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Speer, Heino
Herrschaft und Legitimität: zeitgebundene Aspekte in Max Webers Herrschaftssoziologie (Teilw. zugl.: Bielefeld, Univ., Diss.) — Berlin, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.2606#0148
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Kapitel IV
Stadtsoziologie
Max Webers Stadtsoziologie, die im achten Kapitel des zweiten Tei-
les von „Wirtschaft und Gesellschaft" ihren Platz hat1, bietet eine in
sich geschlossene, stark historisch angereicherte und universalge-
schichtlich konzipierte Typologie der Stadt dar2. Über ihren Wert für
den Historiker bestehen freilich sehr unterschiedliche Ansichten. Karl
Bosl beispielsweise meint generell zum Weberschen Idealtypus und
speziell zu demjenigen der europäischen Stadt3: „Daß der ,Idealtypus'
ein wissenschaftlicher Begrifs ist, der sich von der geschichtlichen Wirk-
lichkeit abhebt, die er begreifen will, die aber nicht in den Begriff ein-
geht, weil sie sich selbst nicht ausspricht, das macht ihn zwar zu einem
brauchbaren Werkzeug wissenschaftlicher Zusammenfassung geschicht-
licher Fakten, aber birgt vom Standpunkt des Historikers aus so viele
Fehlerquellen in sich, wie der Webersche Idealtypus der europäischen
Stadt zeigt, daß man entweder ihn ausgeben oder bekennen muß, daß
noch sowenig historische Vorarbeiten geleistet und Einzelfakten erar-
beitet sind, daß er vorläufig an Substanzlosigkeit notwendig leiden
muß4." Dieser Skepsis eines Historikers gegenüber der idealtypischen
Methode steht die grundsätzliche Zustimmung gerade zur Stadtsozio-
logie entgegen, die ein Stadtgeschichtsforscher so formuliert hat5: „Ist

1 Zuerst als selbständiger Aufsatz posthum im Archiv sür Sozialwissen-
schast und Sozialpolitik, Bd. 47 (1921) S. 621 ff., veröffentlicht. Nach dem
Plan sür den Grundriß der Sozialökonomik war die Stadtsoziologie aber
von Anfang an sür den Abdruck in „Wirtschast und Gesellschast" vor-
gesehen.
2 Ganz wesentlich hierzu auch die Ausführungen in dem Artikel „Agrar-
verhältnisse im Altertum", in: SWg., S. 1 sf. Hier ist die Typologie der antiken
wie auch der mittelalterlichen Stadt teilweise sogar schärser herausgearbeitet
als in der Stadtsoziologie.
s Bosl, Der „Soziologische Aspekt", S. 52.
4 Vgl. die Ansicht Bosls, Max Weber habe „einen allgemeingültigen .Ideal-
typ' der Stadt" gesordert (Karl Bosl, Staat, Gesellschast, Wirtschaft im
deutschen Mittelalter [= Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte,
Bd. 7], München 1973, S. 193). Aus die Irrigkeit dieser Ansicht hat Abra-
mowski, Geschichtsbild, S. 107, Anm. 82, ausmerksam gemacht. Expressis
verbis findet sich die Zielsetzung typologischer Betrachtungsweise Webers
in SWg., S. 257.
« Carl Haase, Die Stadt des Mittelalters, Bd. I, Darmstadt 1969, S. 2. Vgl.
auch Alsred Heuss, Max Webers Bedeutung sür die Geschichte des griechisch-
10*
 
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