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WIN CK ELMANNSKLEINE S'C H RI FT EN

wenn dieselben eine kühne und mächtige Erhoben-
heit und Ausschweifung erhalten. Man gedenke
hierbei an die kannellierten Säulen am Tempel des
Jupiter zu Agrigent, in deren einzigem Reife ein
Mensch füglich stehen konnte. Diese Verzierungen
sollen nicht allein an sich wenig sein, sondern sie
sollen auch aus wenig Teilen bestehen, und diese
Teile sollen groß und frei ausschweifen.
Das erste Gesetz (um wieder auf die Allegorie zu
kommen) könnte in sehr viele subalterne Regeln
zergliedert werden, aber die Beobachtung der Natur
der Sachen und der Umstände ist allezeit das all-
gemeine Augenmerk der Künstler, und was die Bei-
spiele betrifft, so scheint hier der Weg der Wider-
legung lehrreicher als der Weg der Vorschrift.
Es ist zwar nicht zu verlangen, daß alle Verzierungen
und Bilder der Alten, auch sogar auf ihren Vasen
und Geräten, allegorisch sein sollen. Die Erklärung
von vielen derselben würde auch sehr mühsam wer-
den oder auf bloßen Mutmaßungen beruhen.
Ich glaube, man hat Ursache, in den meisten Bildern
des Altertums Allegorien zu suchen, wenn man er-
wägt, daß die Alten sogar allegorisch gebaut haben.
Ein solches Werk war die den sieben freien Künst-
lern geweihte Galerie zu Olympia, in welcher ein
abgelesenes Gedicht durch den Widerhall siebenmal
wiederholt wurde.

Noch gelehrter war der Bau des Tempels der Tu-
gend und der Ehre, welchen Marcellus unternahm.
Da er die Beute, welche er in Sizilien gemacht hatte,
hierzu bestimmte, wurde ihm sein Vorhaben durch

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