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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0159
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153

Jahre 1023 nach des Herrn Fleisch werdung, im 23. Jahre der Regierung unseres Herrn
Heinrichs IL, im 10. Jahre seines Kaiserreiches. Geschehen in der Königspfalz zu Tri-
buria (Trebur südöstl. Mainz). Amen.

VERMERK 96

Im Jahre . . . (1018, April, 7.) nach des Herrn Menschwerdung gewann Bobbo „die
Palme der himmlischen Berufung" (Philipp. 3, 14). Als sein Nachfolger wurde Reginbald
(1018—1032) gewählt, ein Mann nach dem Herzen Gottes, seit seiner frühesten Jugend
im Dienste der geistlichen Wissenschaften erzogen. Er wurde ein getreues Abbild der Ver-
gangenen und ein Vorbild und Spiegel für die Kommenden. Nachdem er den hohen Rang
dieser Würde erklommen, erschöpfte er sich in guten Werken, unter anderen in solchen
der Barmherzigkeit und des tiefsten Mitleids. Von ihm gelten die Worte: „Selig sind die
Armen, denn ihrer ist das Himmelreich" (Matth. 5, 3), „Seine Gerechtigkeit währet von
Ewigkeit zu Ewigkeit" (Psalm 111, 3) und „Seine Almosen erzählt und preist die ganze
Kirche der Heiligen" (Eccl. 31, 11). Dazu zierte er auch die Stirnseite des Heiligtums mit
Kränzen, das Chor erhöhte er und bereicherte es oben mit kunstvoll gebauten Bogen, den
Kreuzaltar umgürtete er mit Gold und Silber, außerdem bereicherte er den Kirchenschatz
in vielen Stücken. Das Kloster auf dem Abrinsberg (Heiligenberg bei Heidelberg) erbaute
er zu Ehren des heiligen Erzengels Michael von Grund auf neu und umgab es ringsum
in geeigneter Weise mit Wohnbauten für die Mönche. Er sorgte für ein reichliches Aus-
kommen der Brüder, welche dort Gott dienen. Die Kirche verschönerte er in großartiger
Weise mit kunstvoll geschaffenen Kreuzen und Bildern und anderem sehr zahlreichem
Schmuck. Später wurde er durch die vorsehende Gnade Gottes, welche diejenigen ver-
herrlicht, welche ihn verherrlichen und wegen der allgemeinen Verehrung seines Rufes
und seiner Verdienste von König Konrad IL, über den wir nachher noch sprechen wer-
den, auf den Bischofsstuhl der Kirche von Speyer erhoben, ein Mann, würdig „daß er im
Priestertum des Herrn dienen solle und in seinem Namen Lob genieße" (Eccl. 45, 9). Er
führte den Vorsitz über das Lorscher Kloster . . . (13) Jahre lang.

VERMERK 96a

Nach dem Tode des Kaisers Heinrich II. (13/14. Juli 1024) gottseligen Angedenkens
war keine königliche Nachkommenschaft vorhanden, welche im Reiche hätte folgen kön-
nen. Ein darüber unter den Fürsten ausgebrochener nicht unerheblicher Zwist wurde
durch Gottes Fügung beigelegt, indem die Wahl des ganzen Königreiches schließlich auf
Konrad (II., 1024—1039) fiel, den man den Waiblinger (richtig: Salier) nennt („Waib-
linger" war Konrad III.). Von diesem stammt, wie man sagt, das heute noch regierende
kaiserliche Haus ab. Denn Konrad erzeugte Heinrich III. (1039—1056), dieser Heinrich
IV. (1056—1106), dieser Heinrich V. (1106—1125), die alle Kaiser waren und in Speyer
bestattet wurden. Herzog Friedrich (von Schwaben, Hohenstange) erzeugte aus der
Schwester (Agnes) Heinrichs V. den König Konrad (HL, 1138—1152) und Herzog Fried-
rich II. (von Schwaben), dieser den Kaiser Friedrich (L, Barbarossa, 1152—1190). In der
Mitte zwischen diesen allen war nur einer, der nicht aus diesem Hause, sondern aus dem
der Sachsen stammte, nämlich Kaiser Lothar (IL, 1125—1137, ans dem Hanse Sachsen-
Supplinburg). König Konrad II. nun übergab auf Bitten des vorgenannten Abtes Regin-
 
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