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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0173
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167

VERMERK 123

Im Jahre 1052 nach unseres Herrn Menschwerdung, nach dem Hinscheiden (8. Mai
1052) des verehrungswürdigen und Gott wohlgefälligen Vaters Hugo (seit 1043) wurde
Arnold (1052—1055, Okt., 2.) als Nachfolger gewählt. Dieser wurde sozusagen von Kin-
desbeinen an in unserem Kloster in den religiösen Anfangsgründen erzogen, erwuchs zu
einem Jüngling, der zu den besten Hoffnungen berechtigte und endlich zu einem Mann
voll Geist und Kraft, der rasch die Stufenleiter zu höheren Würden erklomm, „gepflanzt
im Hause des Herrn, blühend im Vorhofe der Wohnung unseres Gottes" (Ps. 91, 14).
Schon früh Propst geworden, wurde er in schneller Folge Abt von Weissenburg, Limburg
und Korvey. Wenig später zum Abt von Lorsch gewählt, kehrte der Sohn der Mutter
Laurissa nun als ihr Herr und Vater zurück. Damit nicht genug, stieg er später noch zur
bischöflichen Würde von Speyer empor. Er „wuchs wie eine Zeder des Libanon" (Ps. 91,
13). Nicht er war es, der durch so viele Würden und Titel geehrt wurde, vielmehr wurden
seine Ämter durch ihn geehrt. In diese Zeit (1052) fällt der (zweite) Aufenthalt des oben
genannten Papstes Leo (IX., des Heiligen, 157. Papst, 1048—1054), der (schon früher,
am 19. Okt. 1049) auf der in Mainz abgehaltenen Synode den Vorsitz geführt und sich
dort eingehend mit den kirchlichen Belangen beschäftigt hatte. Abt Arnold erbat von ihm
die Weihe der Kirche, welche die „bunte" genannt wird. Der Papst weihte dieselbe auch
tatsächlich und zwar zu Ehren der heiligen Gottesgebärerin Maria, der Apostel und aller
übrigen Heiligen am 25. Oktober 1053 (richtig: 1052). Arnold bereicherte auch den Kir-
chenornat durch eine weiße Kasel mit Rauchmantel und Schultertuch. Er errichtete auch
die Kirche in Handschuhsheim. Er regierte vier Jahre (gest. 2. Okt. 1055, also im noch
nicht vollendeten vierten Jahre seiner Regierung).

VERMERK 123a

Im Jahre 1056 nach des Herrn Menschwerdung. Nach Abt Arnold wurde Udalrich
(1056—1075, Nov., 24.) einstimmig gewählt. Es war dies im nämlichen Jahr, in dem
Kaiser Heinrich III. (am 5. Oktober) in Sachsen starb und in Speyer „zu seinen Vätern
versammelt wurde" (1 Makkab. 2, 69). Udalrich war „das Licht, das auf den Leuchter
gesetzt wurde, damit es allen leuchte, so im Hause sind" (Matth. 5, 15). Nach dem Vor-
bilde seines mittelbaren Vorgängers Reginbald (des Heiligen) gottseligen Angedenkens
war er von höchstem Eifer für die Ehre Gottes erfüllt. Die Klosterkirche auf dem Abe-
rinesberg (Heiligenberg bei Heidelberg) stattete er aufs reichlichste aus mit Büchern,
Tafeln und Kruzifixen, die prächtig in Gold, Silber und Elfenbein gearbeitet waren. Auch
die nächst unserem Kloster gelegene und Altenmünster genannte Insel entriß er ihrem
seit langem vernachlässigten Zustand, ließ zweckmäßige Bauten errichten, erneuerte die
ganze Anlage und machte sie wieder zur Abhaltung von Gottesdienst geeignet. Auch für
die geistigen und leiblichen Bedürfnisse der Mönche, die künftig dort Gott dienen sollten,
sorgte er aufs beste: „Einst wateten die herrschaftlichen Rosse im Schlamme großer Was-
sermassen" (Habakuk 3, 15), nunmehr wurde ihnen, wie wir glauben durch Gottes Fü-
gung, eine Straße erstellt. „Gott auch mag die lästigen Insekten im schilfichten Röhricht
maßregeln" (Ps. 68, 31) und die Brüder des Inselklosters, „die Gerechten, mögen hell
leuchten und wie Sternschnuppen auf dem Ried einherfahren" (Hb. sap. Sal. 3, 7). Mögen
im Gifthauche der sumpfigen Ausdünstung auch vier ägyptische Plagen aufsteigen:
Frösche, Schnaken, Stechfliegen und Nebelschwaden — Vater Udalrich hat dagegen fünf
 
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