EIN MANN BLEIBT MINISTER
EINE VERDIENSTLISTE
I.
Ein Mann wirr-, Kultusminister Er ist doppelter
Doktor.
II.
Eine Ritter ersten „Großtaten": Die Feststellung,
das oberste Bildungsziel in Bavern sei die Ehr-
furcht vor Gott
Folge: Alte Tratsch-Weiber fühlen sich als Aus-
lese der Intelligenz Der Mann bleibt Minister.
III
Er macht sich beliebt bei Cabarett-Conferenciers:
Mit. der Forderung, die Flüchtlinge nach Kon-
fessionen getrennt anzusiedeln.
Folge: Der Mann bleibt Minister
IV.
Er wird über Nacht „berühmt" und macht sich
in der gesamten Oeffentlichkeit unmöglich:
Durch Einführung der Prügelstrafe.
Trotzdem: Der Mann bleibt weiter Minister
V.
Er bekommt durch seine Erfolge sichtlich Mut
und behauptet deshalb ausgerechnet vor dem
Politisch-Akademischen Klub, daß Bayern einei
der größten Staaten Europas sei.
Folge: Er darf sich weiter Doktor nennen —
und bleibt Minister.
VI.
Er wird langsam übermütig und fordert, an den
bayerischen Universitäten nur 20% Nichtbayern
zuzulassen
Folge. Die Studenten sagen nichts — und er
bleibt Minister.
VII.
Er überschlägt sich und fordert für Bayern
eine CSU-Diktatur unter gleichzeitiger Ableh-
nung der deutschen Wirtschaftseinheit
Folge: Endlich gibt es den ersten Tumult
Im übrigen bleibt aber der Mann natürlich Mi-
nister.
VIII.
Er wechselt die Taktik und glaubt, humorvoll
zu sein mit der Bemerkung, daß sich in dem
Gebiet des heutigen Berlin noch die Säue ihre
Hintern an den Föhren wetzten, als Bayern
bereits ein Kulturstaat war, —
Da sich heute in Berlin die Säue nicht mehr
ihre Hintern an den Föhren wetzen, scheint
auch Bayern keinen Wert mehr darauf zu legen,
weiter Kulturstaat zu sein Denn der Mann
bleibt — Kultusminister!
IX
Ungeduldig warten nun Presse und Cabarett auf
seinen nächsten Streich (Er ist nämlich immer
noch Minister!)
X
Und nun eine bescheidene Anfrage:
Was muß der Mann noch alles für Unfug an-
stellen, um Minister bleiben zu können? Oho
ROIIGE ET *OI lt
Glücksspiel mit 7 Karlen im Kasino Weißblau
Schwarze Dame gewinnt
Roter Herzbube verliert
Direktor Müller lacht
Der Präsident bedauert
Dr. Hundhammer schweigt
Hans Schlögl für remis
Roßhaupter bleibt Optimist
Georg Reuter macht Kotau
Croupier Waldemar kündigt
Die Verlierer ziehen aus
Bankhalter Högner fallit
Die Pensionen gesichert
AUS DER LETZTEN RUNDE:
Das demokratische Spiel der Kräfte kann man nur bei
normalen Verhältnissen, aber nicht in dieser Notzeit
walten lassen. Erweckt es vor dem Hungerwinter nicht
den Eindruck, daß sich die Sozialdemokratie vor der
Verantwortung drücken will? i
Wenn Sie den Austritt aus der Koalition beschließen,
werde ich morgen mein Amt zur Verfügung stellen, Ich
bin kein Kleber!
Die Reaktion stützt sich auf die Trägheit der Massen
Wir haben eine revolutionäre Situation in aller Welt,
aber in Bayern eine müde Situation. In der Koalition
setzt die SPD nur das durch, was die CSU will.
Die negative Maßnahme des Austritts aus der Regierung
muß durch eine positive ersetzt werden. Wir müssen
den Landtag zur Auflösung bringen, sei es durch Selbst-
auflösung oder Volksentscheid.
Das Volk hat nicht viel Verständnis für Wahlen in die-
ser Notlage.
Hinter Dr. Ehard steht Schäffer, der zu seiner Herde
zurück will, aber auch das amerikanische Großkapital.
Wir haben gewußt, in welche Familie wir hineinheiraten,
mit einer Schwiegermutter, der Bayerischen Volkspartei
und einem Schwiegervater, der Kirche oder dem Königs-
haus, Ich beantrage, daß mit Dr. Josef Müller nicht
mehr verhandelt wird. Es ist unsinnig, aus der Re-
gierung auszutreten, weil wir dann in der Verwaltunc
für das Volk nichts tun können.
