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Zweites Kapitel. Gemeinsame Gegenstände der altchristlichen Bilderzyklen. 67

den beiden Prozessionen von Märtyrern und Märtyrerinnen, deren Kronen mit dem Kranz
in eins verschmolzen sind (Taf. 78, 2).

§ 10. Rom die Quelle der altchristlichen Bilderzyklen von Neapel, S. Prisco,

Nola, Mailand und Ravenna.

Wir haben im vorhergehenden eine Reihe von Berührungspunkten zwischen den alt-
christlichen Bilderzyklen Roms und denen von Neapel, S. Prisco, Mailand und Ravenna fest-
gestellt. Wir haben gesehen, daß bei den ältesten Mosaiken die Farbe der Hintergründe
die nämliche war, die Vergoldung nach denselben Prinzipien geschah und daß vielfach auch
die gleichen Gegenstände wiederholt wurden. Eine solche Übereinstimmung setzt not-
wendigerweise einen gemeinsamen Ursprung der Zyklen voraus, und dieser kann nur in
Rom, dem Mittelpunkt des Reiches, angenommen werden. Rom hatte die ältesten Bilder-
zyklen; dort waren die gemeinsamen Sujets seit Jahrzehnten und selbst Jahrhunderten in
Übung, bevor sie in Neapel und den übrigen Orten zur Verwendung kamen. Tatsächlich
lassen sich die Monogramme in Rom bis in das 2., die Märtyrergestalten mit der Krone
bis in das 3. Jahrhundert verfolgen, und von allen übrigen gemeinsamen Gegenständen
bietet die römische Monumentalkunst die Primizien. Speziellere Beweise werden wir für
Neapel und demgemäß auch für S. Prisco namentlich in den Kapiteln über die neapoli-
tanische und lateranensische Taufkirche bringen. Für die nolanische Basilika wollen wir es
hier an einem zerstörten Apsismosaik und für Ravenna an dem von Neon ausgeschmückten
Baptisterium der Orthodoxen zeigen.

1. Ein zerstörtes Apsismosaik des hl. Paulin von Nola.
Es wurde schon bemerkt, daß Paulin von Nola an der Ausschmückung seiner Kirchen
persönlich beteiligt war. Von dem seit langer Zeit zerstörten Apsismosaik seiner nolanischen
Basilika mit einer interessanten Darstellung des Kreuzes und der Trinität1 hat er uns den
„titulus", d. i. die erklärende Unterschrift hinterlassen. Seine Worte sind so genau, daß es
nicht schwer fällt, das wichtige Bild im Geiste zu rekonstruieren2. Die Hand Gottes be-
hauptete ihren gewohnten Platz in dem Scheitelpunkt der Apsis, über dem Kreuz; sie
machte den Redegestus: „vox Patris caelo tonat", „vox paterna".3 Ein Kranz oder ein

1 Eine Rekonstruktion brachte Wickhoff, Das Apsismosaik Quorum figura est in columbarum choro.
in der Basilika des hl. Felix zu Nola, in Rom. QuartalschrA889, Pia Trinitatis unitas Christo coit

158—176. Die auf S. 169 abgedruckte Abbildung: wurde von Habente et ipsa Trinitate insignia:

Zimmermann (Giollo 6) wiederholt. Deum revelat vox paterna, et Spiritus,

2 Ep. 32, 10: Migne, PL 61, 336; ed. Hartel 286: Sanctam fatentur crux et agnus victimam,

„Pleno coruscat Trinitas mysterio, Regnum et triumphum purpura et palma indicant.

Stat Christus agno, vox Patris caelo tonat Petram Superstat ipse petra Ecclesiac,

Et per columbam Spiritus Sanctus fluit. De qua sonori quattuor fontes meant,

Crucem Corona lucido cingit globo, Evangelistae viva Christi flumina.

Cui coronae sunt Corona apostoli, 3 Vgl. Jo 12, 28ff.
 
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