie ist
im sichern Gefühl ihres Alters und ihrer früheren
Siege stehen geblieben, hat sich dem Geschmack
der Aussenwelt zu wenig anzupassen verstanden.
Zwar hat das grosse britische Reich in seinen

RIESENSCHORNSTEIN AM ELEKTRICITÄTSPALAST

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