Auch in der Opposition können wir Einfluß nehmen auf
den Gang der Dinge. Die Verwaltung ist Feind unscrci
Sache.
Wir sind nicht mehr in der Lage, mit dieser Partei zu-
sammenzuarbeiten.
Was wir personell und verwaltungsmäßig nicht erreicht
haben, solange wir nach 1945 autoritär regierten, er-
reichen wir jetzt nicht mehr.
Die Schuldfrage, warum wir nicht mehr erreicht haben,
wird später zu klären sein.
Ich habe die feste Ueberzeugung. daß wir auch in Zu-
kunft groß und mächtig bleiben, wenn wir einig sind.
Wilhelm Högner, finde zu uns zurück! Adalbert Zech
EIN TRAGIS
Als man die Zimmertür aufgebrochen hatte,
lag Herr W, entseelt vor seinem Schreibtisch,
Der gewiegte Münchener Kriminalbeamte Wun-
derlich stellte zwar sogleich fest, daß ein Ver-
brechen nicht vorliegen könne, mußte jedoch
zugeben, daß auch die scharfsinnigste Kombi-
nation in diesem Falle versagen müsse, und nur
eine gerichtsärztliche Obduktion den rätselhaf -
ten Vorfall zu klären vermöge Allerdings, auf
dem Schreibtisch stand eine entkorkte Flasche,
und eine goldumränderte Etikette
SLI BOWITZ
1 92?
wies auf deren Innalt hin. Das Viertelsgläschen
aber, das der Flasche entnommen war, hätte
keinesfalls genügt, den Tod eines Menschen
durch alkoholische Vergiftung herbeizuführen
Zufällig ijtfr entdeckte man im Papierkorb ein
dünnes Heftchen, eine Art Tagebuch Der Arm
des Sterbenden mochte es vom Tisch dorthin
gefegt haben. Die Eintragungen waren unregel-
mäßig, oft nur in großen Zeitabständen erfolgt,
geschahen aber dann mit einer pedantischen
Akkuratesse, die selbst die Stunde und Minute
nicht vergaß. Die Aufzeichnungen des Sterbe-
tages lauteten:
9.38 Habe beim Ankleiden um 7.15 bemerkt
daß am Verschluß meiner Hose ein Knopf
fehlt, Suchen trotz Abrücken der Möbel,
Aufrollen der Teppiche, Abhängen der Bil-
der bis 9.35 vergeblich. Beschließe aus
Gründen des Anstandes einen neuen Knopf
zu erwerben.
10.17 Erstes Geschäft Knöpfe sind ausverkauft
Kann um Pfingsten 1948 neuerlich an-
fragen.
10.24 Zweites Geschäft. Knöpfe werden nur ge-
gen Lieferung von vier Kuhhörnern ab-
gegeben
10.38 Drittes Geschäft. Es sind nur Damen-
mantelknöpfe im Durchmesser von 5 cm
vorrätig.
11.01 Viertes Geschäft. Knöpfe nur im Tausch-
verfahren gegen Bohnenkaffee.
11.14 Fünftes Geschäft. Hosenknöpfe nur an
weibliche Jugendliche auf Marke 624.
11.38 Werde auf die Knopffabrik „Knofax" des
Direktors Hupfauer in Pasing aufmerksam
gemacht. Beschließe, dorthin zu fahren
12.05 Direktor Hupfauer hat eine Besprechung
Soll um 13 Uhr kommen.
13.00 Direktor Hupfauer ist soeben nach Mün-
chen gefahren. Soll um 16 Uhr kommen
16.00 Direktor Hupfauer gibt nur Posten von
1000 Stück ab. Könnte im Kompensations-
verfahren gegen 1 Kilo Rindfleisch tausend
Stück erhalten.
16.45 Treffe wieder in München ein.
17.10 Versuche in einer Seilerei einen Strick zu
erwerben Wird nur in Länge von 17 cm
abgegeben. Für Halsweite zu kurz.
ARBEITSSCHEU
CHER FALL
17.35 Stürze mich in die Isar. Wasserstand nur
0,14 Meter.
18 16 Zuhause. Beschließe den Hungertod durch
Normalverbrauch der Lebensmittelkarte.
