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ÜBER GEGENSTÄNDE DER ALTEN KUNST

mälde die Sauberkeit des Pinsels ein großer Wert
desselben. Dieses muß aber von Verschmelzung der
Tinten unterschieden werden; denn eine baumrinden-
mäßige Fläche einer Statue würde so unangenehm
sein, als ein bloß mit Borstpinseln ausgeführtes Bild,
sowohl in der Nähe als in der Ferne. Man muß
mit Feuer entwerfen und mit Phlegma ausführen.
Meine Meinung geht auf solche Arbeiten, deren
größtes Verdienst der Fleiß allein ist, wie die aus der
Berninischen Schule in Marmor, und die von Denner,
Seybold und ihresgleichen auf Leinwand.
Mein Leser! Es ist diese Erinnerung nötig. Denn da
die meisten Menschen nur an der Schale der Dinge
umhergehen, so zieht auch das Liebliche, das Glän-
zende unser Auge zuerst an, und die bloße Warnung
für Irrungen, wie hier nur geschehen können, macht
den ersten Schritt zur Kenntnis.
Ich habe überhaupt in etlichen Jahren meines
Aufenthalts in Italien eine fast tägliche Erfahrung,
wie sonderlich junge Reisende von blinden Führern
geleitet werden und wie nüchtern sie über die Meister-
stücke der Kunst hinflattern. Ich behalte mirvor, einen
ausführlicheren Unterricht hierüber zu erteilen.

ii

VON DER GRAZIE IN WERKEN DER KUNST

Die Grazie ist das vernünftig Gefällige.1 Es ist ein
Begriff von weitem Umfange, weil er sich auf alle
Handlungen erstreckt. Die Grazie ist ein Geschenk
des Himmels, aber nicht wie die Schönheit. Denn er

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