SIMPELEIEN
In Sachen „Wiedergut-
machung": Die aus den
Sühnemaßnahmen stammen-
den Beträge werden fast
ausschließlich zur Bestreitung
des bayerischen Sondermini-
steriums verwendet, erklärte
Staatskommissar Dr. Auer-
bach. — — Das Inter-
niertenlager Darmstadt kostet
dem hessischen Staat täglich
56 000 Mark, das sind jähr-
lich mehr als 19 Millionen Mark — das ist fast genau
die Summe, die bis jetzt aus Sür/negeldern in den
hessischen Wiedergutmachungsfond gekommen sind. —
An wem wird eigentlich wieder-gut-gemacht?
Nach einem Artikel der ,.France Illustration" werden in
Lima (Ohio) nun auch Panzer und Kanonen in Kon-
servenbüchsen auf-
bewahrt. — Da die
Fabrikation der not-
wendigen Büchsenöff-
ner auf technische
Schwierigkeiten stößt,
wird man eventuell
auf das altbewährte
Weckverfahren zu- '
rückgreifen müssen.
Der Leiter des bayerischen Gefängniswesens stellte in
einem Interview fest, daß sich für die Wiederergreifung
entwichener Sträflinge die Zonengrenzen höchst ungünstig
auswirkten. Es käme vor, sagte er, daß ausgebrochene
Gefangene aus anderen Zonen Kartengriiße ans Gefängnis
schickten. — Immerhin ein rührender Beweis starker An-
hänglichkeit!
Die Regierung von Nordrhein-Westfalen hat einem Antrag
der CDU stattgegeben, demzufolge im Nordwestdeutschen
Rundfunk die Diskussion um die Abschaffung des Para-
graphen 218 verboten werden soll. — Ein schlichtes Verbot
war seit je eines der stichhaltigsten Argumente im Verlauf
unliebsamer Diskussionen.
Der Ausschuß des Landtags
befürwortete eine Eingabe,
in der die Besetzung der
Leitung und der Sprechstel-
len von Radio München mit
bayerischem Personal gefor-
dert wird. — Fremdsprach-
liche Sendungen, wie: Hoch-
deutsches Echo oder zehn
Minuten Schwäbisch werden
nur noch nach Mitternacht
gesendet.
Ein neues Heilmittel gegen Krebs mit Hilfe der Atom-
forschung soll Prof. Rajewski gefunden haben. Er ver-
sprach, die Menschheit von diesem Übel endgültig zu be-
freien, wenn für die Anwendung seiner Heilmethode das
Geld aufgewendet würde, das bisher die Anfertigung
von Atombomben gekostet hat. — Eine weitere Diskus-
sion erübrigt sich. Die Welt wird ihre alten und neuen
Krebsschäden behalten.
Die Alliierten haben zur Entmilitarisierung des deut-
schen Volkes geraten, militärische Bezeichnungen, wie
General-Musikdirektor oder General-Intendant abzuschaf-
fen. — Die Fa. Opel wird nun an Stelle ihrer Kadett,
Kapitän, Admiral eine neue Serie herausbringen:
Assessor, Amtmann, Oberamtmann.
AP. Der erste große Tier-
transport nach dem Kriege
ist von Mombasa nach New
York unterwegs. Es handelt
sich um Giraffen, Löwen,
Zebras, Affen, Geier und
Riesenschlangen, die für
zoologische Gärten und das
Institut zur Erforschung der
Kinderlähmung in den USA
bestimmt sind. — Fälle von
spinaler Kinderlähmung bei
Giraffen und Riesenschlan-
gen sind allerdings beson-
ders tragisch.
Kinder großer Leute haben es gemeiniglich schwer, aus
dem Schatten der berühmten Eltern herauszutreten. Hoff-
nungen dazu dürfen mit Recht die beiden Töchter der
produktiven Edel-Roman-Dichterin Courths-Mahler he-
gen: jede von ihnen hat getreu dem mütterlichen Leit-
faden schon über fünfzig Romane geschrieben. Gute Re-
zepte für Kochen, Backen und Dichten vererben sich eben
als treu gehüteter Familienschatz von der Mutter auf
die Töchter usw.
