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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 1
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Berger, Ernst: Albrecht Dürers "eigene" Malweise
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0001
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Manchen, 30. Sept. 1918.

Beütgw zar „Werkstatt der Kamt" (E. A. Seemaaa, Le!pz!g).
Ereche!at)4tägig aater Leitaag vea Mater Prof. Eraet Berger.

IY. Jahrg. Nr. 1

Inhalt: Albrecht Dürers „eigene" Malweise. Von E. B. — Vom Grundieren der Hotztafein und Leinwänden. —
A. F. Setigmann: Die neue Schuie. — Bimsteingrund für Pasteiigemäide.

Albrecht Dürers „eigene" Maiweise.
(Zur Beantwortung einer Anfrage.)
Von E. B.

Dass es in der Geschichte der Maltechnik noch
ungelöste Fragen gibt, ist allbekannt, dass aber
die Technik eines unserer besten Altdeutschen zu
diesen gerechnet werden muss, wird vielfach be-
fremden. Und doch ist es so! Vonseiten eines
Kunsthistorikers, Leiter eines Museums, wird an
uns die Bitte um ein Urteil in einer Frage ge-
richtet, die, wie der Schreiber meint, „noch nicht
einmal aufgeworfen worden ist". Es handelt sich
um die Bedeutung der Worte propriis coloribus
in der Inschrift auf Dürers bekanntem
Selbstbildnis in der Pinakothek. Es heisst
da: Albertus Durerus Noricus ipsum me propriis
sic effingebam coloribus aetatis anno XXVIII-
Also: Ich, Albrecht Dürer von Nürnberg, stellte
mich selbst so dar im 28. Lebensjahr — nun
aber: propriis coloribus, was soll das be-
deuten, was will er damit sagen ?
Der Fragesteller fügt hinzu: man kann an
dreierlei denken: I.) „in den mir d. h. meinem
Gesichte eigentümlichen Farben". In dieser Be-
deutung wäre aber der Zusatz höchst überflüssig,
denn es ist doch selbstverständlich, dass ein Maler
seinem Gesichte, seinem Haar, seinen Augen auf
dem Bilde keine andere Farbe gibt, als sie wirk-
lich haben. Also dies wird Dürer wohl nicht ge-
meint haben.
Die 2. Bedeutung wäre die: „mit den von mir
selbst besonders zurechtgemachten, mir eigentüm-
lichen Farben". Das wäre aber wieder etwas bei-
nahe Selbstverständliches. Denn zu Dürers Zeiten
stellte doch noch jeder Maler seine Farben selbst
her. Es müsste denn sein, dass Dürer gerade bei
diesem Bilde irgendetwas Neues in bezug auf

Farben versucht hätte, was seine Erfindung war,
etwa ein neues Bindemittel, das den Farben be-
sondere Kraft verlieh. Ist in dieser Hinsicht am
Bilde selbst etwas Besonderes zu bemerken, oder
jemand aufgefallen?
Drittens könnten die Worte bedeuten: „mit
beständigen, dauernden Farben". Dann hätte Dürer
ausdrücken wollen: Die Farben sind so dauerhaft,
dass dieses Bild auf die Nachwelt kommen wird.
Die Inschrift entspräche dann dem Selbstbewusst-
sein des grossen Künstlers, das das ganze Bild
atmet. Der Gedanke des Nachruhms lag ja einem
in engsten Beziehungen zu den Humanisten ste-
henden Manne wie Dürer besonders nahe. Das
Schreiben schliesst also:
„Nun wäre es auch noch möglich, dass die
Inschrift insbesondere die beiden fraglichen Worte,
einer Stelle in der antiken Kunstliteratur, z. B. bei
Plinius, nachgebildet wären. Ich legte die Frage
klassischen Philologen vor, die von der Malerei
nichts verstanden und sich deshalb über die Be-
deutung der Worte nicht schlüssig werden konnten.
Mir scheint, da Dürer ein vortrefflicher Kenner
der lateinischen Sprache war, sich also kaum falsch
ausgedrückt haben wird, er habe mit den Worten
propriis coloribus eine Wahl und Behandlung der
Farben, kurz eine Technik bezeichnen wollen, wie
er sie bis dahin (l$00) noch nicht angewandt
hatte. Es fragt sich eben vor allem: unterscheidet
sich das Selbstbildnis von l$00 technisch sehr
wesentlich von dem Bildnis des Osw. Krel von
1499 in der Pinakothek? Aber da das Selbst-
bildnis nicht sein ursprüngliches Ansehen zeigt, wird
sich die Frage kaum mehr entscheiden lassen." —
 
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