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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0186
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seine Vermittlung und auf seine Bitte haben wir auch aus kaiserlicher Machtvollkommen-
heit heraus befohlen, zwei Hofreiten in Böbingen, vom Pfalzgrafen Gottfried (von Lo-
thringen) dem vorgenannten Kloster und den dort Gott dienenden Mönchen unrecht-
mäßigerweise entzogen, zurückzuerstatten, besonders deswegen, weil wir darin die übri-
gen überragen wollen, allen Unrecht Leidenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So
untersagen wir denn durch unseren königlichen Spruch gänzlich, daß ein Abt oder irgend-
jemand von den in Rede stehenden oder sonstigen Gütern, welche dem Kloster von seinen
Getreuen auf göttliche Eingebung hin zugebracht wurden oder künftig noch zugebracht
werden, auf irgendeine Weise etwas wegnehme, zu seinem eigenen Nutzen verwende oder
einem ritterbürtigen Vasallen zu Lehen gebe. Wenn es aber, was ferne sei, Übertreter
unserer Vorschrift geben sollte, so sollen sie bei Gott, dem Allmächtigen und beim Hl.
Petrus in Ungnade fallen und an unsere Kammer eine Buße von hundert Pfund gedie-
genen Goldes entrichten. Zeugen dieser Erklärung sind Gottfried von Nurinberg (Nürn-
berg), Konrad Sporo, Sigfrid von Rochenburc (Roggenburg in der Gemarkung Meßhofen
unweit Neuulm), Konrad, Werner und Heinrich von Trivels (Trifels bei Annweiler i. d.
Rheinpfalz). Und damit das Ansehen unseres Bannes unverbrüchlich und unverrückbar für
alle Zeit bestehen bleibe, haben wir dieses Schriftstück eigenhändig unterschrieben und mit
dem Abdruck unseres Siegels fertigen lassen.

VERMERK 134

(späte Notiz, im 13. Jhdt. von einem Vraemonstratenser auf eine unbeschriebene Stelle des
Codex eingetragen): Zur Zeit des Abtes Anselm, im Jahre 1090 nach des Herrn Mensch-
werdung, am 5. Juni, wurde der Leib des Hl. Nazarius erhoben, 1020 Jahre nach seinem
Leiden und Sterben. Ebenfalls zur Zeit des vorgenannten Abtes Anselm wurde der Leib
im Chore des Lorscher Klosters wieder beigesetzt, wo er am Quatember-Samstag, den
19. Februar im Jahre des Herrn 1266 von Mönchen des Praemonstratenser Ordens auf-
gefunden wurde, wie wir mit göttlicher Gnade und in Frömmigkeit glauben.

VERMERK 134 a

Der verehrungswürdige Vater Udalrich, des langen und breiten durch diese und ähn-
liche Lobpreisungen seiner Verdienste verherrlicht, erfuhr durch göttliche Güte und könig-
lichen Edelmut und Gnade eine neue Erhöhung durch Verleihung der Abtei Murbach (im
Elsaß). Nicht lange danach wurde er von der Last des Fleisches erlöst und ging zum Herrn,
würdig allen Lobes, würdig auch steten Gedenkens, der den Wolf kommen sah und nicht
floh und seine Schafe nicht im Stiche ließ (vgl. Joh. 10, 12), sondern „in die Bresche trat
und sich zur Mauer machte für das Haus Israel" (Hesekiel 13, 5). Er stand dem Kloster
Lorsch während zwanzig Jahre vor (1056—1075, gest. 24. November).

VERMERK 134 b

Nach dessen Heimgang wurde Adalbert in die Herrschaft eingesetzt. Kaum zwei Jahre
(1075—1077) amtete er und wurde dann — aus welchen Gründen, ist unbekannt — ab-
gesetzt. Unter durchaus nicht günstigen Vorzeichen folgte ihm ein anderer. Sei es durch
die Wahl, sei es durch irgendwelche Schliche, folgte Winitherus (Winther), ein Bruder des
Grafen Sigehard (von Saarbrücken) und Vaterbruder jenes berühmten Erzbischofs Adal-
 
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