18.24 Trete unter dem Schreibtisch auf etwas
Hartes. Der Knopf. Beschließe die Rettung
aus Lebensgefahr zu feiern
19 46 Habe auf dem Schwarzen Markt für
650 Mark eine Flasche Slibowitz erworben.
19 48 Es lebe das Leben! Der Schnaps hat einen
eigentümlichen Ge — — — — — — —
Die Untersuchung des Flascheninhaltes ergab
Seifenwasser unter Zugabe von Blausäure, Im
übrigen verliert der Fall durch den Umstand
an Absonderlichkeit, daß Todesart, und Sterbe-
stunde des Herrn W durch sein überaus un-
günstiges Horoskop bereits festgelegt waren. Es
hätten mithin selbst die tausend Knöpfe der
„Knofax" sein Leben auch nur um eine Minute
verlängern können A Wisbeck
Großväterchen schwätzt
Schau her, mein lieber Peter-Enkel,
Der Staat gibt uns noch keine Schuh',
Doch wenigstens schon ein Paar Senkel —
Komm', hör' mal Opa bißchen zu!
Was weißt du kleiner Kerl vom Leben?
Du weißt, daß Mutti Marken braucht —
Es soll wo Schokolade geben,
Und daß, wer reich ist, ,Chester' raucht
Und daß ich mal drei Häuser hatV:,
Die heute nur noch Trümmer sind —
Geerbt hat sie nun eine Ratte —
Du erbst die Schulden, armes Kind!
Wir könnten noch behaglich wohnen
Und Frost im Winter war' uns gleich —
Ein Reich gäb's, aber nicht vier Zonen —
Verstehst du. ohne drittes Reich!
Was nützt es, sich das auszumalen —
Sein Krieg, der blieb uns nicht erspart -
Du mußt nun immer doppelt zahlen,
Bei jedem Brief, bei jeder Fahrt!
Gab's keine Nazis, gäb's jetzt Kuchen —
Wir sah'n doch atstern Bilder an.
Wo Kinder ihre Ellern suchen,
Auch da ist Hitler schuld daran!
Drum laß dich, Peter!, nie beschwatzen
Mit Massenehre, Massenstolz —
Das gibt dann Roste statt Matratzen
Und gibt dann Wälder ohne Holz!
Laß dir den Rat von Opa geben:
Pfeif auf den ganzen Stimmenfang,
Nur eins gibt's: .ohne Furcht zu leben',
Doch dauert das noch sehr, sehr lang! E. Klotz
223
EINE VERDIENSTLISTE
I.
Ein Mann wirr-, Kultusminister Er ist doppelter
Doktor.
II.
Eine Ritter ersten „Großtaten": Die Feststellung,
das oberste Bildungsziel in Bavern sei die Ehr-
furcht vor Gott
Folge: Alte Tratsch-Weiber fühlen sich als Aus-
lese der Intelligenz Der Mann bleibt Minister.
III
Er macht sich beliebt bei Cabarett-Conferenciers:
Mit. der Forderung, die Flüchtlinge nach Kon-
fessionen getrennt anzusiedeln.
Folge: Der Mann bleibt Minister
IV.
Er wird über Nacht „berühmt" und macht sich
in der gesamten Oeffentlichkeit unmöglich:
Durch Einführung der Prügelstrafe.
Trotzdem: Der Mann bleibt weiter Minister
V.
Er bekommt durch seine Erfolge sichtlich Mut
und behauptet deshalb ausgerechnet vor dem
Politisch-Akademischen Klub, daß Bayern einei
der größten Staaten Europas sei.
Folge: Er darf sich weiter Doktor nennen —
und bleibt Minister.
VI.
Er wird langsam übermütig und fordert, an den
bayerischen Universitäten nur 20% Nichtbayern
zuzulassen
Folge. Die Studenten sagen nichts — und er
bleibt Minister.
VII.
Er überschlägt sich und fordert für Bayern
eine CSU-Diktatur unter gleichzeitiger Ableh-
nung der deutschen Wirtschaftseinheit
Folge: Endlich gibt es den ersten Tumult
Im übrigen bleibt aber der Mann natürlich Mi-
nister.
VIII.
Er wechselt die Taktik und glaubt, humorvoll
zu sein mit der Bemerkung, daß sich in dem
Gebiet des heutigen Berlin noch die Säue ihre
Hintern an den Föhren wetzten, als Bayern
bereits ein Kulturstaat war, —
Da sich heute in Berlin die Säue nicht mehr
ihre Hintern an den Föhren wetzen, scheint
auch Bayern keinen Wert mehr darauf zu legen,
weiter Kulturstaat zu sein Denn der Mann
bleibt — Kultusminister!
IX
Ungeduldig warten nun Presse und Cabarett auf
seinen nächsten Streich (Er ist nämlich immer
noch Minister!)
