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Jellinek, Max Hermann
Friedrich von Schwaben: aus der Stuttgarter Handschrift (Deutsche Texte des Mittelalters, Band 1) — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.2058#0004
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VI

mittelalterlichen deutschen Prosa ausgiebig berücksichtigt, die erzählende, lehrhafte,
technische, wissenschaftliche Literatur, die Formularien und Übersetzungen in ihren
charakteristischen Typen und bedeutenderen Leistungen vertreten werden. Und neben
die Ausgaben einzelner größerer Werke werden sich Sammelbände stellen, die kleinere
poetische und prosaische Denkmäler im Anschluß an die Zusammensetzung der hand-
schriftlichen Sammlungen vereinigen.

Schon im Interesse des schnellen Fortganges dieser Publikationen hat die Preußische
Akademie der Wissenschaften von kritischen Ausgaben grundsätzlich abgesehen. Es
soll durchweg eine möglichst gute und alte Handschrift wiedergegeben werden. Diese
Absicht bedeutet nur teilweise einen Verzicht. Wie saubere Handschriftenabdrücke
die beste Vorarbeit bilden für spätere philologisch erschöpfende Editionen, so haben
sie zugleich ihren dauernden selbständigen Wert, insofern sie annähernd die Gestalt
veranschaulichen, in der die Werke des Mittelalters wirklich gelesen worden sind. Für
die Entwicklung der Sprache wie für das innere literarische Leben, zumal auch für
die Geschichte des Publikums und seines Geschmacks hat das seine besondere Be-
deutung; der Handschriftenabdruck leistet da Dienste, die durch kritische Ausgaben
nie ersetzt werden können.

Ein konsequent genauer Abdruck, der der Handschrift in allen Fehlern, Aus-
lassungen, Abkürzungen und Unarten folgte, hätte der Lesbarkeit des Textes zuweilen
ernstlich geschadet. Ihr gewisse Zugeständnisse zu machen, empfahl sich der
Akademie um so mehr, als auch der peinlichste Handschriftenabdruck immer noch
in gemessener Entfernung vom Original bleibt, es nie ganz ersetzen kann. Die Akademie
hat versucht, der Treue und der Lesbarkeit zugleich durch die folgenden Grundsätze
gerecht zu werden, die, angreifbar ivie jeder Kompromiß, doch der fruchtbaren
Wirkung dieser Ausgaben hoffentlich zugute kommen sollen.

1. Der Herausgeber druckt die zur Publikation bestimmte Handschrift genau ab.
Nur sollen rein orthographische Eigentümlichkeiten, wie z. B. der Gebrauch von u
und v, i und j, f und s, 1 und 1, cz und tz, von ff, ff im Anlaut u. ähnl., nicht
peinlich kopiert, sondern sachgemäß geregelt und gemildert oder beseitigt werden; in
der Einleitung (siehe unter VI) soll darüber im einzelnen Rechenschaft abgelegt
werden. Abkürzungen sind aufzulösen; besteht ein Zweifel über die Auflösung, so
ist die handschriftliche Abbreviatur unter dem Text zu vermerken. Jede Schreibung,
die lautliche Bedeutung haben kann, ivird beibehalten.1)

2. Der Herausgeber interpungiert den Text, möglichst nach den Grundsätzen
der knappen und prägnanten Lachmannschen Interpunktion; er setzt die Verse ab
und kennzeichnet größere Sinneseinschnitte durch Absätze, sofern das in der Hand-
schrift nicht schon geschehen ist; er versieht die Eigennamen mit großen Anfangs-

') Zwischen den Worten und Silben, die die Handschrift gegen unsern Gebrauch zusammen-
schreibt oder trennt, wird künftig ein kleineres Spatium, als es sonst zwischen Worten üblich ist, an-
gewendet werden: so daß auch diese für Syntax und Satzton zuweilen lehrreichen Eigentümlichkeiten
unaufdringlich zum Ausdruck kommen.
 
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