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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Vollgraff, Carl Wilhelm: Was heißt "Terra sigilata"?
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0041
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23. Was heisst „Terra sigillata“?

In einem im Juni 1907 für die Mitglieder des „Provinciaal Utrechtsch
Genootschap“ gehaltenen Vortrage (abgedruckt „Aanteekeningen“ 1907, S.
4—29) hatte ich die Ansicht ausgesprochen, der jetzt allgemein gebräuchliche
Name „Terra sigillata“ sei von früheren Altertumsforschern aus der Termino-
logie der Pharmakologie herübergenommen worden, in der er auch heute
noch die seit dem Altertum berühmte eisenhaltige rote lemnische Erde be-
zeichnet (Cf. Hager, Handb. der pharmaceut. Praxis, Berlin, 1900, I, S. 24I;
Fredrich, Ath. Mitth. 1906, S. 72 ff). Diese Vermutung hat sich mir später
vollauf bestätigt. Es findet sich nämlich in den „Katwykse Oudheden“ des
Adrianus Pars, einem in den letzten Jahren des XVIIten Jahrh. verfassten
Werke, ein Sigillatagefäss folgendermassen beschrieben: „Ook deze rode
Samise Drinkpot, van zeer konstig werk, cierlyk en glad van L e m n i s e
Aar de gemaakt“ (S. 84 der Aufl. vom J. 1745). Diese Stelle genügt zum
Beweise, dass die Bezeichnungen „Terra sigillata“ und „lemnische Erde“
von den Gelehrten des XVIIten Jahrh., wie heute noch von den Pharmako-
logen, als gleichbedeutend betrachtet wurden.

Utrecht. * Wilhelm Vollgraff.

LITERATUR.

24. Alfred v. Domaszewski, Die Anlage
der Limeskastelle. Mit 5 Tafeln.
Heidelberg 1908, C. Winter.

In dieser kleinen Schrift hat v. Doma-
szewski die Grundgedanken entwickelt,
welche nach seiner Meinung die Anlage
der Limeskastelle beherrschen, und an
einigen Beispielen aus Obergermanien die
Anwendung seiner Theorie dargelegt. Sind
die Anschauungen des Verfassers richtig,
so stehen wir vor einer neuen Epoche der
Limesforschung, die bisher völlig im Dunkeln
tappend mit einem Male auf lichte Bahnen
geführt wird. Sind sie dagegen unrichtig,
so besteht, die Gefahr, dass durch ihre
Anwendung grosse Verwirrung angerichtet,
die Forschung von dem rechten Wege ab-
geleitet und der Erfolg- jahrzehntelanger
Arbeit diskreditiert wird. Wir haben also
allen Grund uns die Aufstellungen v. Do-
maszewskis genau zu überlegen.

Der Verfasser geht von den beiden
Pedaturasteinen aus dem Kastell Zugmantel
CIL XIII 7613 und 7613a aus und teilt eine
Beobachtung H. Jacobis mit, der auf Grund
einer neugefundenen Inschrift gesehen habe,
dass in dem zweiten dieser Texte eine
bisher unbekannte Truppe, der Numerus
der Leubacci Germani genannt sei. Wäh-
rend nämlich 7613a gelesen wurde, > Leu-
bacci G. p(edatura) p(edum) LXXII sieb
curfaj Gresfcentini) Bespecti > leg. VIII Aug.,
ohne dass eine Ergänzung des hinter dem
Centurionennamen stehenden G. vorge-
schlagen worden war, soll der Anfang nun-
mehr feenturiaj Leubacci(orum) Gfermano-
rumj lauten, und diese Lesung spielt in der

ganzen weiteren Argumentation .eine sehr
wichtige Rolle.

Leider hat der Verfasser nichts darüber
gesagt, was eigentlich in der neugefundenen
Inschrift steht. Nach seiner Darstellung
könnte der Leser annehmen, der auch
seiner Form nach befremdende Truppen-
name sei durch sie sicher gestellt. Das ist
aber in Wirklichkeit nicht der Fall.

Die Inschrift ist im November 1907 von
Dr. Barthel unter den auf der Saalburg be-
findlichen Funden vom Zugmantel bei deren
Bearbeitung für das Limeswerk zuerst be-
merkt worden. Sie steht auf einem Bronze-
schildchen, wie sie als Eigentumsmarken
von Waffenstücken so oft gefunden werden
und in einpunktierter Schrift die Bezeich-
nung der Centurie und den Namen des
betreffenden Soldaten, zuweilen auch die
Bezeichnung der Truppe und den Namen
des Kaisers tragen, oft auch mehrere In-
schriften dieser Art, wenn das Waffenstück
den Besitzer gewechselt hat. Zu der letz-
teren Gattung gehört die kleine Bronze
vom Zugmantel. Denn nach dem Jahres-
bericht der Herren L. und H. Jacobi über
die Saalburg für 1907 *) lautet die Inschrift:

> SABIA//.IKE

GERMANISO.d

> G E M E L L I .. VIA
MANSVETI T ff X <
All////. .TIS

und die Berichterstatter bemerken dazu: 1 *

1) Saalbarg, Jahresbericht 1907, erstattet an Se. Ma-

jestät den Kaiser und König im Dezember 1907 S. 10.
 
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