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Meine Damen und Herren, treten Sie bitte näher,
kommen Sie heran an unsere beliebte Balustrade.
Wie bitte, Herr Zwischenrufer? Nein, Münchens
wirkliche Ines Grodhaus führen wir Ihnen erst in
unserem nächsten Programm vor. Außerdem sehen
Sie dann den Rosenheimer Shakespeare Alois Fisch-
bacher und — zum erstenmal gezeigt — einen
bayerischen Geistlichen in der ebenso schwierigen
wie undankbaren Aufgabe als Privatdetektiv. Pater
Gritschneder, der Name ist kein Geheimnis, wird
Ihnen in der Rolle des Geländeschnüfflers zeigen,
wie man, ohne Dietrich, ohne Revolver, ohne' Ge-
walt, nur begleitet von der tönenden Stimme der
Keuschheit, Drehbücher entführen kann. Denn Gottes
Wege sind nicht nur wunderbar, die seiner Diener
sind es auch.

Doch heute, verehrte Herrschaften, zeigen wir Ihnen
mehr, ja, halten Sie ruhig den Atem an, Sie er-
kennen Bayerns Politiker auf ihrem dornenbekränz-
ten Weg ins Ausland, Bayern zum Ruhm und zur
Ehre. Warum sich die Herren nicht mit deutschen
Politikern an einen Tisch setzen? Das verstehen Sie
nicht, mein Herr? Sie wundern sich darüber? Be-
ruhigen Sie sich, dies hat schon seine Richtigkeit.
Jeder Weg hat seinen Ausweg und sei es auch nur
ein Umweg und nicht alle Wege führen nach Rom,
so wie ihn Bayerns Kultusminister geht.

Aber gehen wir der Reihe nach: Bereits in unserem
ersten Bild sehen Sie eine der markantesten Ge-
stalten der bayerischen, nein, der europäischen Poli-
tik, Dr. Josef Müller, kurz der ,,Ochsensepp", auf
dem Wege nach Toulouse. Noch scheint sein Gemüt
nichts zu ahnen von den dunklen Flügelsch'ägen des
30. Mai. Die unvermeidliche Pfeife im Unions-Mund
zieht er seinen Weg. Behaglichkeit und Gutmütigkeit
strömen aus der Massivität seiner Gestalt. Wundern
Sie sich darüber, verehrte Herrschaften, daß .ihm
Frankreichs Boß, Maurice Schuman, verständnisvoll
entgegenkam? Ja, meine Herrschaften, Verständnis
ist -es, was Deutschland erringen muß und wenn
schon wenige Tage später entlassene Kriegsgefangene
in Freiburg bis auf die Unterhose ausgezogen wur-
den, so gilt es nicht Zeter und Mordio zu schreien,
sondern daran zu glauben, daß Müllers Mühlen
langsam, aber sicher mahlen.

In unserer nächsten Abteilung sehen Sie dann den
ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr.
Högner mit seinem moralischen Wiederaufrüstungs-
freund Dr. Horlacher auf dem Wege ins Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Seien Sie nicht neidisch,
auch dieser Weg ist notwendig, meine Herrschaften,
der Sozialismus hat es nötig, in Amerika gestärkt zu
werden und wer wäre dazu geeigneter als Bayerns
Wilhelm mit seiner ruhmreichen Laufbahn? Dr.

Horlacher aber hat eine einzigartige Gelegenheit,
vor dem Kongreß die Geheimwissenschaft seiner
landtäglichen Geschäftsordnung zu enthüllen und den
amerikanischen Abgeordneten zu beweisen, daß man
auch in ihrer Kronkolonie Politik zu machen ver-
steht.

Betrachten Sie noch kurz den Bamberger Staats-
anwalt Dr. Dehler bei seinem Aufenthalt in Den
Haag und richten Sie dann Ihr Auge auf den schwar-
zen Mann, Verzeihung, Dr. Dr. Hundhammer, am
Ende unseres Panoptikums, so werden Sie unschwer
die Kurzfristigkeit erkennen, mit der die bayerische
SPD ihren Wahlsieg in den Städten zu feiern ver-
mag. Denn Bayern marschiert, und sei es auch nur
im Pilgerkleid, zu den Kuppeln der Peterskirche.
Und damit, verehrte Herrschaften, beenden wir un-
sere heutige Vorstellung und sind fest überzeugt,
daß auch Sie überzeugt sind, daß Bayerns Inter-
essen im Ausland würdig vertreten sind. ' RTS

Ii III KOK KIDOIt

Hier rechts ist Luft — hier links ist Luft ...
Das stell'n Sie sich mal vor!
Dazwischen liegt — das heißt: da fliegt
ein luft'ger Korridor.

Wenn der auch keine Ecken hat,

eckt mancher darin an.

Wenn der auch hoch im Himmel schwebt,

er ist 'ne Höllenbahn!

Im Ost-Wohn-Block der letzte Gang,
ganz schmal und abgeschnürt,
der gleich vom Westportal in das
Berliner Zimmer führt.

Die ganzen schönen Räume sind
verfallen nach und nach.
Aus vielen Prunkgemächern ward
e i n großes Ungemach.

Wie stets in solchem Korridor

ist immer schlechte Sicht.

Die Weitsicht fehlt, die Vorsicht fehlt,

auch Rücksicht kennt man nicht.

Doch, wie gesagt, der Korridor
verbindet noch das Haus.
Zwar zieht es! Doch den letzten Zug,
den kriegt der Wirt noch raus!

Solang das erste „Geschoß" nicht kracht,
wird's }a noch nicht gemischt.
Noch fliegen in d e r Luft sie 'rum —
in d i e Luft fliegt noch nischt.

Zur Not müßt' man in 'n Keller rein.
Mal seh'n, wie weit man's treibt:
Ob uns der Luftweg bleiben kann —
Ob uns d i e Luft weg bleibt.

Hartwig

DIE MITARBEITER DES HEiTES

soweit sie in den bisherigen Heften noch nicht ver-
zeichnet waren: Heinz Bold, 8. 10. 1920, Augsburg;
Ernst Hoferichter, 19. 1. 1895, München, Helmut Breier,
18. 7. 1911, Charlottenburg; Rudolf T. Spitz, 12. 5. 1917,
München; Charlotte Singer und H. H. Kirst, Daten
folgen.

„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal

Bezugspreis im Vierteljahr DM 6.— zuzügl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag ..Der SfHPl" (1 reitag-Verlag), München 23. Werneckstr. 15a,
Fernruf 362072. Postscheckkonto: Der SIMPL, München Nr. 91999.—
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden: Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Klischees:
Brend'amour, Simhart & Co.. Graphische Kunstanstalt. Mün-
chen. — Druck: Süddeutscher Verlag GmbH.. München 2. .Send-
linger Straße 80. — Genehmigte Auflage: 100 000. — Auflage
dieser Nummer infolge Papiermangcls: 55 000. — Copyright by
Freitag-Verlag 1946. — Publishcd under Military-Government
Information Control License No US-E-148

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nach der Währungsreform"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wisbeck, Jörg
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 12, S. 142.

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