Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZEITWORTE

UND IHRE ÜBERTRAGUNG IN DIE UMGANGSSPRACHE

Demokratie heißt Volksherrschaft.

Behörden sind Amtsstellen, die vom Staatsbürger bezahlt werden und
deshalb ausschließlich für ihn und zu seinem Wohle da sind.

Koalition. Fremdwort für Kuhhandel.

Reaktionär ist immer das, was die andere Partei macht.

überparteilich ist eine Organisation dann, wenn mehrere Parteien
von einer einzigen restlos beherrscht werden.

Demontage. Abtransport der deutschen Rüstungsindustrie in das Aus-
land, zwecks dortigem Wiederaufbau zu friedlichen Zwecken.

Hauswart. Neuer Name für Blockwart.

Pressefreiheit, wenn die. Presse wirklich alles schreiben darf, mit
Ausnahme dessen, was sie nicht schreiben darf.

Beschlagnahme, auch Erfassung oder Sicherstellung genannt, ist die
amtliche Wegnahme von Gegenständen. Im Privatleben angewandt, wird
dieser Vorgang anders beurteilt.

Wiedergutmachung. Nachzahlung der von den Nazis zurückbehal-
tenen Gehälter an Persönlichkeiten ministeriellen Ranges.

Betreuung. Häufiges Ersatzwort für Beeinflussung, Überwachung oder
Terror.

Ehrendienst. Es gibt Fälle, wo in derselben Straße auf der einen Seite
eine Stjäflingskolonne und auf der anderen Seite solche, die man freiwillig
herangezogen hat, Schutt schaufeln; letzteres ist der Ehrendienst.

Wohnung ist eine unverletzliche Freistätte von räumlich angemessener
Größe, auf die jeder Staatsbürger Anspruch hat. (Lt. Art. 106 Bayr. Verfassung.)

Faschist. Beliebte Bezeichnung für Geschäftskonkurrent, politischen Geg-
ner oder unbequemen Vorgesetzten.

Schwarzhändler, vom sog. reellen Kaufmann dadurch zu unter-
scheiden, daß er etwas zu verkaufen hat. Wird deshalb stark bekämpft.

Bürokratie. Angesichts der wiedergewonnenen demokratischen.Freiheit
nicht mehr aktuelle Bezeichnung für eine kennkartenlochende, wohnungs-
erhebende und wirtschaftslenkende Behördentyrannei. —W—

DIALOG DER LEICHENWÄRTER

„So. jetzt werd er einig'schraubt in sein' Sarg, der Herr Meyerhofer! A guats Holz no,
astfrei, und bester Ersatzlack. Kann bei trock'ner Witterung zwoa Jahr lang z'samm-
halten, die Kisten. Requiskat in pari! Tuan Sie's her, die Schräuferlnl"
,,I glaub vier Stück glanga. Für die andern kriag i a ,Lucki'. Der Lebende bat das
Recht, wia ma so sagt. Und Überhaupts: hat no a Massel ghabt, der Herr Meyerhofer,
daß er zwischen sechs Bretter lieg'n darf. Denn wia glaub'n Sö, daß wir amoi der
Erde übergeb'n werd'n? In dera Zeit? I sag's, wia's is — i siech schwarz. Das Sarg-
schreinergewerbe zehrt von den letzten Stämmen der bayerischen Forsten. Aus is und
gar is, wia mit allem."

.Jawoi, werd scho bald.so kimma, daß d' in a Carä-Schachtel auf die Posanne horcha
muaßt."

„0 mei, san ja aa scho kloana word'n, die Carä. Glaub'n Sie vielleicht, dstß Sie in a
Zwanz'gpfundschachtel Platz hab'n? Für Eahna Wampen brauchten S' gleich zwoa_
Dutzend Schachteln alter Sorte. Is aa nix."

„No ja, nacha muaß i mi halt in Zeitungspapier einwickeln lassen. Is mir aa wurscht."
„Zeitungspapier? Da muaß ja i bloß lacha. In oan Jahr kriagt nur mehr jeder Minister-
präsident a halbseitigs Informationsblatt, damit er woaß, was in sein Land vorgeht.
Is nix damit."

„Guat, nacha geh i halt im Nachthemad zur ewigen Ruhe."

„Freili, dös tat Eahna passen. Aber da müassaten erseht wieder Textilien aufgruafa
werd'n. Mit dene drei Fransen, die Eahna no über'n Bauch hänga, kinna S' net guat
vor Gottes Richterstuhl treten."

„Ja, Herrgottsakrament, nacha leg i mi halt glei ganz nacket in mei Gruabn nei. Is
ma scho gleich, bal a Engerl der Schlag trifft, wann i mit meine Krampfadern in die
ewige Seligkeit eiroas."

„So weit kimmts ja gar net. Denn jetzt muaß i scho dumm frag'n: Wer fahrt denn
Eahna Leich naus auf'n Friedhof? Benzin wcrd's koans mehr geb'n und die Roß san
alle gschlacht. Z' Fuaß kinna S' nimma geh'n, weil S' koane Schaan mehr hab'n. Aus
is mit der Reise in die Ewigkeit."

„No lang net, i bin Optimist. Laß mi halt in die Kehrrichttonne einidrucka. Da
brauch i net vui zlaffa."

„Jawoi, und da stecka S' nacha zwoa Jahr lang drin, zwischen Salzharinggräten und
Erdäpfischal'n. Is aa koa kommods Jenseits."

,,0 mei, o mei, is dös a Zeit! — I glaub, oa Schräuferl glangt für'n Herrn Meyer-

hofer aa Vielleicht kriag i für die andern zwoa Lucki.'

A. Wisbedi

Xaver Fuhr: POLITISCHE DISKUSSION

131
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Politische Diskussion"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Fuhr, Xaver
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 11, S. 131.

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen