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Geschichte der Funde.

Erste Funde 1835 und in den folgenden Jahren.

lieber die ersten Arbeiten vor den Propyläen und die
Wiederaufrichtung des Tempels der Athena Nike liegen ein-
gehende Berichte von Ludwig Ross vor in dem Kunstblatt
1835 No. 20. 45. 76. 77. 78. 7g und in dem Werke »Die
Akropolis von Athen nach den neuesten Ausgrabungen. Erste
Abteilung-: Der Tempel der Nike apteros von L. Ross,
Ed. Schaubert und Christian Hansen. Berlin 183g.«

Während seiner Anwesenheit in Athen im August 1834
fasste Leo von Klenze den Plan zu einer vollständigen Reini-
gung des Bodens der Akropolis von den Trümmern und
Schutthaufen moderner Gebäude und zur Wiederaufrichtung
der Säulen und Cellamauern des Parthenon, soweit sie aus
den vorhandenen Ueberresten geschehen könne. Noch unter
Klenzes persönlicher Leitung wurde ein Anfang am Parthenon
gemacht und gleichzeitig das mittlere der modernen Gewölbe,
welche die Propyläen sperrten, durchgeschlagen und auf
diese Weise der alte Eingang zur Akropolis wieder eröffnet,
durch welchen König Otto am 10. September feierlich ein-
zog. Vom 4./16. desselben Monats ist das auf Klenzes An-
trag erlassene königliche Decret, welches Ross die Leitung
der Ausgrabungen auf der Akropolis übertrug und ihm
Schaubert und Kleanthes, für welchen Hansen eintrat, bei-
ordnete.

Zunächst wurde am südwestlichen Abhänge der Akro-
polis, zwischen dem südlichen Flügel der Propyläen und dem
Odeion des Herodes, eine Wohnung für die sechs zur Be-
wachung der Akropolis bestimmten Invaliden erbaut. Dann
wurden am westlichen Ende die beiden Nischen im Unterbau
des damals verschwundenen Tempels der Athena Nike von
dem sie verschliessenden modernen Gemäuer gereinigt. An
dem westlichen Ende wurde ferner ein Anfang mit Abbrechung
der modernen Zimmer der unteren Batterien und der oberen
Batterie zunächst am Piedestal des Agrippa gemacht. Die
unteren Batterien, von denen Ross spricht, waren die tieferen
türkischen Befestigungen, die obere, welche er und seine
Freunde sich gegenüber sahen, war eine grosse aufgemauerte
Schanze, welche, auf dem Pyrgos der Athena Nike sich er-
hebend, von da nach dem Postament des Agrippa hinüber-
lief, wo ein gewölbtes Thor durch die Batterie hindurch
Einlass gab. Diese grosse Schanze war 1687 vorhanden, als
Verneda seine Pläne und Ansichten der Akropolis aufnahm.

Elf Jahre vorher, 1676, hatten Spon und Wheler den kleinen
Tempel der Athena Nike noch aufrecht gesehen *). In dieser
Zwischenzeit also ist der Tempel zerstört und sind seine
Werkstücke verbaut worden. Er ist zum Opfer gefallen, als
man damals entweder die ganze Schanze neu aufrichtete oder
dieselbe, wenn sie schon vorhanden war, vergrösserte, nach
Süden verbreiterte und beträchtlich erhöhte 2).

Die wirkliche Abtragung der Batterie wurde im April
1835 begonnen. Ross stiess zunächst auf eine ziemlich lockere
Erdschicht, welche Cassetten von der Decke der Propyläen
enthielt und am äussern Rande mit solchen Cassetten belegt
war. Das Mauerwerk selbst bestand aus dreierlei Arten. Ein
fester, sieben bis acht Meter starker Kern in der Mitte barg
in sich antike Werk- und Sculpturstücke verschiedener Art,
auch Gegenstände aus byzantinischer Zeit, aber weder Teile
der Propyläen noch solche des Tempels der Athena Nike.
An diesen Kern war aussen und innen eine Mauer angelehnt.
Die äussere war fast nur aus Bruchsteinen aufgeführt. »Die
innere aber, gegen die Propyläen gewandte Mauer — so
lauten Ross' eigne Worte ■—■ bestand fast lediglich aus den
Resten des Tempels des ungefiügelten Sieges, und zwar waren
die Quadern, Gesimse und Architrave grösstenteils in die
Fläche der Wand eingemauert, die Säulen aber, die Kapi-
telle, Friesstücke u. s. w. zur Füllung des inneren Raumes
verwandt worden, welchem Umstand man ihre Erhaltung,
und namentlich ihre Bewahrung vor den Händen der reisen-
den Kunstfreunde, zu danken hat.«

Die Folgerungen, welche Ross aus dem Thatbestand zieht,
sind einleuchtend. Der Kern der Mauer bestand vor der Zer-
störung des Tempels der Athena Nike; Ross vermutet, dass er

J) Spon, Voyage d'Italie, de Dalmatie, de Grece, et du Levant. Lyon
1678 II S. 137 f. Vergl. Laborde, Athenes aux XVe, XVIe et XVIIe siecles II
S. 115 ff. 141.

2) Laborde a. a. O. S. 116: Les Turcs savaient par leurs tmissaires, ils
avaient appris par les fuyards de la Morfa que toutes les places attaquies par
les Vinitiens avaient eti sous le feu d'une artillerie formidable. II s'agissait
donc ä'opposer, ä ces tnoyens Sattaque, des moyens de defense plus puissants, il
fallait fortifier VAcropole ä son entre'e, c'est-ä-dire ä l'occident et puisqu'on ne
pouvait abbaisser la colline du Musie qui la eommande de ee cöti, surüever les
murs et dresser une nouvelle batterie capable de doubler celle qui difendait dejä
les PropyUes.

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