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Der Kavilttittivist

fl. U A D L E R

„Habe die Ehre . . . Sagen Sie, wie fallen
Ihnen nur immet so lächerliche Typen ein?"

,Die erfinde ich nicht, die sehe ich!"

„So, so... ich muß jetzt schon lachen, wenn
ich an Ihren nächsten Witz denke.. ."

,Über den werden Sie nicht lachen!'

Von jeher ist der 15. März
ein verdächtiger Tag in
der Geschichte der
Menschheit gewesen. Am

15. März des Jahres 44 vor Christi Geburt wurde
Gaius Julius Caesar ermordet. Am 15. März
des Jahres 1948 nach Christi Geburt tritt in
Bayern das Brauverbot in Kraft. Ein Mann, der
zum Symbol der Größe des alten Rom geworden
war, und ein Getränk, das mit Recht als Sym-
bol bayerischen Geistes und bayerischer Kultur
gilt, — beide erleiden am gleichen Tage den
Todesstoß! Wer wäre nicht erschüttert ange-
sichts dieser unheimlichen Parallele im Welt-
geschehen .!

Für Bayern ist überhaupt der ganze März ein
Schicksalsmonat, nicht nur gerade der fünf-
zehnte. Am 11. März 1848, als die sozialistische
Revolution in Deutschland zu München in einer
Bierrevolte nachzitterte, wurde der damalige
König, Se. Majestät Ludwig I., gezwungen, die
Tänzerin Lola Montez des Landes zu verweisen.
Wild ging es auf! Die Universität war schon
Anfang Februar geschlossen und die Burschen-
schaft „Alemannia" aufgelöst worden, erregte
Demonstrationen fanden vor der Residenz des
angestammten Herrscherhauses statt und die ge-
plante Erhöhung des Bierpreises um einen Kreu-
zer, einen Heller oder eine sonstige, heute in
Vergessenheit geratene Münzeinheit unterblieb.
Denn man fühlte, man durfte das Volk nicht
zum äußersten treiben ...

Ja, das war damals, vor 100 Jahren. Um wie-
vieles düsterer sieht es doch heute in unserem
Bayerland aus! Heute helfen keine politischen
Demonstrationen, heute geht es nicht um eine
Verteuerung des Bieres, heute geht es um die
Wurst! Bayern ohne Bier? Das ist dasselbe wie
Athen ohne Eulen, wie Havanna ohne Zigarren,
wie Jerusalem ohne den Groß-Mufti! Der bay-
erische Mensch, seines traditionellen Schluckes
Gerstensaftes beraubt, gleicht einem Wesen, dem
man das Herz aus dem Leibe gerissen hat. Der
Kern seines Seins ist ihm vernichtet. Lieber
würde er noch auf die Entnazifizierung verzich-
ten, so schwer es ihm auch fiele... Coventry,
Auschwitz, Dachau, der Krieg — alles war noch
tragbar, mit all dem konnte man sich seelisch
noch abfinden — — Aber Sudverbot? ! !
„Allzu straff gespannt zerreißt der Bogen!" Das
sollten manche, die heute über uns herrschen,
wohl bedenken ..!

„Vox populi, vox dei." Was sagt nun Gott dazu?
Staatssekretär Adam Sühler weist darauf
hin, daß 2000 bayerische Brauereien zum Er-
liegen kommen, wenn nicht ein Ersatzbierge-
tränk mit 0,6 Prozent Stammwürze in letzter
Minute doch noch genehmigt wird. Der Vor-
sitzende des Brauereiwirtschaftsverbandes, Dr.
H e i d i n g e r, sieht einen Rückgang der hei-
mischen Hopfenerzeugung und eine beträcht-
liche Erhöhung des Milchkonsums voraus. Di-
rektor M e s s n e r von der Münchener Löwen-
brauerei warnt vor einem katastrophalen Steuer-
ausfall: 400 Millionen Mark fließen alljährlich
dem Staatssäckel aus dem Brauereigewerbe zu.
Der Oberbürgermeister der Weltstadt des Bieres,
Dr. Scharnag 1, befürchtet, daß mit dem Ein-
stellen des Sudeins der Schwarzhandel noch
weiter um sich greifen und den Ehrenschild des
legalen Handelns besudeln werde.
Die Kellnerin Creszentia Roggenhofe r,
die seit 28 Jahren in einer Münchener Groß-
gaststätte beschäftigt ist, nimmt zur Frage der
Trockenlegung auf ihre trockene Art Stellung:
„Soweit kimmt's no, daß ma de Leut a W a s s a
zum Essen serfier'n muaß. Aba ohne mi! De
Schand überleb i net! I geh! I hab d'Nas'n voll
von dera Demograzie";-...."

Mr. van Dyk von der Ernährungsabteilung
der amerikanischen Militärregierung für Bay-
ern äußerte sein Verständnis für den Wunsch
der Bevölkerung nach Bier, fügte jedoch die
unmißverständlichen Worte hinzu: „Der Scha-
den, der Bayern aus dem Brauverbot erwächst,

LANDTÄGLICHES

Bei der Behandlung des Körgesetzes im Landwirt-
schaftsausschuß des Landtags vertrat ein CSU-Ab-
geordneter die Ansicht, daß es unbedingt notwendig
sei, die zum Decken zur Verwendung kommenden
Stiere nach ihren Qualitäten auszusuchen. Zur Be-
kräftigung seiner Meinung griff er sogar (ein Ur-
bayer!) auf Friedrich den Großen zurück: „Schon
Friedrich der Große hat das stärkste Weib mit dem
stärksten Mann gepaart, um kräftige Soldaten zu
bekommen!"

Zuerst Lebensborn, jetzt Körgesetz. ]omi

BRAUVERBOT

ist nicht so groß wie es
der Unwillen des ameri-
kanischen Steuerzahlers
sein würde, wenn er
erführe, daß von ihm bezahltes, nach Deutsch-
land eingeführtes Brotgetreide dort zu Bier ver-
arbeitet wird."

Ob wohl zum Schluß noch ein Urbayer zu Wort
kommen darf, — einer, der seine Heimat in
aller Welt berühmt gemacht hat, so daß ihr Name
heute zu einem Begriff in der Heilkunde ge-
worden ist? In seinem Buche „So sollt Ihr le-
ben!", erschienen im Verlag der Jos. Kösel'schen
Buchhandlung, Kempten, 1889, schreibt Seba-
stian Kneipp, Pfarrer zu Wörishofen, auf
Seite 72: „Der Schöpfer selbst hat uns ein Ge-
tränk besorgt, nämlich das

Wasser.

Wenn die Frage gestellt wird: Welches ist wohl
das beste unter allen Getränken, die von den
Menschen gebraucht werden? So gebe ich zur
Antwort: Was Gott erschaffen hat, ist gut, sonst
hätte es Gott nicht erschaffen. Was aber Men-
schen machen, ist und bleibt Menschenwerk! —
Zu diesen künstlichen Getränken gehört in
erster Linie das Bier. Frage einen Gottesacker,
wie viele hochbetagte Biertrinker er bekomme!
Du wirst die Antwort erhalten: Ich bekomme
recht viele Biertrinker im schönsten Alter ihres
Lebens, aber alte nur den einen oder anderen..."
(Seite 73) „Wenn die Tausende und Tausende
von Centnern Weizen und Gerste, aus denen
Bier gebraut wird, verwendet würden um gutes
Brod zu backen oder andere einfache Mehl-
speisen zu bereiten, wie viele Millionen Men-
schen könnten auf der Erde mehr leben und
gesund und glücklich sein!"
So steht es da. Bitte nachlesen!
Einstweilen aber noch einmal ein kräftiges Pro-
sit auf den Tag, wo nicht nur das Bier, sondern
auch vieles andere wiederkommen wird, — in
besserer Qualität denn je zuvor! Walter F. Kloedi

DAS IiAND DES LÄCHELNS

Ich gehe abends gern ins Kino,
weil man die Sorgen da vergißt.
Da sieht man Kleider
und auch leider,

wie man woanders trinkt und ... ist.
Sieht schöne Möbel, keinen Pöbel
und elegante junge Herrn,
die ständig rauchen,
denn sie brauchen

kaum was zu tun und nichts zu lern'n.

Das Kino ist das Märchenland des Lächelns,
für kleine Mädchen eine Traumfabrik.
Lebt man in Wirklichkeit im Land des Röcheins,
flieht man dorthin für einen Augenblick!

Ich gehe abends gern ins Kino,
weils da noch echte Treue gibt.
Da sieht man Küsse
und Genüsse,

und lernt, wie man sich wirklich liebt.
Da scheint der Mond zu jeder Stunde,
die weichen Birnen steh'n Spalier.
In jeder Lücke
spielt die Musike,

und selbst im Wald steht ein Klavier.

Das Kino ist das Märchenland der Liebe,
der holde Schein, der jedem gut gefällt.
Lebt man in Wirklichkeit im Zeitgeschiebe,
dann sehnt man sich nach dieser Zauberwelt.

Drum geh auch du recht oft ins Kino,
Damit du etwas Schönes lernst.
Oft ist es schaurig,
manchmal traurig,
doch niemals ist es wirklich ernst.
Da kannst du über andre lachen,
was man dir sonst nur übelnimmt.
Da wirst du sehen
und verstehen, •

daß irgend etwas nicht ganz stimmt:

Das Kino ist der Schwindel der Gesellschaft,
als Traumfabrik für Dumme sehr beliebt.
Da gibt's kein „Volk", das hart und ehrlich schafft,
da gibt's nur etwas,

was es gar nicht gibt! Heinz Hartwig

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Karikaturist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Radler, Max
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 4, S. 42.

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