X
Und nun eine bescheidene Anfrage:
Was muß der Mann noch alles für Unfug an-
stellen, um Minister bleiben zu können? Oho
ROIIGE ET *OI lt
Glücksspiel mit 7 Karlen im Kasino Weißblau
Schwarze Dame gewinnt
Roter Herzbube verliert
Direktor Müller lacht
Der Präsident bedauert
Dr. Hundhammer schweigt
Hans Schlögl für remis
Roßhaupter bleibt Optimist
Georg Reuter macht Kotau
Croupier Waldemar kündigt
Die Verlierer ziehen aus
Bankhalter Högner fallit
Die Pensionen gesichert
AUS DER LETZTEN RUNDE:
Das demokratische Spiel der Kräfte kann man nur bei
normalen Verhältnissen, aber nicht in dieser Notzeit
walten lassen. Erweckt es vor dem Hungerwinter nicht
den Eindruck, daß sich die Sozialdemokratie vor der
Verantwortung drücken will? i
Wenn Sie den Austritt aus der Koalition beschließen,
werde ich morgen mein Amt zur Verfügung stellen, Ich
bin kein Kleber!
Die Reaktion stützt sich auf die Trägheit der Massen
Wir haben eine revolutionäre Situation in aller Welt,
aber in Bayern eine müde Situation. In der Koalition
setzt die SPD nur das durch, was die CSU will.
Die negative Maßnahme des Austritts aus der Regierung
muß durch eine positive ersetzt werden. Wir müssen
den Landtag zur Auflösung bringen, sei es durch Selbst-
auflösung oder Volksentscheid.
Das Volk hat nicht viel Verständnis für Wahlen in die-
ser Notlage.
Hinter Dr. Ehard steht Schäffer, der zu seiner Herde
zurück will, aber auch das amerikanische Großkapital.
Wir haben gewußt, in welche Familie wir hineinheiraten,
mit einer Schwiegermutter, der Bayerischen Volkspartei
und einem Schwiegervater, der Kirche oder dem Königs-
haus, Ich beantrage, daß mit Dr. Josef Müller nicht
mehr verhandelt wird. Es ist unsinnig, aus der Re-
gierung auszutreten, weil wir dann in der Verwaltunc
für das Volk nichts tun können.
Auch in der Opposition können wir Einfluß nehmen auf
den Gang der Dinge. Die Verwaltung ist Feind unscrci
Sache.
Wir sind nicht mehr in der Lage, mit dieser Partei zu-
sammenzuarbeiten.
Was wir personell und verwaltungsmäßig nicht erreicht
haben, solange wir nach 1945 autoritär regierten, er-
reichen wir jetzt nicht mehr.
Die Schuldfrage, warum wir nicht mehr erreicht haben,
wird später zu klären sein.
Ich habe die feste Ueberzeugung. daß wir auch in Zu-
kunft groß und mächtig bleiben, wenn wir einig sind.
Wilhelm Högner, finde zu uns zurück! Adalbert Zech
EIN TRAGIS
Als man die Zimmertür aufgebrochen hatte,
lag Herr W, entseelt vor seinem Schreibtisch,
Der gewiegte Münchener Kriminalbeamte Wun-
derlich stellte zwar sogleich fest, daß ein Ver-
brechen nicht vorliegen könne, mußte jedoch
zugeben, daß auch die scharfsinnigste Kombi-
nation in diesem Falle versagen müsse, und nur
eine gerichtsärztliche Obduktion den rätselhaf -
ten Vorfall zu klären vermöge Allerdings, auf
dem Schreibtisch stand eine entkorkte Flasche,
und eine goldumränderte Etikette
SLI BOWITZ
1 92?
wies auf deren Innalt hin. Das Viertelsgläschen
aber, das der Flasche entnommen war, hätte
keinesfalls genügt, den Tod eines Menschen
durch alkoholische Vergiftung herbeizuführen
Zufällig ijtfr entdeckte man im Papierkorb ein
dünnes Heftchen, eine Art Tagebuch Der Arm
des Sterbenden mochte es vom Tisch dorthin
gefegt haben. Die Eintragungen waren unregel-
mäßig, oft nur in großen Zeitabständen erfolgt,
geschahen aber dann mit einer pedantischen
Akkuratesse, die selbst die Stunde und Minute
nicht vergaß. Die Aufzeichnungen des Sterbe-
tages lauteten:
9.38 Habe beim Ankleiden um 7.15 bemerkt
daß am Verschluß meiner Hose ein Knopf
fehlt, Suchen trotz Abrücken der Möbel,
Aufrollen der Teppiche, Abhängen der Bil-
der bis 9.35 vergeblich. Beschließe aus
Gründen des Anstandes einen neuen Knopf
zu erwerben.
