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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0067
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VERMERK 7

Im folgenden Jahre, nämlich im Jahre 777 (richtig: 774) nach des Herrn Fleischwer-
dimg, also im 13. (richtig: 10.) Jahre seit Gründung beziehungsweise Anbeginn des Lor-
scher Klosters, im 6. (richtig: 3.) Jahre der (selbstherrlichen) Regierung Karls, seitdem nach
dem Tode seines (älteren) Bruders (und Mitregenten) Karlmann (geb. 741, 768 König der
Südfranken, gest. 4. Dez. 771) die Alleinherrschaft an ihn übergegangen war, unter Abt
Gundeland, wurde der Bau der Klosterkirche vollendet, die, wie es einem Gotteshaus ge-
ziemt, mit reichem Schmuck ausgestattet war. Abt Gundeland traf den (von Pavia zurück-
kehrenden) König in der Stadt Speyer und bat ihn inständig, die Kirchweihe durch seine
Anwesenheit zu beehren. Der fromme König sagte gütig zu und erschien mit der Königin
(Hildegard von Schwaben aus dem Hause der Geroldinger, vierte Gattin seit 771, gest.
783) und den Söhnen Karl (gest. 4. Dez. 811, einer der ältesten Söhne Karls von Hilde-
gard), Pippin (vielleicht Pippin „der Höckerige", ein Sohn aus Karls erster Ehe mit Himil-
trudis) und Ludwig (nicht Ludwig der Fromme, der erst 778 geboren wurde, sondern
vermutlich ein früh verstorbener, um 772 geborener Sohn) und sehr vielen Reichsfürsten.
Die Kirchweihe erfolgte durch den Mainzer Erzbischof Lullus, den (Schüler und) Nach-
folger des heiligen Bischofs und Märtyrers Bonifacius, unter Assistenz der Bischöfe Megin-
goz (von Würzburg), Wiomud (von Trier), Angilram (von Metz, Nachfolger Chrode-
gangs) und Waldrich (von Passau oder Lausanne) unter größtem Gepränge und höchster
Feierlichkeit am 1. September (774). Der Leib des heiligen Märtyrers Nazarius, unseres
Herrn und Patron, ließ Karl unter Erweisung großer Ehren in die neue Kirche übertragen.
Es ist nicht unsere Aufgabe, hier aufzuzählen, welch große Wunder, welche Zeichen auf-
fallender Taten durch göttliche Fügung und des Märtyrers Verdienste hier aufleuchteten,
welche Hilfe in verschiedenen Krankheiten, in Unfällen, in Unglück und Nöten sogleich
und später hier gewährt wurde. Das ist geschehen in einem Büchlein, von unseren Vor-
fahren in ungebundener und gebundener Sprache verfaßt. Der überragende König über-
gab unter anderen Geschenken seiner Freigebigkeit, welche er, ein anderer Salomo, in der
Einfalt seines Herzens dem Herrn freudig darbrachte (1 Chron. 29, 17), auch das Dorf
Oppenheim in seiner ganzen Ausdehnung dem Lorscher Kloster als großartiges Kirch-
weih-Angebinde mit einer Urkunde, die wir hier folgen lassen:

URKUNDE 7 (Reg. 1082)

Karl der Große über Oppenheim

Karl, der Erlauchte, von Gottes Gnaden König der Franken und Langobarden. Wir
sind überzeugt davon, daß Schenkungen, welche wir aus Liebe zu Gott den Stätten der
verehrungswürdigen Heiligen machen, uns mit der Hilfe des Herrn ohne Zweifel zur
ewigen Seligkeit führen werden. Daher sei der Gesamtheit aller unserer Getreuen kund-
getan, daß wir um des Herrn Namen und unseres Seelenheiles willen unserem Kloster,
welches Lorsch genannt wird, wo der Leib des heiligen Märtyrers Nazarius beigesetzt und
Gundeland Abt ist, eine Schenkung machen und wünschen, daß sie auf ewig dem Kloster
unbenommen bleibe, nämlich das Dorf Obbenheim (Oppenheim am Rhein, zwischen
Worms und Mainz), gelegen im Wormsgau am Flusse Rhein. Die Übergabe erfolgt mit
allen Erträgen und allem Vermögen und allen Besitzungen, welche das Dorf außerhalb
hat, mit Ländereien, Wohnhäusern, Stallungen, Bauern, Hörigen, Weinbergen, Wäldern,
 
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