Prof. R. Klein wurde von der Spruchkammer zu zwei
Jahren Arbeitslager verurteilt, die er als Hilfsarbeiter
beim Landesamt für Denkmalspflege verbüßen soll. —
Wer wird hier eigentlich gestraft: der Betroffene, das
Landesamt oder die Denkmäler.
Eintausendsiebenhundert amerikanische Rundfunk-Autoren
wollen in Streik treten. — Von den unsrigen weiß man
nicht: streiken die meisten von ihnefi oder — schlafen
sie nur?
Der Bedarf der Selbstversorger sei der gleiche geblieben,
stellte der bayerische Ernährungsminister fest im Rahmen
einer Erörterung über die Unmöglichkeit, Schweinefleisch
an die Bevölkerung zu verteilen. — Wir möchten nur ganz
bescheiden dazu bemerken: der Bedarf ist auch bei den
Normalverbrauchern der gleiche geblieben!
Zehn Häftlinge eines Interniertenlagers bei Salzburg setzten
sich in ein amerikanisches Lastauto, durchbrachen damit
den Stacheldraht und schufen so einen „Notausgang" für
zwanzig weitere Häftlinge.
WIESO? - WARUM?
FREI NACH ERICH KASTNER
Weshalb soll man denn seinen KOPF bemühen,
wenn es auch mit dem HINTERN — vorwärts geht?
Wieso muß man an der Zi-garre ziehen?
Man kann auch blasen! (Wenn man das versteht).
Warum sind die Beamten immer böse
Und kleine Kinder unten meistens naß?
Wozu krümmt sich der Haken vor der Öse?
Wieso heißt denn die beste Karte: Ass?
Weshalb kann man ein Steh-Pult nicht ver-setzen?
Warum hab'n Musiker so wenig Takt?
Wieso muß man die Muttersprache schätzen?
(Ein nacktes Weib allein ist doch kein „Akt".)
Woher soll man denn wissen, wie man aussieht?
Die Spiegel sind doch alle andersrum!
Und womit knallt der Stöpsel, den man rauszieht?
Wieso ist grad der Back- Fisch niemals stumm?
Warum erhalten sich denn die Gebräudie,
die keiner mehr gebraucht, so lang und zäh?
Wieso hab'n manche heut' noch fette Bäuche?
Ihr meint, das bliebe immer so? Ach nee.
Ihr steht (Verzeihung) frech auf unsern Zehen!
Ihr müßt jetzt fort. Das Stichwort fiel. Erlaubt!
W i r mußten auch, wenn's schön war, immer gehen.
Wieso? — Warum?
Darum! — und überhaupt!
H. Hartwig
MODERNER GESCHÄFTSBRIEF
Firma X. Y. München
II. März 1947
Richtig gesagt haben wir seit Wochen schon nicht ar-
beiten können, es scheint, daß die Frostperiode nun end-
lich porbei sein wird. Zur Zeit besteht noch Stromsperre
und wissen wir auch noch nicht wann wieder gearbeitet
werden kann. Zudem was Ihnen wahrscheinlich auch bei
Lieferungszusage nicht möglich sein wird, ist, daß wir
für Lieferungen Eisenscheine haben müssen, da wir selbst
nur gegen Eisenscheine Rohware bekommen. Da aber die
Scheine dort hier keine Gültigkeit besitzen, uu'r aber
glauben, daß ab l. 4. 1947 eine Angleichung kommen
muß, oder wir anderseit evtl. ein Fertigungskontingent
bekommen werden, müssen wir -mal abwarten. Zur Zeit
besteht also ohne Hergabe von Verbrauchereisenscheinen
keine Lieferungsmöglichkeit. Hochachtungsvoll Z.
ENTFÜHRUNG
70
In Sachen „Wiedergut-
machung": Die aus den
Sühnemaßnahmen stammen-
den Beträge werden fast
ausschließlich zur Bestreitung
des bayerischen Sondermini-
steriums verwendet, erklärte
Staatskommissar Dr. Auer-
bach. — — Das Inter-
niertenlager Darmstadt kostet
dem hessischen Staat täglich
56 000 Mark, das sind jähr-
lich mehr als 19 Millionen Mark — das ist fast genau
die Summe, die bis jetzt aus Sür/negeldern in den
hessischen Wiedergutmachungsfond gekommen sind. —
An wem wird eigentlich wieder-gut-gemacht?
Nach einem Artikel der ,.France Illustration" werden in
Lima (Ohio) nun auch Panzer und Kanonen in Kon-
servenbüchsen auf-
bewahrt. — Da die
Fabrikation der not-
wendigen Büchsenöff-
ner auf technische
Schwierigkeiten stößt,
wird man eventuell
auf das altbewährte
Weckverfahren zu- '
rückgreifen müssen.
Der Leiter des bayerischen Gefängniswesens stellte in
einem Interview fest, daß sich für die Wiederergreifung
entwichener Sträflinge die Zonengrenzen höchst ungünstig
auswirkten. Es käme vor, sagte er, daß ausgebrochene
Gefangene aus anderen Zonen Kartengriiße ans Gefängnis
schickten. — Immerhin ein rührender Beweis starker An-
hänglichkeit!
Die Regierung von Nordrhein-Westfalen hat einem Antrag
der CDU stattgegeben, demzufolge im Nordwestdeutschen
Rundfunk die Diskussion um die Abschaffung des Para-
graphen 218 verboten werden soll. — Ein schlichtes Verbot
war seit je eines der stichhaltigsten Argumente im Verlauf
unliebsamer Diskussionen.
Der Ausschuß des Landtags
befürwortete eine Eingabe,
in der die Besetzung der
Leitung und der Sprechstel-
len von Radio München mit
bayerischem Personal gefor-
dert wird. — Fremdsprach-
liche Sendungen, wie: Hoch-
deutsches Echo oder zehn
Minuten Schwäbisch werden
nur noch nach Mitternacht
gesendet.
Ein neues Heilmittel gegen Krebs mit Hilfe der Atom-
forschung soll Prof. Rajewski gefunden haben. Er ver-
sprach, die Menschheit von diesem Übel endgültig zu be-
freien, wenn für die Anwendung seiner Heilmethode das
Geld aufgewendet würde, das bisher die Anfertigung
von Atombomben gekostet hat. — Eine weitere Diskus-
sion erübrigt sich. Die Welt wird ihre alten und neuen
Krebsschäden behalten.
Die Alliierten haben zur Entmilitarisierung des deut-
schen Volkes geraten, militärische Bezeichnungen, wie
General-Musikdirektor oder General-Intendant abzuschaf-
fen. — Die Fa. Opel wird nun an Stelle ihrer Kadett,
Kapitän, Admiral eine neue Serie herausbringen:
Assessor, Amtmann, Oberamtmann.
AP. Der erste große Tier-
transport nach dem Kriege
ist von Mombasa nach New
York unterwegs. Es handelt
sich um Giraffen, Löwen,
Zebras, Affen, Geier und
Riesenschlangen, die für
zoologische Gärten und das
Institut zur Erforschung der
Kinderlähmung in den USA
bestimmt sind. — Fälle von
spinaler Kinderlähmung bei
Giraffen und Riesenschlan-
gen sind allerdings beson-
ders tragisch.
Kinder großer Leute haben es gemeiniglich schwer, aus
dem Schatten der berühmten Eltern herauszutreten. Hoff-
nungen dazu dürfen mit Recht die beiden Töchter der
produktiven Edel-Roman-Dichterin Courths-Mahler he-
gen: jede von ihnen hat getreu dem mütterlichen Leit-
faden schon über fünfzig Romane geschrieben. Gute Re-
zepte für Kochen, Backen und Dichten vererben sich eben
als treu gehüteter Familienschatz von der Mutter auf
die Töchter usw.
Prof. R. Klein wurde von der Spruchkammer zu zwei
Jahren Arbeitslager verurteilt, die er als Hilfsarbeiter
beim Landesamt für Denkmalspflege verbüßen soll. —
Wer wird hier eigentlich gestraft: der Betroffene, das
Landesamt oder die Denkmäler.
Eintausendsiebenhundert amerikanische Rundfunk-Autoren
wollen in Streik treten. — Von den unsrigen weiß man
nicht: streiken die meisten von ihnefi oder — schlafen
sie nur?
Der Bedarf der Selbstversorger sei der gleiche geblieben,
stellte der bayerische Ernährungsminister fest im Rahmen
einer Erörterung über die Unmöglichkeit, Schweinefleisch
an die Bevölkerung zu verteilen. — Wir möchten nur ganz
bescheiden dazu bemerken: der Bedarf ist auch bei den
Normalverbrauchern der gleiche geblieben!
Zehn Häftlinge eines Interniertenlagers bei Salzburg setzten
sich in ein amerikanisches Lastauto, durchbrachen damit
den Stacheldraht und schufen so einen „Notausgang" für
zwanzig weitere Häftlinge.
WIESO? - WARUM?
FREI NACH ERICH KASTNER
Weshalb soll man denn seinen KOPF bemühen,
wenn es auch mit dem HINTERN — vorwärts geht?
Wieso muß man an der Zi-garre ziehen?
Man kann auch blasen! (Wenn man das versteht).
Warum sind die Beamten immer böse
Und kleine Kinder unten meistens naß?
Wozu krümmt sich der Haken vor der Öse?
Wieso heißt denn die beste Karte: Ass?
Weshalb kann man ein Steh-Pult nicht ver-setzen?
Warum hab'n Musiker so wenig Takt?
Wieso muß man die Muttersprache schätzen?
(Ein nacktes Weib allein ist doch kein „Akt".)
Woher soll man denn wissen, wie man aussieht?
Die Spiegel sind doch alle andersrum!
Und womit knallt der Stöpsel, den man rauszieht?
Wieso ist grad der Back- Fisch niemals stumm?
Warum erhalten sich denn die Gebräudie,
die keiner mehr gebraucht, so lang und zäh?
Wieso hab'n manche heut' noch fette Bäuche?
Ihr meint, das bliebe immer so? Ach nee.
Ihr steht (Verzeihung) frech auf unsern Zehen!
Ihr müßt jetzt fort. Das Stichwort fiel. Erlaubt!
W i r mußten auch, wenn's schön war, immer gehen.
Wieso? — Warum?
Darum! — und überhaupt!
H. Hartwig
MODERNER GESCHÄFTSBRIEF
Firma X. Y. München
II. März 1947
Richtig gesagt haben wir seit Wochen schon nicht ar-
beiten können, es scheint, daß die Frostperiode nun end-
lich porbei sein wird. Zur Zeit besteht noch Stromsperre
und wissen wir auch noch nicht wann wieder gearbeitet
werden kann. Zudem was Ihnen wahrscheinlich auch bei
Lieferungszusage nicht möglich sein wird, ist, daß wir
für Lieferungen Eisenscheine haben müssen, da wir selbst
nur gegen Eisenscheine Rohware bekommen. Da aber die
Scheine dort hier keine Gültigkeit besitzen, uu'r aber
glauben, daß ab l. 4. 1947 eine Angleichung kommen
muß, oder wir anderseit evtl. ein Fertigungskontingent
bekommen werden, müssen wir -mal abwarten. Zur Zeit
besteht also ohne Hergabe von Verbrauchereisenscheinen
keine Lieferungsmöglichkeit. Hochachtungsvoll Z.
ENTFÜHRUNG
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Simpeleien" "Entführung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 6, S. 70.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg