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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Heberdey, Rudolf: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesus
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Vulić, Nikola: Zur Chronologie der Kaiser Philippus II, Decius und Volusianus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0272
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Auffällig ist die Art, wie die Inschrift ange-
bracht ist: sie steht auf der Unterseite des Thür-
sturzes, dem Eintretenden zuHäupten. Augenscheinlich
liegt hier apotropäische Absicht vor, wozu auch stimmt,
dass der bei Eusebius noch fehlende Schlusspassus,
der auf den Schutz der Stadt und ihrer Bewohner
Bezug nimmt und sicherlich späterer Zusatz ist, Auf-
nahme gefunden hat. 3)

Allerdings ist nicht ganz ausgeschlossen, dass
der Stein nicht ursprünglich für diese Verwendung
bestimmt war; dafür könnte man anführen, dass die
bei Eusebius erhaltene, in unserer Inschrift fehlende
Überschrift des ersten Briefes: 'Aviiypacpov kmoioX'fjq
YpacpstaYjg otto 'Aß-;äpou xouäpxou tco 'Itjcjoö xai tcsjjl-
cp&eiaYjg aÜTcp bC 'Avav£a xoL~/_ubpöii,oo bIc, 'IspooöXü^a,,
welche als Gegenstück zu Z. 7 zu erwarten wäre, sehr
wohl durch das erst bei der Verwendung als Thürsturz
an gearbeitete Profil in Wegfall gekommen sein kann.

Immerhin dürfte auch bei dieser Annahme wenigstens
für die letzte Verwendung des Steines die gegebene
Deutung bestehen bleiben.

Zum Schlüsse ist es mir angenehme Pflicht, in
Ehrerbietung der Förderungen zu gedenken, welche
die k. u. k. Botschaft in Constantinopel und das
k. u. k. Generalconsulat in Smyrna auch in diesem
Jahre dem Unternehmen angedeihen ließen. Herrn
H. Mattoni fühlen sich alle Arbeitsgenossen von
Ephesus für die wiederholte Spende von Gießhübler
Mineralwasser aufs wärmste verpflichtet,. Dank schuldet
die Unternehmung ferner dem k. k. österr. Lloyd und
der k. k. priv. Südbahngesellschaft für Gewährung
freier Fahrt für die Expeditionstheilnehmer und freien
Transportes, beziehungsweise Ermäßigung des Fracht-
satzes für die nach Wien zu überführenden Fund-
gegenstände.

Smyrna. R. HEBERDEY.

Zur Chronologie der Kaiser Philippus II, Decius und Volusianus.

I. Bisher konnten wir den Zeitpunkt, da der
jg. Philippus zum Augustus erhoben worden
ist, nur dadurch ungefähr bestimmen, dass die
alexandrinischen Münzen ihn während des vierten
Jahres seines Vaters (30. Aug. 246 — 29. Aug. 247)
sowohl als Caesar als auch als Augustus bezeichnen.
Wenn aber, wie Pick in der Einleitung zu den
Münzen von Viminacium gezeigt hat, die Ära von
Viminacium etwa October 23g beginnt und die
Münzen Viminaciums den jg. Philippus im Jahre 8
dieser Ära bald als Caesar bald als Augustus
nennen, so ist seine Erhebung zum Augustus offen-
bar erfolgt zwischen October 246 und August 247.

II. Nach den Scr. hist. Aug., Duo Valeriani 5
4 war Decius am 27. October 251 noch am Leben.
Gegen dieses Datum ist eingewendet worden, dass
wir keine sicheren alexandrinischen Münzen eines
späteren als des zweiten Jahres des Decius kennen,
und1) dass es fraglich sei, ob derKrieg, in welchem
Decius fiel, im Winter geführt worden sei. Diese

3) So waren die beiden Briefe über den Stadtthoren von
Edessa angebracht (Procop. bell. pers. II 12 ; Euagr. H. eccl.
IV 27). Abschriften wurden als Amulet getragen (Cod. Vind.
theolog. graec. 315 fol. 592—612). "Vgl. Lipsius, Die edessenische
Abgarsage S. 4; 16, 2; 21, 1; J. Krall a. a. O.

Frage wird durch die Münzen der Provinz Dacia
entschieden. Vorausgeschickt muss werden, dass wir
von Aemilianus alexandrinische Münzen mit LB,
also nach dem 30. August 253 kennen, und dass
er nach CIL VIII 2482 vor October 253 gestorben
ist, also im September 253. Sein Regierungsantritt
muss, da die höchste Angabe ihn nur wenig über
dreiMonate regieren lässt,2) frühestens Anfang Juni 253
angesetzt werden. Die dacischen Münzen bringen
sein Bild in den Jahren 7 und 8; somit fällt die
Jahrwende des dacischen Kalenders zwischen Anfang
Juni und Ende September.3) Nun begegnen im
fünften dacischen Jahre Decius und Gallus. Somit
muss Decius noch vor Ablauf des fünften dacischen
Jahres gestorben sein, also vor dem Sommer (Juni
bis September) 251 oder spätestens während desselben.

III. Die Subscription im cod. lustin. III 36
12 lehrt uns, dass Volusianus schon am 14. März
252 Augustus war. Eine Münze hat Eckhel fd. n. VII
367) die Vermuthung aufzustellen gestattet, dass er

1) Schiller, Gesch. der röm. Kaiserzeit I 2.Theil 807, 3.

2) Victor epit. 31, 3 ; F. H. G. IV 598 ; Zon. XII 22.

3) Picks bestimmterer Ansatz (in der Einleitung zu den
dacischen Münzen) Juli—August ist unbegründet.
 
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