10.17 Erstes Geschäft Knöpfe sind ausverkauft
Kann um Pfingsten 1948 neuerlich an-
fragen.
10.24 Zweites Geschäft. Knöpfe werden nur ge-
gen Lieferung von vier Kuhhörnern ab-
gegeben
10.38 Drittes Geschäft. Es sind nur Damen-
mantelknöpfe im Durchmesser von 5 cm
vorrätig.
11.01 Viertes Geschäft. Knöpfe nur im Tausch-
verfahren gegen Bohnenkaffee.
11.14 Fünftes Geschäft. Hosenknöpfe nur an
weibliche Jugendliche auf Marke 624.
11.38 Werde auf die Knopffabrik „Knofax" des
Direktors Hupfauer in Pasing aufmerksam
gemacht. Beschließe, dorthin zu fahren
12.05 Direktor Hupfauer hat eine Besprechung
Soll um 13 Uhr kommen.
13.00 Direktor Hupfauer ist soeben nach Mün-
chen gefahren. Soll um 16 Uhr kommen
16.00 Direktor Hupfauer gibt nur Posten von
1000 Stück ab. Könnte im Kompensations-
verfahren gegen 1 Kilo Rindfleisch tausend
Stück erhalten.
16.45 Treffe wieder in München ein.
17.10 Versuche in einer Seilerei einen Strick zu
erwerben Wird nur in Länge von 17 cm
abgegeben. Für Halsweite zu kurz.
ARBEITSSCHEU
CHER FALL
17.35 Stürze mich in die Isar. Wasserstand nur
0,14 Meter.
18 16 Zuhause. Beschließe den Hungertod durch
Normalverbrauch der Lebensmittelkarte.
18.24 Trete unter dem Schreibtisch auf etwas
Hartes. Der Knopf. Beschließe die Rettung
aus Lebensgefahr zu feiern
19 46 Habe auf dem Schwarzen Markt für
650 Mark eine Flasche Slibowitz erworben.
19 48 Es lebe das Leben! Der Schnaps hat einen
eigentümlichen Ge — — — — — — —
Die Untersuchung des Flascheninhaltes ergab
Seifenwasser unter Zugabe von Blausäure, Im
übrigen verliert der Fall durch den Umstand
an Absonderlichkeit, daß Todesart, und Sterbe-
stunde des Herrn W durch sein überaus un-
günstiges Horoskop bereits festgelegt waren. Es
hätten mithin selbst die tausend Knöpfe der
„Knofax" sein Leben auch nur um eine Minute
verlängern können A Wisbeck
Großväterchen schwätzt
Schau her, mein lieber Peter-Enkel,
Der Staat gibt uns noch keine Schuh',
Doch wenigstens schon ein Paar Senkel —
Komm', hör' mal Opa bißchen zu!
Was weißt du kleiner Kerl vom Leben?
Du weißt, daß Mutti Marken braucht —
Es soll wo Schokolade geben,
Und daß, wer reich ist, ,Chester' raucht
Und daß ich mal drei Häuser hatV:,
Die heute nur noch Trümmer sind —
Geerbt hat sie nun eine Ratte —
Du erbst die Schulden, armes Kind!
Wir könnten noch behaglich wohnen
Und Frost im Winter war' uns gleich —
Ein Reich gäb's, aber nicht vier Zonen —
Verstehst du. ohne drittes Reich!
Was nützt es, sich das auszumalen —
Sein Krieg, der blieb uns nicht erspart -
Du mußt nun immer doppelt zahlen,
Bei jedem Brief, bei jeder Fahrt!
Gab's keine Nazis, gäb's jetzt Kuchen —
Wir sah'n doch atstern Bilder an.
Wo Kinder ihre Ellern suchen,
Auch da ist Hitler schuld daran!
Drum laß dich, Peter!, nie beschwatzen
Mit Massenehre, Massenstolz —
Das gibt dann Roste statt Matratzen
Und gibt dann Wälder ohne Holz!
Laß dir den Rat von Opa geben:
Pfeif auf den ganzen Stimmenfang,
Nur eins gibt's: .ohne Furcht zu leben',
Doch dauert das noch sehr, sehr lang! E. Klotz
223
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Arbeitsscheu"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur: Laubisch
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 223.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg