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KÜNSTLER UND KALORIEN

M. Radler

DIE UNTRAGBARE ROLLE

GEMALTE ILLUSIONEN

LETZTER POETISCHER VERSUCH

MUSIKALISCHER SYMPATHIESTREIK

noch von dem Theater unserer kleinen Stadt übrig blieb,
waren die modernen Anzüge und die zehn Paar Schuhe,
dk sich die Herren Ex-Direktoren für .Bühnenzwecke'
beschafft hatten und die inzwischen den dunklen Weg der
Mangelware gingen. Nein, die Herren wurden noch nicht
niedergeschlagen und irgend eine Strafe erhielten sie
auch nicht für ihre Skrupellosigkeit. Denken Sie einmal an
— so friedliche Bürger sind wir in unserer kleinen Stadt.
Ja, der FRIEDE wird bei uns in Versalien geschrieben.
Und auch das Wort DEMOKRATIE. Vor allem aber das
Wort ORDNUNG. Letzteres vor allem vom Wohnungs-
amt unserer kleinen Stadt. Sie kennen sicherlich diese
Art von Ämtern. Sie halten immer auf Ordnung und
richten sich nach ihren Bestimmungen, weil andere Be-
stimmungen sie dazu zwingen.

Zu unserm Wohnungsamt kam kürzlich ein Mann. Ein
Flüchtling. Er kam nicht freiwillig, sondern war bestellt wor- '
den. Der Beamte ließ ihn pflichtgemäß wissen, daß sein
Wunsch, die irgendwo hausende Familie in unsere kleine
Stadt kommen zu lassen, nicht erfüllt werden könne.

Wo kämen wir da auch bloß hin? Ja, und dann machte '
ihn der Beamte noch darauf aufmerksam, daß auch er
wieder aus der Stadt verschwinden müsse, da er nur eine
vorübergehende AufenthaltsbewilUgung besäße. Er solle
dorthin gehen, woher er käme (mag der Beamte hinzu-
gesetzt haben).

KARL VALENTIN

Strizzi du und Philosoph,
Bauernschlau und damischdoof;
Denker du und Querulant,
Der die Schwere überwand,
Die er übertransponierte
Und so ad absurdum führte!
Als die Zeit dich unterboten,
Gingst du klanglos zu den Toten.

Der Mann war ein friedlicher Mann. Der Ausgewiesene
nämlich. Er nickte stumm und erklärte sich bereit, sein
Zimmerchen zu räumen. Für immer. Dann ging er zum
letztenmal nach Hause, um gewissermaßen den Koffer für
die weite Reise zu packen. Das Wohnungsamt hatte also
wieder einmal gesiegt.

Die Zeitung brachte ein paar Tage später sogar einen
Bericht über diesen Sieg. Wenn Sie vielleicht einen Blick
in diese Notiz werfen wollen . . :

Am Dienstag, morgens um 5 Uhr, erhängte s-ich
am Türschloß eines Zimmers im Hause End-
dorfer Au Nr. 11 der aus Brieg in Oberschlesien
gebürtige 67jähr. Konditormeister Paul Präkelt.

Willi Brandt Stadt.

Das Motiv des Selbstmordes wurde anschließend noch
ausführlich dargelegt. Der Ordnung halber, denn Ich sagte
Ihnen ]a schon, daß auch das Wort ORDNUNG in Ver-
salien geschrieben wird, wenigstens in unserer kleinen

Egon G. Schleinitz

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Künstler und Kalorien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Radler, Max
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 5, S. 59.

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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