§. 2. Beziehungen Deutschlands zu ausländischen Hochschulen.
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hohem Ansehen in der Juristenwelt gebracht, überhaupt
gleich den nördlichen Schwesteruniversitäten von jeher vor-
zugsweis eine Rechts schule, 82 hat zwar nie für Deutsch-
land die Bedeutung erreicht, wie jene uns näher gelegenen
Universitäten, aber es wird doch von Perugia ein Rück-
schluss auf letztere gestattet sein, soweit es sich im All-
gemeinen um die Ausbreitung deutscher Studirenden über
Italien handelt.
Während im Jahre 1339 83 13 Deutsche in Perugia
immatrikulirt sind, enthält die Matrikel der Jahre 1517 bis
1564, also eines halben Jahrhunderts, nicht mehr als zwei
deutsche Namen, und die der Jahre 1538 bis 1564, also
eines fast dreissigjährigen Zeitraums, keinen einzigen deut-
schen Namen. In den diesen beiden letztern Perioden vor-
ausgegangenen fünf Jahren von 1511 bis 1516 sind 9 Deutsche
immatrikulirt. Soweit deren Heimathsort angegeben ist,
stammen sie aus Cöln, Trier, Münster und Lübeck; der
Mehrzahl nach wurden sie unter der Bezeichnung „dominus"
inscribirt; wir haben also in ihnen anscheinend Geistliche
der betreffenden Bisthümer und damit überhaupt wohl Aus-
läufer derjenigen Periode zu suchen, in welcher die deutsche
Geistlichkeit nach Italien zog.84 Nachdem dann mehrere
82 Padeletti l. c. (s. Note 80) VI, p. 101.
83 Die Matrikel dieses Jahres ist jüngst von Padeletti a. a. 0. (vgl.
Note 80) edirt. Danach lehrten damals 4 DD. eher. (3 Italiener, 1 Spa-
nier), 3 DD. leg. (sämmtlich Italiener), 3 DD. med. (2 Italiener, 1 Franzose),
1 D. philos. (Italiener) und 1 D. in loyca (ein Deutscher: Johannes Theo-
tonicus). Der Scholaren sind im Ganzen ■— abgesehen von denen aus der
Stadt Perugia, welche in die Matrikel nicht aufgenommen wurden — 142.
Darunter sind 23 Mediciner; sie führen alle die Bezeichnung magister;
es sind 21 Italiener, 1 Engländer und 1 Deutscher: Gibertus de Guastalia
(Westphalen?). Von den übrigen, durchweg mit dominus bezeichneten,
also wohl geistlichen 119 Scholaren, deren Facultätsstudium nicht ange-
geben ist, sind 102 Italiener, 12 Deutsche, 3 Spanier und 2 Franzosen.
Soweit die Heimath der Deutschen specieller erkennbar ist, gehören sie
Böhmen an, mithin dem Theile Deutschlands, in welchem sich bald
danach zuerst das Bedürfniss einer eignen deutschen Hochschule geltend
machte. Unter den 12 Deutschen werden nämlich 2 als böhmische Be-
nedictiner und einer als von Prag bezeichnet.
84 Ueber 2 Breslauer Domherrn dieser Periode s. oben Note 11. —
Ein in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts in Perugia ge-
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hohem Ansehen in der Juristenwelt gebracht, überhaupt
gleich den nördlichen Schwesteruniversitäten von jeher vor-
zugsweis eine Rechts schule, 82 hat zwar nie für Deutsch-
land die Bedeutung erreicht, wie jene uns näher gelegenen
Universitäten, aber es wird doch von Perugia ein Rück-
schluss auf letztere gestattet sein, soweit es sich im All-
gemeinen um die Ausbreitung deutscher Studirenden über
Italien handelt.
Während im Jahre 1339 83 13 Deutsche in Perugia
immatrikulirt sind, enthält die Matrikel der Jahre 1517 bis
1564, also eines halben Jahrhunderts, nicht mehr als zwei
deutsche Namen, und die der Jahre 1538 bis 1564, also
eines fast dreissigjährigen Zeitraums, keinen einzigen deut-
schen Namen. In den diesen beiden letztern Perioden vor-
ausgegangenen fünf Jahren von 1511 bis 1516 sind 9 Deutsche
immatrikulirt. Soweit deren Heimathsort angegeben ist,
stammen sie aus Cöln, Trier, Münster und Lübeck; der
Mehrzahl nach wurden sie unter der Bezeichnung „dominus"
inscribirt; wir haben also in ihnen anscheinend Geistliche
der betreffenden Bisthümer und damit überhaupt wohl Aus-
läufer derjenigen Periode zu suchen, in welcher die deutsche
Geistlichkeit nach Italien zog.84 Nachdem dann mehrere
82 Padeletti l. c. (s. Note 80) VI, p. 101.
83 Die Matrikel dieses Jahres ist jüngst von Padeletti a. a. 0. (vgl.
Note 80) edirt. Danach lehrten damals 4 DD. eher. (3 Italiener, 1 Spa-
nier), 3 DD. leg. (sämmtlich Italiener), 3 DD. med. (2 Italiener, 1 Franzose),
1 D. philos. (Italiener) und 1 D. in loyca (ein Deutscher: Johannes Theo-
tonicus). Der Scholaren sind im Ganzen ■— abgesehen von denen aus der
Stadt Perugia, welche in die Matrikel nicht aufgenommen wurden — 142.
Darunter sind 23 Mediciner; sie führen alle die Bezeichnung magister;
es sind 21 Italiener, 1 Engländer und 1 Deutscher: Gibertus de Guastalia
(Westphalen?). Von den übrigen, durchweg mit dominus bezeichneten,
also wohl geistlichen 119 Scholaren, deren Facultätsstudium nicht ange-
geben ist, sind 102 Italiener, 12 Deutsche, 3 Spanier und 2 Franzosen.
Soweit die Heimath der Deutschen specieller erkennbar ist, gehören sie
Böhmen an, mithin dem Theile Deutschlands, in welchem sich bald
danach zuerst das Bedürfniss einer eignen deutschen Hochschule geltend
machte. Unter den 12 Deutschen werden nämlich 2 als böhmische Be-
nedictiner und einer als von Prag bezeichnet.
84 Ueber 2 Breslauer Domherrn dieser Periode s. oben Note 11. —
Ein in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts in Perugia ge-